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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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ihres Lebens als typische Kino-Nonne zu verbringen. Eine Frau
kann in zwei Jahren viel Liebe verlernen und vergessen – zumindest kann sie’s
beiseiteschieben und sich derart daran gewöhnen, daß sie kaum mehr daran denkt,
nur so, wie ein Geschäftsmann, der hin und wieder an eine verpaßte Chance denkt,
die ihn zum Millionär gemacht hätte.
    Elaine
wollte ihren Sohn verlassen und Christi Braut werden, weil dies ihr der einzige
Ausweg schien. Es war keine dramatische Angelegenheit – und vielleicht geschah
das Ganze nicht mit der gebotenen Ehrfurcht – , aber sie wußte, daß sie nie
wieder einen Menschen so würde lieben können, wie sie ihren Ritter geliebt
hatte, der nun tot war. Also ergab sie sich in ihr Schicksal. Sie konnte nicht
mehr gegen den Wind ankämpfen.
    Sie
jammerte nicht um Lanzelot; sie weinte nicht um seinetwillen ihr Kissen naß.
Sie dachte kaum je an ihn. Er hatte sich in einen Winkel ihres Herzens
eingegraben, wie eine Muschel sich allmählich in den Brandungsfelsen einbohrt.
Dieser Vorgang war schmerzhaft gewesen. Nun aber ruhte die Muschel sicher im
Gestein. Sie hatte ihren Platz und nagte nicht mehr. Elaine, die sich mit ihren
Mädchen im Garten erging, dachte nur an den feierlichen Ritterschlag für Sir
Castor, und überlegte dabei, ob auch genug Kuchen zum Fest vorhanden war und
daß Galahads Strümpfe gestopft werden mußten.
    Eines
der Mädchen, das sich mit Ballspielen ergötzt hatte – wie weiland Nausikaa, als
Odysseus erschien – , kam vom Gesträuch beim Brunnen gelaufen, wohin ihr Ball
geflogen war.
    »Da
ist ein Mann«, flüsterte es, als hätte es eine Klapperschlange entdeckt. »Beim
Brunnen schläft ein Mann!«
    Elaine
zeigte Interesse. Nicht, weil da ein Mann war, oder weil das Mädchen solche
Angst hatte, sondern einfach deshalb, weil es ungewöhnlich war, daß einer im
Januar draußen schlief.
    »Pst«,
sagte sie. »Wir werden mal nachsehn.«
    Die
dralle Novizin im weißen Gewand, die sich auf Zehenspitzen zu Lanzelot schlich,
das hausbackene Mädchen, das gefaßt und mit rundem Gesicht (dem der Kummer
keinen Stempel hatte aufdrücken können) zu ihm ging, die junge Mutter, deren
Gedanken bei den zerrissenen Strümpfen ihres kleinen Sohnes waren – diese Frau
dachte nicht an Verwundbarkeit oder Not. Sie näherte sich ruhig und unschuldig
dem Brunnen, ganz andere Sachen im Sinn – ähnlich dem Kaninchen, das mummelnd
auf vertrautem Pfade hoppelt. Und plötzlich zieht sich die Schlinge zusammen.
    Elaine
erkannte Lanzelot zwischen zwei Herzschlägen. Der erste Schlag war eine
aufsteigende Welle, die oben ins Taumeln gerät. Die zweite Welle holte sie ein,
riß den Schwung auf dem Wogenkamm an sich, und gemeinsam brachen sie hernieder
wie ein gebäumtes Pferd, das jäh zu Boden stürzt.
    Lanzelot
lag da, in seinem ritterlichen Gewand. Sir Bliant hatte mit seiner Bemerkung,
daß adlige Dinge etwas in ihm anzurühren schienen, genau das Rechte getroffen.
Der arme Wilde Mann war, durch Farbe oder Gewebe des Gewandes an etwas
Fernliegendes gemahnt, von des Königs Tafel zum Brunnen gegangen. Dort, allein
im Dunkel, ohne einen Spiegel, hatte er sein Gesicht gewaschen. Mit knochigen
Fingern hatte er sich die Augenhöhlen gespült. Mit einem Striegel und einer
Stallschere hatte er versucht, Ordnung in seine Haare zu bringen.
    Elaine
schickte ihre Gespielinnen fort. Einem der Mädchen gab sie Galahad an die Hand,
und der ging ohne Murren mit. Er war schon ein merkwürdiges Kind.
    Elaine
kniete neben Sir Lanzelot nieder und sah ihn an. Sie berührte ihn nicht; sie
weinte nicht. Sie hob die Hand, um sie auf seine abgezehrte zu legen, unterließ
es jedoch. Sie kauerte sich nieder. Lange Zeit später brach sie dann doch in
Tränen aus. Sie weinte um Lanzelot, um seine müden, vom Schlaf besänftigten
Augen, um die weißen Narben auf seinen Händen.
    »Vater«,
sagte Elaine, »wenn Ihr mir jetzt nicht helft, kann mir keiner helfen.«
    »Was
gibt’s denn, meine Liebe?« fragte der König. »Ich hab’ arge Kopfschmerzen.«
    Elaine
ging nicht darauf ein.
    »Vater,
ich habe Sir Lanzelot gefunden.«
    »Wen?«
    »Sir
Lanzelot.«
    »Unsinn«,
sagte der König. »Lanzelot wurde von einem Keiler getötet.«
    »Er
schläft im Garten.«
    Mit
einem Ruck stand der König von seinem Thronsessel auf.
    »Ich
hab’s ja gewußt!« sagte er. »Ich war nur zu dumm, mir’s klarzumachen. Der Wilde
Mann. Gar keine Frage.«
    Er
taumelte ein wenig und hielt sich den Kopf.
    »Überlaß
das mal mir«,

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