Der König auf Camelot
schnellen, und beweg deinen Körper im gleichen Takt zur Rechten wie zur
Linken. Geh vom Kreuz aus und leg dich ins Zeug.«
Wart tat zwei
entschlossene Schläge und entschwand in einem etliche Fuß entfernten Dickicht
aus Entengrütze und Schilf.
»Schon ganz
ordentlich«, sagte der Schlei, nun unsichtbar in dem trübolivgrünen Wasser,
und Wart mühte sich höchst umständlich rückwärts aus dem Gestrüpp heraus, indem
er seine Armflossen spielen ließ. Dann schoß er mit einem gewaltigen Stoß
wellenförmig auf die Stimme zu. Er wollte zeigen, was er gelernt hatte.
»Gut«, sagte der
Schlei, als sie zusammenstießen. »Nur: Gewußt wohin, ist der beßre Teil der
Tapferkeit. – Sieh mal zu, ob du dies kannst«, fügte er hinzu .
Ohne jedwede wahrnehmbare Anstrengung schwamm er
rückwärts unter eine Seerose. Ohne wahrnehmbare Anstrengung – doch Wart, der
ein aufmerksamer und eifriger Schüler war, hatte die kaum merklichen Bewegungen
der Flossen beobachtet. Er bewegte seine eigenen Flossen im umgekehrten
Uhrzeigersinn, schlug kurz und kräftig mit dem Schwanz aus und befand sich
längsseits des Schleis.
»Glänzend«, sagte Merlin. »Komm, wir schwimmen
jetzt ein bißchen los.«
Wart war wohlgerüstet und fühlte sich fähig, einen
Schwimmausflug zu machen. Er hatte Muße, das erstaunliche Universum in
Augenschein zu nehmen, in das er durch den Dreizack des tätowierten Dickbauchs
befördert worden war. Es unterschied sich beträchtlich von dem ihm gewohnten.
Zunächst mal bildete der Himmel über ihm eine Rundung. Der Horizont war
kreisförmig geworden. Um sich in Warts Lage zu versetzen, muß man sich, ein
paar Daumenbreit über dem Kopf, einen Rundhorizont vorstellen – statt des
flachen Horizonts, den man gewöhnlich sieht. Unter diesem Luft-Horizont müßte
man sich dann noch einen Unter-Wasser-Horizont denken, sphärisch und praktisch
verkehrt herum, auf dem Kopf stehend – denn die Wasseroberfläche bildete zum
Teil einen Spiegel dessen, was darunter war. Die Vorstellung macht Mühe. Und
was es noch viel schwieriger macht, ist der Umstand, daß alles, was ein Mensch
für oberhalb des Wasserspiegels befindlich hält (oder halten würde), in allen
Farben des Spektrums leuchtet. Wenn du, zum Beispiel, Wart zufällig hättest
angeln wollen, dann hätte der dich am Rande der Untertasse gesehen, die für ihn
die Oben-Luft war – nicht als einen Menschen, der eine Angel schwingt, sondern
als sieben Personen, deren Umrisse rot, orange, gelb, grün, blau, indigo und
violett schimmern, allesamt die gleiche Angel in den gleichen Farben
schwingend. Kurz und gut: man wäre ein Regenbogen-Mensch für ihn gewesen, ein
Leuchtturm feurig-funkelnder Farben, die ineinander verliefen und miteinander
verschmolzen und in alle Richtungen streunend strahlten. Man hätte sich
brennend auf den Wassern bewegt, wie Kleopatra in einem gewissen Gedicht.
Sodann empfand Wart zu seiner Freude, daß er kein
Gewicht hatte. Er war nicht mehr erdgebunden und brauchte sich nicht länger auf
einer ebenen Fläche mühsam fortzubewegen, niedergedrückt von der Schwerkraft
und dem Gewicht der Atmosphäre. Er konnte tun, was die Menschen seit eh und je
sich wünschten: er konnte fliegen. Im Grunde macht’s keinen Unterschied, ob man
im Wasser fliegt oder in der Luft. Wart jedoch hatte den Vorteil, nicht in
einer Maschine fliegen zu müssen, mit Hebeln und Knöpfen und Stillsitzen, nein,
er konnte es mit seinem eigenen Körper tun. Es war genauso wie in jenen
vertrauten Träumen, die jeder Mensch dann und wann einmal hat.
In dem Augenblick, da sie sich zur Exkursion
anschickten, tauchte zwischen dem Tang-Gewebe eine schüchterne junge Plötze
auf, verschreckt und erregt. Sie verharrte, sah die beiden mit angstvoll
geweiteten Augen an und hatte offensichtlich etwas auf dem Herzen, ohne es artikulieren
zu können.
»Heraus damit«, sagte Merlin gravitätisch. Da floß
das Plötzlein herbei, brach in Tränen aus und trug stammelnd sein Anliegen vor.
»B-b-b-bitte, Herr Doktor«, stotterte das arme Geschöpf
und verschluckte sich, so daß es kaum zu verstehn war, »w-w-w-wir haben einen-einen-einen-einen
so f-f-f-furchtbaren F-F-F-Fall in der F-F-F-Familie, und könnten sie da nicht
mal z-z-z-zusehn? Unsre-unsre-unsre liebe Mamma, die sch-sch-sch-schwimmt
dauernd v-v-v-verkehrtrum, u-u-u-und das sieht g-grauslich aus, und sie
sch-p-p-pricht ganz verquer, daß wir w-w-w-wirklich meinen, sie müßte zum
D-D-D-Doktor, b-b-b-bitte sehr?
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