Der König auf Camelot
einer
grasüberwachsenen, an drei Seiten von Bäumen umgebenen Meeresbucht glich.
In dieser Phase des Kampfes wurden einige bravouröse Einzelleistungen
gezeigt. König Lot erntete persönliche Erfolge im Kampf mit Sir Meliot de la
Roche und Sir Clariance. Er wurde von Sir Kay aus dem Sattel gehoben und
endlich, als er wieder beritten war, von Arthur an der Schulter verwundet.
Arthur war überall – erregt, jugendlich, triumphierend.
Als General scheint Lot ein Leuteschinder und eher ein
Feigling gewesen zu sein. Trotz seiner Förmlichkeit jedoch war er ein guter
Taktiker. Gegen Mittag muß er wohl erkannt haben, daß er einer neuen Art von
Kriegführung gegenüberstand, die eine neuartige Verteidigung erforderte. Arthurs
Kavallerie-Teufel hatten es nicht auf Lösegelder abgesehen, soviel war klar,
und sie würden gegen die Mauer seiner Kavallerie anrennen, bis sie zerbrach. Er
beschloß, sie sich erschöpfen zu lassen. In einem eiligen Kriegsrat wurde
entschieden, daß er sich mit vier anderen Königen und der Hälfte der Verteidiger
auf die Waldblöße zurückziehen und eine geschlossene Formation bilden sollte.
Die restlichen sechs Könige würden ausreichen, die Engländer aufzuhalten,
während Lots Leute Luft schnappten und sich neu formierten. Hatten sie dann
Aufstellung genommen, sollten die sechs Könige der Vorhut sich durch diese
Reihen zurückziehen und neu ordnen, während Lot die vorderste Linie bildete. So
geschah es.
Auf diesen Augenblick hatte Arthur gewartet; er ergriff die
günstige Gelegenheit beim Schöpf. Sogleich schickte er einen Stallmeister im
Galopp zu den Bäumen. Mit zwei französischen Königen, Ban und Bors, hatte er
einen gegenseitigen Beistandspakt geschlossen, und diese beiden Alliierten
waren mit ungefähr zehntausend Mann aus Frankreich gekommen, um ihm Hilfe zu
leisten. Die Franzosen waren zu beiden Seiten der Lichtung als Reserve im Wald
versteckt, und des Königs Absicht war gewesen, den Feind in ihre Richtung zu
treiben. Der Stallmeister galoppierte los, seine Rüstung blinkte im Eichenlaub,
und Lot ließ sich irreführen. Er blickte auf die Seite der Lichtung, wo Bors
ihm in die Flanke fiel, ohne noch zu wissen, daß Ban am anderen Flügel wartete.
Als er bemerkte, daß er in einen Hinterhalt geraten war,
verlor er die Nerven. Er wurde neuerlich an der Schulter verwundet und sah sich
einem Feind gegenüber, der den Tod eines Edelmannes als zur Kriegführung
gehörend betrachtete. »Oh, errette uns von Tod und furchtbarer Verstümmelung«,
soll er gerufen haben, »denn ich sehe wohl, in welch verderblicher Gefahr wir
schweben.«
Er entsandte König Carados mit einer starken Schwadron
gegen König Bors – und da stellte er fest, daß ein zweiter Stallmeister auf der
gegenüberliegenden Seite König Ban aus dem Wald geholt hatte. Zahlenmäßig
befand er sich zwar immer noch in der Übermacht, doch verließ ihn nun endgültig
der Mut. »Ha«, sagte er zum Herzog von Cambenet, »man will uns allesamt
vernichten.« Er soll sogar geweint haben – ›vor Kummer und vor Schmerz‹.
Carados wurde aus dem Sattel gehoben, seine Schwadron von
König Bors zerschlagen. Arthurs Angriffe trieben die Vorhut der sechs Könige
zurück. Lot stellte sich mit König Morganores Abteilung dem Ansturm von König
Ban.
Nur eine weitere Stunde Tageslicht noch, und die Rebellion
wäre an diesem Tag beendet gewesen. Doch die Nacht kam den ›Alten‹ zu Hilfe;
die Sonne sank; kein Mond war am Himmel. Arthur blies die Jagd ab. Er war zu
Recht der Ansicht, daß die Aufständischen demoralisiert seien, und ließ seine
Mannen schlafen; nur wenige, aber wachsame, Posten blieben auf.
Das erschöpfte Heer des Gegners, das sich die Nacht zuvor
am Würfelspiel ergötzt hatte, verbrachte auch diesmal die Stunden der
Dunkelheit ohne Schlaf: die Männer verharrten kampfbereit oder hielten Rat. Wie
in allen Highland-Heeren, die je gegen Gramarye zu Felde gezogen waren,
mißtraute man einander auch hier. Sie erwarteten einen neuen Nacht-Angriff.
Sie waren bestürzt ob ihrer Verluste. Sie waren in zwei Gruppen zersplittert:
hie Kapitulation, hie Widerstand. Erst bei Tagesanbruch setzte König Lot seinen
Willen durch.
Er befahl, die verbliebenen Fußsoldaten wie Vieh
auseinander zu scheuchen; sie sollten sich zerstreuen und ihre nackten Beine retten,
so weit sie’s vermochten. Die Ritter sollten sich zu einer einzigen Phalanx
formieren, um den Attacken Widerstand zu leisten. Jedermann, der da floh,
sollte auf
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