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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Muschelhügeln,
in Iglus und so weiter – und versuchten immer noch vergebens, den Engländern
hinter ihre geheimen Schliche zu kommen.
     
     
     
     
     
    KAPITEL
10
     
     
    In
Bedegraine war’s die Nacht vor der Schlacht. Eine Anzahl von Bischöfen segnete
auf beiden Seiten die Heere, nahm die Beichte ab und las die Messe. Arthurs
Mannen waren ehrlich-frommen Herzens bei der Sache, König Lots Leute hingegen
nicht – denn so pflegte das ja zu sein in sämtlichen Heeren, denen eine
Niederlage blühte. Die Bischöfe versicherten beiden Seiten, daß sie siegen
würden, da Gott mit ihnen sei; König Arthurs Männer aber wußten, daß der Gegner
ihnen drei zu eins überlegen war, also hielten sie es für das Beste, sich die
Beichte abnehmen zu lassen. König Lots Leute, die das Zahlenverhältnis
ebenfalls kannten, verbrachten die Nacht mit Tanzen und Trinken, mit
Würfelspiel und Zoten. So jedenfalls überliefern es die Chroniken.
    Im Zelt des Königs von England war die letzte
Stabsbesprechung zu Ende gegangen. Merlin wollte noch ein wenig plaudern. Er
blickte besorgt drein.
    »Was sorgt Ihr Euch, Merlin? Verlieren wir diese Schlacht
am Ende doch?«
    »Nein. Ihr gewinnt sie. Ich kann’s Euch ruhig sagen. Ihr
werdet Euer Bestes geben und Euch hervorragend schlagen und im entscheidenden
Augenblick den Ihr-wißt-schon-wen zu Hilfe rufen. Es liegt in der Natur der
Sache, daß Ihr den Kampf gewinnt, also kann ich’s Euch ruhig erzählen. Nein.
Was mir grad jetzt Sorgen macht, ist etwas, was ich Euch hätte sagen müssen.«
    »Worum geht’s?«
    »Gütiger Gott! Weshalb sollte ich mir Sorgen machen, wenn
ich wüßte, worum es geht?«
    »Ging’s um das Mädchen mit Namen Nimue?«
    »Nein. Nein. Nein. Nein. Das ist eine gänzlich andere
Geschichte, Es ging um etwas – es ging um etwas, das mir nicht einfallen will.«
    Nach einer Weile nahm Merlin seinen Bart aus dem Mund und
begann, an den Fingern abzuzählen.
    »Ich hab’ Euch doch von Ginevra erzählt, oder?«
    »Ich glaub’s trotzdem nicht.«
    »Einerlei. Und ich habe Euch vor ihr und Lanzelot gewarnt.«
    »Ob richtig oder falsch«, sagte der König, »auf jeden Fall
wäre diese Warnung gemein.«
    »Dann habe ich auf Excalibur hingewiesen, unter besonderer
Berücksichtigung der Scheide?«
    »Ja.«
    »Von Euerm Vater habe ich Euch auch erzählt. Also kann
der’s nicht sein. Und einen Hinweis auf die Person habe ich ebenfalls gegeben.
– Was mich völlig irremacht«, rief der Zauberer und riß sich büschelweise Haare
aus, »ist der Umstand, daß ich nicht mehr weiß, ob’s in der Zukunft oder in der
Vergangenheit ist.«
    »Laßt es sausen«, sagte Arthur. »Die Zukunft möcht’ ich
ohnehin nicht kennen. Mir war’s viel lieber, Ihr würdet Euch keine Sorgen
machen, weil mir das Sorgen macht.«
    »Aber es ist etwas, das ich sagen muß. Etwas
Lebenswichtiges.«
    »Hört auf, daran zu denken«, schlug der König vor,
»vielleicht fällt’s Euch dann ein. Ihr solltet mal Urlaub machen. Ihr habt Euch
überanstrengt in der letzten Zeit: all diese Warnungen und
Schlachtvorbereitungen und so.«
    »Ich werde Urlaub machen!« sagte Merlin. »Sobald die
Schlacht vorbei ist, mach’ ich einen Gang nach
North Humberland. Ein Meister namens Bleise lebt in North Humberland, und
vielleicht kann der mir sagen, was mir nicht einfallen will. Dann könnten wir
Wildgeflügel beobachten. Er ist ganz groß, was Wildgeflügel angeht.«
    »Gut«, sagte Arthur. »Ihr nehmt einen langen Urlaub. Und
wenn Ihr dann zurückkommt, lassen wir uns was einfallen, die Sache mit Nimue zu
verhindern.«
    Der alte Mann hörte auf, mit den Fingern zu spielen, und
sah den König scharf an.
    »Ihr seid wirklich ein Unschuldslamm, Arthur«, sagte er.
»Aber das ist gut so.«
    »Wieso?«
    »Erinnert Ihr Euch aus Eurer Kindheit irgend welcher
Magie?«
    »Nein. War da etwas mit Magie? Ich weiß nur, daß ich an
Tieren und Vögeln interessiert war. Deshalb habe ich ja noch meine Menagerie im
Tower. An Magie aber kann ich mich nicht erinnern.«
    »Kein Mensch kann sich erinnern«, sagte Merlin. »Dann
werdet Ihr Euch wohl auch der Gleichnisse nicht mehr erinnern, die ich Euch
erzählte, wenn ich versuchte, gewisse Dinge deutlicher zu machen?«
    »O doch. Eines handelte von einem Rabbi, glaube ich. Ihr
habt es mir erzählt, als ich Kay irgendwohin mitnehmen wollte. Ich hab’ nie
ganz begriffen, weshalb die Kuh eingegangen ist.«
    »Jetzt möchte ich Euch noch eine Parabel erzählen.«
    »Gern.«
    »Im

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