Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
Vom Netzwerk:
Ende
meiner Geschichte.«
    Sie
saßen stumm da; es war schwierig, über geistliche Dinge zu sprechen.
Schließlich ergriff Sir Lionel zum letzten Mal das Wort.
    »Was
Bors angeht: schön und gut«, sagte er. »Aber was ist mit dem Eremiten? Was ist
mit Sir Colgrevance? Weshalb hat Gott denn die nicht gerettet?«
    »Dogmen
sind eine heikle Angelegenheit«, sagte Arthur.
    Ginevra
sagte: »Wir wissen nicht, wie ihre Vergangenheit aussah. Das Töten hat ihren
Seelen nicht geschadet. Vielleicht hat’s sogar ihren Seelen geholfen, auf diese
Weise zu sterben. Vielleicht hat Gott ihnen diesen guten Tod gegeben, weil’s
für sie das Beste war.«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 30
     
     
    Der dritte bedeutende
Heimkehrer war Sir Aglovale, der eines Nachmittags ziemlich spät erschien, als
die Rubine bereits den Tisch verlassen hatten und an der Wand emporgeklettert
waren. Er war ein junger Mann, nicht einmal zwanzig Jahre alt, mit edlem
Gesicht und einem gewissen Sinn für Humor. Er war noch in Trauer um seinen
Vater, König Pellinore, was er durch einen schwarzen Flor an seinem Schild-Arm
kundtat. Zumindest glaubte man, dies Zeichen gelte dem Andenken König
Pellinores. Doch auch seine Mutter war in der Zeit seiner Abwesenheit
gestorben. Und er brachte die Nachricht vom Tode einer Schwester mit – fast die
gesamte Familie Pellinore wurde vom Unglück verfolgt.
    »Ist
Gawaine hier?« fragte Aglovale. »Wo sind Mordred und Agravaine?«
    Er
schaute sich um, als könne er sie in der Halle entdecken. Über seinem Kopf fiel
der farbige Lichtstrahl auf ein kleines und primitives Stück Tapisserie: die
Darstellung einiger Ritter im Kettenpanzer (mit Nasenschutz am bemalten Helm),
die einen Eber jagen.
    Arthur
sagte: »Aglovale, sie sind hier. Mein Glück liegt in Euren Händen.«
    »Verstehe.«
    »Werdet
Ihr sie töten?«
    »Ich
bin gekommen, erst Gawaine zu töten. Etwas komisch – nachdem man gerade den
Heiligen Gral gesucht hat.«
    »Aglovale,
Ihr habt jedes Recht, Rache an den Orkneys zu üben, und ich will Euch nicht im
Wege stehn. Aber ich möchte gern, daß Ihr genau wißt, was Ihr tut. Euer Vater
hat ihren Vater getötet, und Euer Bruder hat mit ihrer Mutter geschlafen. Nein,
Ihr braucht nichts zu erklären; laßt mich Euch nur an die Tatsachen erinnern.
Dann haben die Orkneys Euern Vater und Euern Bruder getötet. Jetzt wollt Ihr
ein paar Orkneys töten. Und Gawaines Söhne werden Eure Söhne töten. Und so wird
das weitergehen. Das ist das Gesetz des Nordens. – Aber, Aglovale, ich
versuche, in Britannien ein neues Gesetz einzuführen, unter dem die Menschen
nicht in alle Ewigkeit junges Blut vergießen müssen. Habt Ihr Euch überlegt,
daß das für mich eine schwierige Aufgabe sein könnte? Es gibt ein Sprichwort,
welches besagt, daß aus zwiefachem Unrecht noch lange kein Recht wird, und ich
finde diesen Satz gut. Wendet ihn nicht auf Euch an – wendet ihn auf mich an.
Ich hätte die Orkneys für den Mord an Euerm Bruder bestrafen können. Ich hätte
ihnen die Köpfe abschlagen können. War’s Euch recht gewesen, wenn ich das getan
hätte?«
    »Ja.«
    »Vielleicht
hätte ich’s tun sollen.«
    Arthur
blickte auf seine Hände, wie er’s oftmals tat, wenn schwierige Probleme zu
bewältigen waren.
    Dann
sagte er: »Es ist schade, daß Ihr nie Gelegenheit hattet, die Orkneys daheim zu
erleben. Sie haben kein so glückliches Familienleben gehabt wie Ihr.«
    Aglovale
sagte: »Glaubt Ihr, mein Familienleben ist jetzt sehr glücklich? Wißt Ihr, daß
meine Mutter vor ein paar Wochen gestorben ist? Vater hat sie immer Piggy
genannt.«
    »Aglovale,
mein Beileid. Das haben wir nicht gewußt.«
    »Die
Leute haben meinen Vater ausgelacht, König. Ich weiß, daß er kein großartiger
Charakter war, kein toller Kerl. Aber er muß ein ganz brauchbarer Ehemann
gewesen sein. Wäre sonst meine Mutter ihm nachgestorben? Sie hielt es nicht
ohne ihn aus. Mutter war keine besonders verinnerlichte Person, König, doch als
die Orkneys meinen Vater und Lamorak getötet hatten, da ist sie verblichen.
Jetzt liegt sie im selben Grab.«
    »Ihr
müßt tun, was Ihr für recht haltet, Aglovale. Ich weiß: Ihr seid ein rechter
Pellinore und werdet’s tun. Für mich bitte ich um nichts. Aber darf ich drei
Dinge erwähnen? Erstens: Euer Vater war der erste Ritter, der meine Zuneigung
gewann – und noch habe ich Gawaine nicht gestraft. Zweitens: Alle Orkneys haben
ihre Mutter verehrt und angebetet. Sie hat sich zu sehr lieben lassen, dabei
jedoch

Weitere Kostenlose Bücher