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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Ihr’s nicht so? Gerichtsentscheid durch Geschworene – also eine Angelegenheit
für fliegende Händler.«
    Agravaine frohlockte innerlich, auf seine
kalte Weise, indem er sich sagte: Nun tappt er in die eigene Falle.
    Der König trommelte mit den Fingern auf
die Lehne seines Stuhls. Sie bedrängten ihn, trieben ihn in die Enge. Langsam
sagte er: »Ihr versteht eine Menge vom Gesetz.«
    »Zum Beispiel, Onkel – wenn man Lanzelot
tatsächlich in Ginevras Bett finden sollte, in Gegenwart von Augenzeugen, dann
wäre doch ein Kampf überflüssig, nicht wahr?«
    »Wenn ich das sagen darf, Agravaine: ich
würde es vorziehen, wenn Ihr von Eurer Tante mit ihrem Titel sprächet,
zumindest in meiner Gegenwart – auch in diesem Zusammenhang.«
    »Tante Jenny«, bemerkte Mordred.
    »Ja, ich meine gehört zu haben, daß Sir
Lanzelot sie mit diesem Namen angesprochen hat.«
    »›Tante Jenny‹! ›Sir Lanzelot‹! ›Wenn ich
das sagen darf‹! Und wahrscheinlich küssen sie sich grade.«
    »Ihr müßt höflich sprechen, Mordred, oder
Ihr verlaßt den Raum.«
    »Ich bin sicher, daß er nicht vermessen
sein will, Onkel. Er erregt sich nur darüber, daß Euerm guten Ruf Unehre
angetan wird. Wir wollten um Gerechtigkeit bitten, und Mordred ist so besorgt
um sein – nun ja – um sein Haus. Ist’s nicht so, Mordred?«
    »Ich scher’ mich den Teufel um mein Haus.«
    Der König, dessen Gesicht plötzlich
hagerer wirkte, seufzte auf und wahrte seine Geduld.
    »Nun wohl, Mordred«, sagte er, »wir wollen
lieber nicht anfangen, uns über weniger wichtige Dinge zu streiten. Ich habe
nicht mehr die Kraft, mich deswegen aufzuregen. Ihr erzählt mir, daß meine Frau
die Mätresse meines bestes Freundes sei, und offenbar wollt Ihr dies
beweiskräftig demonstrieren. Also laßt uns dabei bleiben. Ich nehme an, daß Ihr
Euch über die Tragweite dieser Beschuldigung im klaren seid.«
    »Nein, das bin ich mir nicht.«
    »Auf jeden Fall aber Agravaine, des bin
ich sicher. Die Implikationen sind die folgenden. Wenn Ihr auf einem
zivilrechtlichen Verfahren besteht, statt Euch mit einer Appellation ans
Ehrengericht zu wenden, dann durchläuft die Sache alle Stadien der
zivilrechtlichen Beweisaufnahme und Urteilsfindung. Solltet Ihr Euren Fall
gewinnen, so würde das bedeuten, daß dem Manne, der Euch beide vor Sir Turquine
gerettet hat, der Kopf abgeschlagen wird – und meine Frau, die ich über alles
liebe, müßte wegen Verrats verbrannt werden. Solltet Ihr jedoch Euern Fall
verlieren, würde ich Euch verbannen, Mordred, was bedeutet, daß Ihr alle
Hoffnung auf eine Nachfolge fahrenlassen müßtet. Agravaine würde ich zum
Feuertod verurteilen, da er, indem er die falsche Anklage erhob, seinerseits
Verrat geübt
hat.«
    »Jedermann weiß, daß wir unsere Sache
durchbringen würden; und zwar auf der Stelle.«
    »Nun gut, Agravaine. Ihr seid ein eifriger
Anwalt des Rechts, und Ihr seid entschlossen, das Recht zu bekommen. Ich
vermute, daß es keinen Sinn hat, Euch daran zu erinnern, daß es darüber hinaus
so etwas wie Barmherzigkeit gibt?«
    »Jene Art von Barmherzigkeit«, fragte
Mordred, »mit der Säuglinge in einem Schiff auf dem Meere ausgesetzt werden?«
    »Dank Euch, Mordred. Fast hätte ich’s
vergessen.«
    »Wir wollen keine Barmherzigkeit«, sagte
Agravaine, »wir wollen Gerechtigkeit.«
    »Ich erfasse die Situation.«
    Arthur stützte seine Ellbogen auf die Knie
und bedeckte seine Augen mit den Fingern. Eine kurze Weile saß er versunken da,
sammelte Kraft, sich seiner Pflicht und Würde zu vergewissern; dann sagte er,
aus dem Schatten seiner Hand hervor:
    »Wie wollt Ihr sie überführen?«
    Der schwere Mann war reine Höflichkeit.
    »Falls Ihr einverstanden wärt, Onkel, und
über Nacht fernbliebet, würden wir eine bewaffnete Schar zusammenbringen und
Lanzelot im Gemach der Königin gefangennehmen. Ihr müßt fort sein, sonst kommt
er nicht.«
    »Ich kann nicht gut meiner eigenen Frau
eine Falle stellen, Agravaine. Ich bin der Meinung, man könnte Rechtens sagen,
daß die Beweislast bei Euch liegt. Ja, ich meine: das ist gerecht. Ich habe
wohl eindeutig das Recht, mich zu weigern, ein – nun, eine Art von Komplize zu
werden. Es gehört nicht zu meinen Pflichten, absichtlich mich zu entfernen, um
Euch behilflich zu sein. Nein, dies könnte ich reinen Herzens verweigern.«
    »Aber Ihr könnt Euch nicht in alle
Ewigkeit weigern, einmal fortzugehen. Ihr könnt doch nicht den Rest Eures
Lebens an die Königin gekettet bleiben, nur

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