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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sie
ihm Einhalt gebieten konnten, »wegen der Tochter der Königin von Flandern. Sie
war nicht schön, Grummore, aber sie hat mich verstanden. Wir schienen gut miteinander
auszukommen, versteht Ihr? Ich bin vielleicht nicht allzu helle, und wenn ich
allein bin, gerate ich schon mal in Mißhelligkeiten; aber wenn ich mit Piggy
zusammen war, dann wußte sie stets, wo’s längs ging. Außerdem tat’s gut, sie um
sich zu haben. Es ist gar nicht übel, jemanden um sich zu haben, wenn man
nicht mehr der Jüngste ist – besonders, wenn man die ganze Zeit das
Aventiuren-Tier gejagt hat, was? Im Wald wird’s einem ein bißchen einsam. Ich
hatte das Biest zur Gesellschaft, sicher, aber eben doch nur in Grenzen. Man
konnte nicht alles mit ihm besprechen, nicht wie mit Piggy. Und sie – es –
konnte nicht kochen. Ich weiß nicht, weshalb ich Euch beiden mit all dem Gerede
zur Last falle, aber bisweilen hat man wirklich das Gefühl, als wolle es nicht
weitergehn. Piggy war kein Backfisch, versteht Ihr. Ich habe sie wirklich
geliebt, Grummore, wirklich; und wenn sie nur meine Briefe beantwortet hätte –
ach, es war’ schon schön gewesen.«
    »Armer alter Pellinore«, sagten sie.
    »Ich habe heute sieben Elstern gesehn, Palomides. Wie
Bratpfannen sahen sie aus, als sie daherflogen.«
    »Eine für Leid«, erläuterte der König, »zwei für Freud’,
drei fürs Hochzeithaben und vier für einen Knaben. Demnach müßten sieben also
vier Buben sein, oder, was?«
    »Zwangsläufig«, sagte Sir Grummore.
    »Sie hatten Aglovale, Percivale und Lamorak heißen sollen,
und dann war da noch einer mit einem komischen Namen, den ich vergessen habe.
Das ist nun alles vorbei. Immerhin: ich muß schon sagen, ich hätte gern einen
Sohn mit Namen Dornar gehabt.«
    »Hört mal zu, Pellinore. Was gewesen ist, ist gewesen.
Damit müßt Ihr Euch abfinden. Sonst verzehrt Ihr Euch. Weshalb macht Ihr jetzt
nicht einmal einen Punkt und fangt zum Beispiel Euer Biest?«
    »Werd’ ich wohl müssen.«
    »Genau. Da kommt Ihr auf andere Gedanken.«
    »Seit achtzehn Jahren bin ich hinter ihm her«, sagte der
König gedankenverloren. »Es wäre eine Abwechslung, wenn ich’s mal fangen
würde. Wo mag bloß die Bracke sein, mein Hund?«
    »Aha, Pellinore! Jetzt seid Ihr wieder der alte!«
    »Wie wäre es, wenn unser verehrter Monarch gleich anfangen
wollte?«
    »Was? Heute abend, Palomides? Im Dunkeln?«
    Sir Palomides stieß Sir Grummore heimlich an. »Man muß das
Eisen schmieden, solange es heiß ist«, flüsterte er. »Verstehe.«
    »Ist wohl einerlei«, sagte der König. »Ist ja im Grunde
alles einerlei.«
    »Ausgezeichnet«, rief Sir Grummore und nahm die Sache in
die Hand. »Wir werden also folgendes tun. Gleich heute abend postieren wir
unsern König Pellinore am einen Ende des Kliffs, in einem Hinterhalt, und dann
treiben wir beide das Biest methodisch auf ihn zu. Es muß ja dasein, denn es
wurde heute nachmittag noch gesichtet.«
     
    »War das
nicht gerissen«, fragte er, als sie sich in der Dunkelheit verkleideten,
»unsere Anwesenheit damit zu begründen, daß wir das Tier treiben müßten?«
    »Eine Eingebung von oben«, sagte Sir Palomides. »Sitzt mein
Kopf richtig?«
    »Guter Freund, ich seh’ die Hand vor Augen nicht.«
    Die Stimme des Sarazenen klang etwas unsicher.
    »Diese Dunkelheit«, sagte er. »Fast zum Greifen dicht.«
    »Macht nichts«, sagte Sir Grummore. »Da fallen mögliche
kleine Fehler unserer Aufmachung nicht ins Auge. Vielleicht geht nachher der
Mond auf.«
    »Zum Glück ist sein Schwert für gewöhnlich stumpf.«
    »Na, nun kommt aber, Palomides. Kriegt Ihr kalte Füße? Ich
weiß nicht, wieso, aber ich fühl’ mich grandios. Vielleicht liegt’s an den
Humpen. Was meint Ihr, wie ich heut abend mich aufbäumen und bellen werde!«
    »Ihr verknöpft Euch mit mir, Sir Grummore. Das sind die
falschen Knöpfe.«
    »Um Vergebung, Palomides.«
    »Wäre es nicht ausreichend, wenn Ihr nur mit Euerm Schwanz
in der Luft wedeln würdet, statt Euch auch noch aufzubäumen? Das Aufbäumen bedeutet
fürs Vorderteil eine gewisse Unbequemlichkeit.«
    »Ich werde wedeln und mich aufbäumen«, sagte Sir
Grummore fest.
    »Ganz wie Ihr meint.«
    »Nehmt Euern Huf einen Moment von meinem Schwanz,
Palomides.«
    »Könntet Ihr nicht auf dem ersten Teil des Wegs Euern
Schwanz über den Arm legen?«
    »Das wäre kaum natürlich.«
    »Nein.«
    »Und nun«, so fügte Sir Palomides bitter hinzu, »fängt’s
auch noch an zu regnen. Wenn ich’s

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