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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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hatte
ich nicht gedacht.«
    »Die Strecke betrug über siebenhundert. Alles Fußsoldaten,
natürlich. Keiner der Ritter wurde verwundet – mit Ausnahme des einen, der vom
Pferd fiel und sich das Bein brach.«
    Als der Magier sah, daß Arthur nicht antworten würde, fuhr
er fort:
    »Ich vergaß, daß Ihr Euch ein paar äußerst unangenehme
Kratzer zugezogen habt.«
    Arthur betrachtete seine Fingernägel.
    »Ich hasse Euch, wenn Ihr Euch aufspielt.«
    Merlin war amüsiert.
    »So ist’s recht«, sagte er, hakte sich beim König unter und
lächelte erfreut. »Das gefällt mir schon besser. Behauptet Euch – das ist die
Devise. Um Rat zu fragen, ist fatal. Außerdem werd’ ich nicht mehr lange hier
sein, um Euch Rat zu geben.«
    »Was soll das alles – nicht mehr lange hier sein, und
Grabhügel, und so weiter?«
    »Es hat nichts zu bedeuten. Es steht mir bevor, mich in
Bälde in ein Mädchen namens Nimue zu verlieben, und dann lernt sie meine Zaubersprüche
und sperrt mich für etliche Jahrhunderte in einer Höhle ein. Das gehört nun
mal zu den Dingen, die eintreten werden.«
    »Aber Merlin, wie entsetzlich! Jahrhundertelang in einer
Höhle festzusitzen wie eine Kröte im Loch! Dagegen müssen wir aber was
unternehmen.«
    »Unsinn«, sagte der Zauberer. »Wovon sprach ich doch
gleich?«
    »Von diesem Mädchen – «
    »Ich sprach davon, daß Ihr nie einen Ratschlag annehmen
dürft. Nun ja, ich geb’ Euch jetzt einen. Ich gebe Euch den Rat, über Kämpfe
nachzudenken, und über Euer Reich Gramarye, und über derlei Dinge, die ein
König zu tun hat. Werdet Ihr das tun?«
    »Natürlich werd’ ich das. Aber die Sache mit dem Mädchen,
das Eure Zaubersprüche lernt…«
    »Es geht nämlich nicht nur um Könige, sondern auch um die
Leute. Als Ihr sagtet, es sei ein herrlicher Kampf gewesen, da dachtet Ihr wie
Euer Vater.
    Ich möchte, daß Ihr wie Ihr selber denkt, damit meine
Erziehung zu etwas nütze war – später, wenn ich in einem Loch eingesperrt
bin.«
    »Merlin!«
    »Schon gut, schon gut. Ich hab’ bloß Mitleid erregen
wollen. Einerlei. Es sagt sich halt so daher. Dabei dürfte es zauberhaft sein,
sich ein paar hundert Jahre ausruhen zu können; und was Nimue angeht: ich
denke häufig an sie zurück. Nein, nein, das Wichtigste ist das Für-Euch-selber-Denken
und die Angelegenheit mit der Kämpferei. Habt Ihr jemals ernsthaft über den
Zustand Eures Landes nachgedacht, zum Beispiel, oder wollt Ihr Euer ganzes
Leben lang wie Uther Pendragon sein? Schließlich und endlich seid Ihr ja der
König, hol’s der Henker.«
    »Ich habe nicht allzuviel nachgedacht.«
    »Nein. Dann wollen wir das jetzt mal gemeinsam tun. Wie
war’s, wenn wir über Sir Bruce Sans Pitié nachdenken würden, Euem gälischen
Freund?«
    »Über diesen Kerl?!«
    »Genau. Und weshalb sagt Ihr das so?«
    »Er ist ein Schwein. Er reitet rum und mordet junge Mädchen
– und wenn ein richtiger Ritter auftaucht, um sie zu retten, dann reißt er aus,
so’ schnell sein Gaul galoppiert. Er züchtet besonders schnelle Pferde, so daß
niemand ihn einholen kann, und außerdem ersticht er Leute von hinten. Er ist
ein richtiger Marodeur. Ich würde ihn auf der Stelle töten, wenn ich ihn
kriegen könnte.«
    »Na ja«, sagte Merlin, »ich glaub’ nicht, daß er sich von
den anderen sehr unterscheidet. Was ist dieses ganze Rittertum überhaupt? Es
bedeutet doch nur, daß man reich genug ist, um eine Burg zu haben und eine Rüstung,
und wenn man das hat, dann läßt man die Saxen nach seiner Pfeife tanzen. Das
einzige Risiko, das man eingeht: man kann halt ein paar Schrammen abbekommen,
wenn man zufällig einem anderen Ritter begegnet. Denkt an den Zweikampf
zwischen Pellinore und Grummore, als Ihr klein wart. Die Rüstung – an der
liegt’s. Alle Barone können die armen Leute nach Herzenslust aufschlitzen, und
ihr Tagwerk heißt: ändern weh tun. Und das Ergebnis? Das Land ist verheert und
verwüstet. Macht vor Recht, lautet das Motto. Bruce Sans Pitié ist nur ein
Beispiel für die allgemeine Situation. Seht Euch Lot an und Nentres und Uriens
und die ändern Gälen, die ums Königreich gegen Euch kämpfen. Ein Schwert aus
einem Stein zu ziehen, ist kein legaler Beweis für die Herrschaft, das geb’ ich
ja zu – aber deswegen kämpfen die Könige der Alten nicht gegen Euch. Obwohl
Ihr deren Feudalherr seid, haben sie rebelliert, weil der Thron nicht gesichert
ist. Englands Schwierigkeit, so hieß es früher, ist Irlands Gelegenheit.
    Dies ist für

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