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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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man ruhig ein bißchen menschlich
sein könnte? Ich will ja nicht nörgeln, aber der junge Mann ist mir nicht ganz
geheuer. Weshalb könnt’ er nicht guten Morgen sagen oder so was, statt einen
Mann zu retten und dann stumm und steif mit der weißen Nase in der Luft
weiterzureiten?«
    Arthur
gab keinen Kommentar, und der Jüngling nahm seinen Bericht wieder auf.
    »Percy
hat versucht, sich mit Galahad zusammenzutun, den Instruktionen gemäß, und
Galahad war fortgeritten, so daß der arme Kerl ihm nur nachlaufen konnte und
schrein: ›Nun sagt bloß!‹ Er hatte etlichen heftigen Ärger, als er sich ein
Pferd borgen wollte, und schließlich landete er auf dem Gaul eines
Stallburschen und hetzte hinter Galahad her, so schnell der Klepper laufen
wollte. Aber da tauchte ein Ritter auf und holte ihn von der Mähre runter – ich
fürchte, unsre Familie ist nie besonders heldenhaft gewesen – , und da war er
wieder zu Fuß und Galahad keinen Schritt näher. Na ja, an diesem Punkt erschien
eine Dame – hinterher haben sie herausgefunden, daß sie eine Fee war, und keine
sehr nette – , und die fragte ihn streng, was er denn täte. Percy sagte: ›Ich
tue weder Gutes noch Böses, was?‹ Da lieh ihm die Dame einen Rappen, der sich
als Unhold erwies und unter dramatischen Umständen verschwand, als der arme
Percy sich an dem Abend glücklich preisen wollte. Er war zu der Zeit in einer
Art Wüste, wo er mit einem Löwen Freundschaft schloß, den er vor einer Schlange
rettete. Percy hatte immer schon eine Schwäche für unsre stummen Freunde, wie
ich bereits sagte. – Als nächstes kam dann eine zauberhafte Edelfrau, mit
vollständiger Campingausrüstung, und lud Percy zum Picknick ein. Er hatte
Hunger – kein Wunder bei der Wüste und so – und war das Weintrinken nicht
gewöhnt, und so wurde das denn eine tolle Party. Da hat er wohl einen kleinen
Schwips gekriegt, fürchte ich, und das Ende vom Liede war, daß er zuviel
gelacht hat und sich erregt und der Dame ein Angebot gemacht hat… Ihr wißt
schon. Na, die Dame zeigte sich willfährig, und alles ließ sich wunderbar an,
da bemerkte Percy zum Glück das Kreuz am Knauf seines Schwertes, das auf der
Erde lag. Wiederum pries er sich glücklich, und das Zelt der Dame verkehrte
sich, und sie entschwand auf einem Schiff mit Geschrei und Getöse, und das
Wasser geriet in Flammen. – Percy schämte sich so sehr und hatte am nächsten
Morgen ein derartiges Kopfweh, daß er sich zur Strafe sein Schwert in den
Schenkel stieß. Danach tauchte das heilige Boot auf, mit Bors darinnen, und die
beiden segelten gemeinsam von dannen, wohin es sie tragen mochte.«
    Ginevra
sagte: »Wenn das heilige Boot dazu bestimmt war, Menschen zum Gral zu bringen,
dann kann ich gut verstehen, wie Bors darauf kam. Wir wissen, daß er furchtbare
Prüfungen zu bestehen gehabt hatte. Weshalb aber Sir Parzival? Ich möchte nicht
unhöflich sein, Sir Aglovale, aber Euer Bruder scheint doch nicht eben
allzuviele Leistungen vollbracht zu haben.«
    »Er
hat seine Integrität gewahrt«, sagte Arthur. »Er war so rein wie Bors, ja, er
war noch reiner. Er war absolut unschuldig. Gott sagt, man möge die Kindlein zu
ihm kommen lassen.«
    »Aber
solch ein Wirrkopf!« Arthur war verärgert.
    »Wenn
Gott barmherzig ist«, gab er zurück, »dann weiß ich nicht, weshalb er einen
Menschen nicht in den Himmel hineinstolpern lassen sollte. Warum sollen bloß
die Gipfelkletterer passieren dürfen? Fahrt fort mit Euerm Brief, Sir
Aglovale.«
    »An
dieser Stelle tauchte meine Schwester auf. Sie war Nonne, wißt Ihr, und als sie
ihr die Haare abschnitten, da gab es eine Vision, und da hieß es, sie sollten
in einem Behälter aufbewahrt werden. Meine Schwester war eine gebildete Frau
mit einer Berufung für religiöse Studien. Just zu der Zeit, als Percy und Bors
das Boot betraten, da suchte wieder eine Erscheinung das Kloster heim, und die
gebot, gewisse Dinge zu tun. Zunächst solle nach Sir Galahad Ausschau gehalten werden.
– Galahad verbrachte die Nacht in einer Einsiedelei bei Carbonek, nachdem er
Sir Gawaine besiegt hatte, und dort fand ihn meine Schwester. Sie hieß ihn
aufstehen und sich wappnen, und dann ritten sie gemeinsam zur Collibe-See, wo
sie unterhalb einer festen Burg die geweihte Arche mit Bors und Percy fanden.
Alle segelten gemeinsam fort, bis sie zu einem Meeresschlund gelangten,
zwischen zwei hohen Felsen gelegen, und da wartete ein zweiter Nachen. Das
Betreten des neuen Schiffes war mit

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