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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Nimue, und er hatte sich schließlich und endlich in sie
verliebt.
    »Ginevra«,
sagte Nimue, »ist Arthurs neue Königin. Sie sind schon eine ganze Weile
verheiratet.«
    »Ihr
Vater ist König Leodegrance«, erklärte Merlin. »Er hat Arthur einen runden
Tisch zur Hochzeit geschenkt und hundert Ritter dazu. Am Tisch ist Platz für
einhundertfünfzig.«
    Lanzelot
sagte: »Ach so.«
    »Der
König hatte es dir mitteilen wollen«, sagte Merlin. »Vielleicht ist der Bote
auf der Überfahrt ertrunken. Es kann ja ein Unwetter gewesen sein. Aber er
hat’s dir mitteilen wollen, bestimmt.«
    »Ach
so«, sagte der Junge zum zweiten Mal.
    Merlin
erkannte die Peinlichkeit der Situation und beeilte sich, weitere Erklärungen
nachzureichen. Lanzelots Gesicht ließ nicht erkennen, ob er verletzt war oder
immer so aussah.
    »Bis
heut hat er nur neunundzwanzig gefunden«, sagte Merlin. »Jetzt ist immer noch
Platz für einundzwanzig. Jede Menge Platz. Der Name eines jeden Ritters steht
da in goldenen Lettern geschrieben.«
    Es
entstand eine Pause. Niemand wußte, was er sagen sollte. Dann räusperte sich
Lanzelot.
    »Als
ich in England war«, sagte er, »da gab es so einen Jungen. Gawaine hieß er. Ist
der ein Ritter der Tafelrunde geworden?«
    Merlin
blickte betroffen drein und nickte.
    »Am
Tage von Arthurs Heirat.«
    »Ich
verstehe.«
    Wieder
entstand eine lange Pause.
    »Diese
junge Dame«, sagte Merlin, um das Schweigen zu überbrücken, »ist Nimue. Ich
liebe sie. Wir sind grad in den Flitterwochen, sozusagen – wenn auch verzaubert
– im magischen Honigmond – , und nun müssen wir nach Cornwall. Ich bedaure, daß
wir nicht länger verweilen können.«
    »Mein
lieber Merlin«, sagte die Königin erschreckt. »Ihr werdet doch wohl über Nacht
hierbleiben?!«
    »Nein,
nein. Danke. Danke ergebenst. Wir haben’s grad ziemlich eilig.«
    »Wollt
Ihr nicht schnell noch ein Gläschen trinken?«
    »Nein,
danke. Es ist sehr freundlich von Euch, aber wir müssen uns sputen. Wirklich.
Wir haben in Cornwall eine gewisse Magie zu verrichten.«
    »Solch
ein kurzer Besuch…« begann die Königin.
    Merlin
unterbrach sie, indem er aufstand und Nimue bei der Hand nahm.
    »Auf
Wiedersehn, also«, sagte er mit Entschiedenheit – und mit einigen
Kreiselbewegungen waren sie entschwunden.
    Ihre
Leiber waren entschwunden – des Zauberers Stimme jedoch hing noch, hörbar, in
der Luft.
    »Das
war das«, konnten sie ihn erleichtert sagen hören. »Und nun, mein Engel?
Was hab’ ich dir da von Cornwall erzählt? Wie war das mit der Zauberhöhle?«
    Langsamen
Schritts ging Lanzelot zu Onkel Dap in die Rüstkammer zurück. Vor seinem Onkel
blieb er stehen und biß sich auf die Lippe.
    »Ich
geh’ nach England«, sagte er.
    Onkel
Dap sah ihn verwundert an, sagte jedoch nichts.
    »Und
zwar heute abend noch.«
    »Ein
bißchen plötzlich«, sagte Onkel Dap. »Deine Mutter entscheidet sich für
gewöhnlich nicht so schnell.«
    »Meine
Mutter weiß nichts davon.«
    »Willst
du etwa weglaufen?«
    »Wenn
ich’s meiner Mutter und meinem Vater sagen würde, gab’s bloß ein großes Getue«,
sagte er. »Ich lauf ja nicht weg. Ich komme wieder. Aber jetzt muß ich so
schnell wie möglich nach England.«
    »Soll
ich’s deiner Mutter beibringen?«
    »Ja.«
    Onkel
Dap kaute auf den Enden seines Schnauzbarts und rang die Hände.
    »Wenn
sie erfahren, daß ich’s hätte verhindern können«, sagte er, »dann macht Ban
mich einen Kopf kürzer.«
    »Sie
werden’s nicht erfahren«, sagte der Junge gleichmütig und ging, um seine Sachen
zu packen.
    Eine
Woche später saßen Lanzelot und Onkel Dap auf einem sonderbaren Schiff mitten
im englischen Kanal. Das Schiff hatte an beiden Enden eine Art Burg. In halber
Höhe des einzigen Mastes war eine weitere Burg, die an einen Taubenschlag
erinnerte. Vorn und hinten waren Flaggen. Das Segel trug ein Krückenkreuz,
während an der Mastspitze ein gewaltiger Wimpel flatterte. Das Schiff hatte
acht Ruderer, und die beiden Passagiere waren seekrank.
     
     
     
     
    KAPITEL 4
     
     
    Der Heldenverehrer
ritt mit schwerem Herzen nach Camelot. Er war achtzehn, und es war nicht
leicht, sein Leben einem König verschrieben zu haben, der einen vergessen
hatte. Es war nicht leicht, diese schrecklichen Stunden mit den gewichtigen
Waffen im Staub der Rüstkammer zugebracht zu haben, wenn Sir Gawaine als erster
zum Ritter geschlagen wurde. Am schwersten jedoch war es, sich für das Ideal
des älteren Mannes geplagt und geschunden zu

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