Der König auf Camelot

der Stelle hingerichtet werden.
     
    Am Morgen
fiel Arthur über sie her, ehe sie noch richtig Aufstellung genommen hatten.
Gemäß seiner Taktik sandte er nur einen kleinen Trupp von vierzig Lanzen
voraus. Diese Männer, eine ausgewählte Streitmacht tapferer Krieger, erneuerten
den Ansturm vom vergangenen Nachmittag. Sie kamen im Handgalopp daher, jagten
durch die gepanzerten Reihen oder brachen sie auf, gruppierten sich neu und
griffen wieder an. Die hartnäckige Schar der Gegner wich vor ihnen zurück:
trotzig, störrisch, entmutigt, kampfesmüde.
    Gegen Mittag holten die drei Könige der Alliierten mit
geballter Kraft zum entscheidenden Schlage aus. Es kam der Augenblick, da es
wie Donnerhall krachte, da zerbrochene Lanzen durch die Luft flogen und Gäule
sich aufbäumten, ehe sie rücklings zu Boden brachen. Schreie hallten im Wald.
Danach war das Gras zerstampft und aufgewühlt und übersät von zerstückelten
Waffen. Es entstand eine unnatürliche Stille. Ziellos ritten Männer umher. Von
der Ritterschaft der Gälen gab es keine geordneten Überreste mehr.
     
    Merlin begegnete dem König auf dem Rückweg von Sorhaute:
ein müder Magier, immer noch unberitten. Er trug das Panzerhemd eines Infanteristen,
das er hartnäckig gefordert hatte. Er kam mit der Nachricht, daß die Clans zu
Fuß ihre Kapitulation angeboten hätten.
     
     
     
     
     
     
     
    KAPITEL
13
     
     
    Etliche
Wochen später, im September, saß König Pellinore mit seiner Braut im
Mondenschein auf der höchsten Erhebung des Kliffs und blickte aufs Meer
hinaus. Bald würden sie sich nach England begeben, um zu heiraten. Er hatte ihr
den Arm um die Hüfte gelegt, und sein Ohr lag an ihrem Kopf. Die Welt um sie
her war vergessen.
    »Dornar ist aber ein komischer Name«, sagte der König. »Ich
möcht’ bloß wissen, wie Ihr darauf gekommen seid.«
    »Ihr seid doch drauf gekommen, Pellinore.«
    »Ich?«
    »Ja. Aglovale, Percivale, Lamorak und Dornar.«
    »Sie werden sein wie Cherubs«, sagte der König inbrünstig.
»Wie Cherubim! Was sind Cherubim?«
    Hinter ihnen stand, kaum sichtbar, die alte Burg vor dem
Sternenhimmel. Schwach drang ein Geschrei von der Plattform des Rundturms herüber,
wo Grummore und Palomides mit dem Aventiuren-Tier haderten. Es war noch immer
in sein Ebenbild verliebt und hielt immer noch die Burg belagert; nur am Tage
der Heimkehr von Lot und seinem geschlagenen Heer hatte es die Belagerung für
ein paar Stunden unterbrochen. Die Engländer waren sehr überrascht, als sie
erfuhren, daß sie sich die ganze Zeit im Kriegszustand mit Orkney befunden
hatten, aber es war zu spät, hieraus irgend welche Konsequenzen zu ziehen,
denn der Krieg war aus. Nun befanden
sich alle im Innern, die Zugbrücke war ständig hochgezogen, und Glatisant lag
am Fuß des Turms im Mondschein; ihr Kopf schimmerte silbern. Pellinore hatte
sich jeder Tötungsabsicht widersetzt.
     
    Eines Nachmittags kam Merlin auf seiner Wanderung gen
Norden zu Besuch; er trug einen Rucksack und monströse Stiefel. Er wirkte glatt
und glänzend wie ein Aal auf der Hochzeitsreise ins Sargasso-Meer, denn die
Zeit mit Nimue stand bevor. Aber er war zerstreut; er konnte und konnte sich
nicht erinnern, was er seinem Schüler hatte sagen sollen, und so hörte er ihren
Schwierigkeiten nur mit halbem Ohre zu.
    »Entschuldigt«, schrien sie von der Mauer herab, als der
Zauberer draußen stand, »aber es ist wegen des Aventiuren-Tiers. Die Königin
von Lothian und Orkney ist furchtbar ungehalten.«
    »Seid Ihr sicher, daß es tatsächlich das Biest ist?«
    »Gewiß doch, guter Freund. Es belagert uns, versteht Ihr?«
    »Wir haben uns«, brüllte Sir Palomides jämmerlich, »wir
haben uns als eine Art Biest verkleidet, ehrwürdiger Herr, und sie hat gesehn,
wie wir zur Burg gegangen sind. Es gibt da gewisse Anzeichen – ehem – von glühender
Zuneigung. Jetzt geht das Biest nicht weg, weil es glaubt, ihr Männchen sei
hier drin, und es ist höchst gefährlich, die Zugbrücke herabzulassen.«
    »Dann klärt sie doch auf. Stellt Euch auf die Zinnen und
erklärt ihr den Irrtum.«
    »Meint Ihr, sie wird’s verstehn?«
    »Schließlich«, sagte der Zauberer, »ist’s ein Zauber-Tier.
Ich hält’s für möglich.«
    Doch der Aufklärungsversuch schlug fehl. Das Biest sah sie
an, als halte es sie für unverkennbare Lügner.
    »Ich muß schon sagen, Merlin! Geht noch nicht.«
    »Ich muß gehen«, sagte er abwesend. »Ich muß irgendwo
irgend etwas erledigen, aber ich komme