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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Grund ist ihre Mutter,
Morgause. Die hat sie mit so wenig Liebe oder Sicherheit großgezogen, daß es
ihnen jetzt schwerfällt, warmherzige Menschen zu begreifen. Sie sind
mißtrauisch und verängstigt. Sie kapieren die Idee nicht, wie ich’s gern hätte.
Drei von ihnen haben wir hier: Gawaine und Gaheris und Agravaine. Es ist nicht
ihre Schuld.«
    »Im
Jahr unserer Heirat«, erklärte Ginevra, »schickte Arthur seine Ritter erstmals
aus zur Suche nach guten Aventiuren. Er wollte sehen, wie sich die Idee
bewähre. Als sie zurückkamen, hatte Gawaine einer Dame den Kopf abgeschlagen,
und sogar dem lieben alten Pellinore war es nicht gelungen, ein Fräulein aus
der Bedrängnis zu erretten. Arthur war außer sich.«
    »Es
ist nicht Gawaines Schuld«, sagte der König. »Er ist ein netter Kerl. Ich hab’
ihn gern. Jenes Weib da, das ist schuld.«
    »Hoffentlich
haben sich die Dinge seither gebessert?«
    »Doch,
ja. Es geht natürlich langsam voran, aber ich möchte behaupten, daß sich die
Dinge seither gebessert haben.«
    »Hat
Pellinore Buße getan?«
    Arthur
sagte: »Pellinore hat Buße getan, ja. Aber es gab nicht viel abzubüßen. Er war
halt mal wieder in Schwierigkeiten geraten. Und das Dumme ist: seit er die
Tochter der Königin von Flandern geheiratet hat, ist er so tapfer, daß er jetzt
ernsthaft tjostiert und ziemlich häufig gewinnt. Ich habe dir ja erzählt, wie
er König Lot getötet hat, als sie einen Übungsgang ausfochten. Das hat
allerhand böses Blut gemacht. Die Orkney-Kin-der haben geschworen, den Tod
ihres Vaters zu rächen, und jetzt sind sie auf dem Kriegspfad und trachten dem
guten alten Pellinore nach dem Leben. Ich hab’ die größten Schwierigkeiten, sie
im Zaum zu halten.«
    »Lanzelot
wird Euch helfen«, sagte die Königin. »Es ist doch schön, wenn man einen alten
Freund hat, der einem hilft.«
    »Stimmt.
Und jetzt, Lanz, wirst du wohl dein Zimmer sehen wollen.«
    Es
war in der zweiten Hälfte des Sommers, und in Camelot bemühten sich die
Amateurfalkner, ihren Wanderfalken den letzten Schliff zu geben. Ein gewitzter
Falkonier versteht es, seinen Beizvogel frühzeitig flugfähig zu machen. Ein
weniger begabter macht unweigerlich Fehler – mit dem Ergebnis, daß die
Abrichtung ins Stocken gerät. Alle Falkner in Camelot waren also bestrebt, ihr
Können zu beweisen, indem sie ihre Falken so schnell wie möglich abtrugen. Wohin
man auch ging – überall stieß man auf mißvergnügte Falkoniere, die ihre langen
Leinen hielten und sich mit ihren Gehilfen stritten. Die Falknerei entfacht
Leidenschaften, wie James der Erste bemerkt hat. Das kommt daher, daß Falken
furiose Vögel sind, und dies wirkt ansteckend auf Menschen, die sich mit ihnen
abgeben.
    Arthur
machte Sir Lanzelot einen fast ausgewachsenen Gerfalken zum Geschenk, was ein
großes Kompliment war, da Gerfalken normalerweise nur Königen zustanden. So
jedenfalls berichtet die Äbtissin Juliana Berners – vielleicht unzutreffend.
Einem Kaiser wurde ein Adler zugestanden, einem König ein Gerfalke; danach
gab’s den Wanderfalken oder Peregrin für einen Grafen, den Zwergfalken oder
Merlin für eine Dame, den Habicht für einen Freisassen, den Sperber für einen
Priester, und die Muskete für einen Küster. Lanzelot freute sich über sein
Geschenk und machte sich eifrig daran, mit den anderen Falknern in Wettbewerb
zu treten, die vollauf damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zu kritisieren,
mit Sendschreiben hin und her einander süßes Gift zu servieren und grüngelb
anzulaufen vor Wut und Neid.
    Der
Gerfalke, den Lanzelot geschenkt bekommen hatte, war noch nicht ganz aus der
Mauser. Er war, wie Hamlet, fett und knapp bei Puste. Das lange Eingesperrtsein
im Mauserkäfig hatte ihn reizbar und eigensinnig gemacht. Daher mußte Sir
Lanzelot ihn etliche Tage an der creance fliegen lassen, ehe er damit
rechnen konnte, daß der Falke ›ködersicher‹ war.
    Wer
jemals einen Falken an der creance hat fliegen lassen (einer langen
Leine, die am Fußriemen des Vogels befestigt ist, so daß er nicht ausreißen
kann), der weiß, wie vielerlei Verdruß das einbringen mag. Heutzutage bedient
man sich einer Angelschnur, die sich leicht auswerfen und einrollen läßt, doch
zu Lanzelots Zeiten gab es keine guten Winden, weshalb man die creance wie
Bindfaden per Hand aufwickeln mußte. Greulich war dabei vor allem zweierlei:
erstens, daß jede Schnur beim Aufwickeln eher zu einem wirren Knäuel als zu
einem ordentlichen Ball wird; und

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