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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sagte der König. »Das nehm’ ich schon in die Hand. Ich weiß
genau, was da zu tun ist. Butler! Brisen! Wo sind denn alle hin, zum Henker?
He! He! Ach, da seid Ihr ja. Kellermeister, geht und holt Brisen, Euer Weib,
und treibt zwei Männer auf, denen man vertrauen kann. Laßt mal sehn. Ah ja,
nehmt Humbert und Gurth. Was hast du gesagt – wo ist er?«
    »Er
schläft beim Brunnen«, sagte Elaine geschwind.
    »Richtig.
Also darf keiner den Rosengarten betreten. Butler, habt Ihr gehört? Alle sind
fernzuhalten, auf daß niemand im Wege sei, wenn der König kommt. Und besorgt
ein Laken. Ein kräftiges Laken. Wir werden ihn an vier Zipfeln hereintragen
müssen. Und laßt das Turmzimmer richten. Sagt Brisen, sie soll die Decken
lüften. Besser noch wäre ein Federbett. Bringt ein Feuer in Gang und holt den
Doktor. Er soll im Bartholomew Anglicus unter ›Wahnsinn‹ nachschlagen.
Oh ja – und laßt leichte Speise zubereiten. Auch werden wir ihm frische
Kleidung anlegen müssen, solange er schläft.«
    Als
Lanzelot in dem sauberen Bette zu sich kam, stöhnte er auf. Er öffnete die
Augen und sah König Pelles an. Dann ging sein Blick zu Elaine. Er betrachtete
die beiden eine geraume Weile und bewegte seine Affenlippen, als wolle er
sprechen. Dann schlief er wieder ein.

Als
er neuerlich wach wurde, sahen sie, daß seine Augen klar waren. Sein Geist
jedoch schien verwirrt zu sein. Er flehte sie an, ihn zu erretten.
    Als
er zum dritten Mal erwachte, sagte er: »Herr und Heiland, wie bin ich denn
hierher gekommen?«
    Sie
redeten, was man halt unter solchen Umständen redet: Er solle sich ausruhen und
erholen und nicht sprechen, bis er wieder zu Kräften gekommen sei, und so
weiter. Der Arzt gab dem königlichen Orchester einen Wink; sogleich stimmte es
an: Jesu Christ es Milde Moder – denn Dr. Bartholomews Buch empfahl,
Wahnsinnige mit Instrumtentalmusik zu erfreuen. Alle warteten hoffnungsvoll auf
den Erfolg, doch Lanzelot packte des Königs Hand und rief gequält aus: »Um
Himmelswillen, Herr, so sagt mir doch, wie ich hierher gekommen bin!«
    Elaine
legte ihm ihre Hand auf die Stirn und drückte ihn sanft ins Kissen zurück.
    »Ihr
seid wie ein Irrer hergekommen«, sagte sie, »und niemand wußte, wer Ihr wart.
Ihr habt einen Zusammenbruch gehabt.«
    Lanzelot
wandte ihr ratlos und verwirrt die Augen zu und lächelte unsicher.
    »Ich
hab’ mich zum Narren gemacht«, sagte er.
    Später
fragte er: »Haben mich viele Leute gesehn, während ich nicht bei Verstand war?«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 22
     
     
    Lanzelots Körper
rächte sich an seinem Geist. Jeder Knochen tat ihm weh. Zwei Wochen lang lag er
zu Bett, in der gut gelüfteten Schlafkammer, die Elaine mehr oder weniger mied.
Er war ihr ausgeliefert, und sie hätte ihn Tag und Nacht betreuen können. Etwas
aber hielt sie davon zurück – Anstand oder Stolz oder Großmut oder Demut oder
der Wille, kein Kannibale zu sein. Sie besuchte ihn nur einmal am Tag und
machte ihm keinerlei Vorwürfe.
    Eines
Tages hielt er sie zurück, als sie gehen wollte. Ordentlich gekleidet, saß er
in einem Sessel und hielt die Hände im Schoß.
    »Elaine«,
sagte er, »ich werde wohl irgend welche Pläne machen müssen.«
    Sie
wartete auf ihren Urteilsspruch.
    »Ich
kann nicht ewig hierbleiben«, sagte er.
    »Ihr
wißt, daß Ihr willkommen seid, solange Ihr mögt.«
    »Ich
kann nicht mehr an den Hof zurück.«
    Elaine
bemerkte zögernd: »Mein Vater würde Euch ein Schloß geben, wenn Ihr wolltet,
und wir – wir könnten gemeinsam dort leben.«
    Er
sah sie an – und blickte fort.
    »Ihr
könntet das Schloß auch alleine haben.«
    Lanzelot
nahm ihre Hand und sagte: »Elaine, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was soll
ich darauf sagen?«
    »Ich
weiß, daß Ihr mich nicht liebt.«
    »Meint
Ihr denn, wir könnten unter solchen Umständen glücklich sein?«
    »Ich
weiß nur, unter welchen Umständen ich unglücklich bin.«
    »Ich
will nicht, daß Ihr unglücklich seid. Aber haltet Ihr’s nicht für möglich, daß
Ihr noch unglücklicher wärt, wenn wir zusammen lebten?«
    »Ich
war’ die glücklichste Frau der Welt.«
    »Elaine,
wir müssen offen reden, auch wenn’s wehtut. Ihr wißt, daß ich Euch nicht liebe.
Ihr wißt, daß ich die Königin liebe. Das ist nun einmal so und läßt sich nicht
ändern. Derlei gibt es; ich kann nichts dafür. Und Ihr habt mich zweimal in
eine Falle gelockt. Ihr seid schuld, daß ich nicht mehr bei Hofe bin. Glaubt
Ihr wirklich, das ergäbe ein

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