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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Mordred haßt mehr Arthur. Wir haben
alles versucht, sie abzuhalten, aber sie lassen sich nichts sagen. Gawaine
sagt, er will nichts damit zu tun haben, so oder so, und Gaheris hat sich nie
richtig entscheiden können. Also mußte ich selber kommen. Ich habe kommen
müssen, auch wenn’s gegen meine eigenen Brüder ist und gegen den Clan, weil ich
Euch alles verdanke, und weil ich nicht zulassen kann, daß es passiert.«
    »Mein armer Gareth! Was regt Ihr Euch so
auf?«
    »Sie waren beim König und haben ihm
glattweg erzählt, daß Ihr – daß Ihr ins Schlafgemach der Königin geht. Wir
haben versucht, sie davon abzuhalten, und wir wollten’s nicht mitanhören, aber
sie haben’s ihm erzählt.« Lanzelot ließ die Schultern los. Er tat zwei Schritte
durch den Raum.
    »Laßt Euch das nicht anfechten«, sagte er,
zurückkommend. »Das haben schon viele behauptet, aber es ist nichts dabei
herausgekommen. Das gibt sich.«
    »Diesmal nicht. Ich spür’s – in mir.«
    »Unsinn.«
    »Es ist kein Unsinn, Lanzelot. Sie hassen
Euch. Einen Kampf werden sie dieses Mal nicht wagen – nicht nach Meliagrance. Dafür sind
sie zu schlau. Sie werden irgend etwas tun, um Euch in eine Falle zu locken.
Sie werden Euch in den Rücken fallen.«
    Aber der alte Kämpe lächelte nur und
klopfte ihm auf die Schulter.
    »Das bildet Ihr Euch bloß ein«, erklärte
er. »Geht zu Bett, mein Freund, und vergeßt das Ganze. Es war nett von Euch,
daß Ihr zu mir gekommen seid – aber jetzt geht heim und vergeßt Eure Sorgen und
schlaft wohl. Wenn der König sich viel daraus gemacht hätte, wäre er nicht auf
die Jagd gegangen.«
    Gareth biß sich in die Finger, blickte ihm
dann voll ins Gesicht.
    Endlich sagte er: »Bitte, geht heute nacht
nicht zur Königin.«
    Lanzelot hob eine seiner ungewöhnlichen
Augenbrauen – und ließ sie alsbald wieder sinken.
    »Und weshalb nicht?«
    »Ich bin sicher, daß es eine Falle ist.
Ich bin sicher, daß der König mit Absicht die Nacht über wegbleibt, damit Ihr
zu ihr geht. Und dann wird Agravaine da sein, um Euch zu schnappen.«
    »Arthur würde so etwas nie und nimmer
tun.«
    »Doch.«
    »Unsinn. Ich kannte Arthur schon, als Ihr
noch in den Windeln lagt. So etwas würde er nicht tun.«
    »Aber es ist doch ein Risiko!«
    »Wenn’s ein Risiko ist, werde ich’s
genießen.«
    »Bitte!« Diesmal legte er Gareth die Hand
in den Nacken und schob ihn ernstlich zur Tür.
    »Mein lieber Küchenpage, nun hört einmal
zu. Erstens kenne ich Arthur, zweitens kenne ich Agravaine. Meint Ihr, ich
müßte vor ihm Angst haben?«
    »Aber Hinterlist und Tücke…«
    »Gareth, als ich ein junger Bursche war,
ist mir eine Dame begegnet, die einem Wanderfalken nachlief, der sich
losgerissen hatte. Die Leine verfing sich in einem Baum, und der Peregrin hing
oben im Geäst. Die Dame überredete mich, auf den Baum zu klettern, um ihren
Falken herunterzuholen. Ich bin nie ein guter Kletterer gewesen. Als ich oben
ankam und den Falken freibekommen hatte, galoppierte der Ehemann der Dame in
voller Rüstung herbei und sagte, er werde mir den Kopf abschlagen. Die ganze
Falken-Sache war eine Falle gewesen, eine Finte, damit ich meine Rüstung ablege
und ihm auf Gnad’ und Verderben ausgeliefert bin. Im Hemde hockte ich auf dem
Baum und hatte nicht mal einen Dolch zur Hand.«
    »Ja, und?«
    »Nun, ich habe ihm einen Ast über den
Schädel gehauen. Und er war ein weit besserer Mann als der arme Agravaine.
Obschon wir seit jenen herrlichen Tagen ein bißchen rheumatisch geworden sind…«
    »Ich weiß, daß Ihr mit Agravaine
fertigwerdet. Was aber, wenn er Euch mit einer bewaffneten Schar attackiert?«
    »Er wird nichts dergleichen tun.«
    »Er wird es tun.«
    An der Tür war ein Kratzen zu hören, ein
sanftes Trommeln. Es mochte eine Maus sein, doch Lanzelots Augen weiteten sich.
    »Und wenn schon«, sagte er kurz. »Dann
werde ich mit der ganzen Bande kämpfen müssen. Aber die Szene malen wir uns nur
aus.«
    »Könntet Ihr nicht heute nacht
fortbleiben?«

Sie hatten die Tür erreicht, und des
Königs Hauptmann sprach mit Entschlossenheit.
    »Seht mal«, sagte er, »wenn Ihr’s denn
wissen müßt: Die Königin hat nach mir geschickt, und ich kann ihr ja nicht gut
eine Absage erteilen, wenn sie nach mir schickt, oder?«
    »Also ist mein Verrat an den ›Alten‹
vergebens?«
    »Nicht vergebens. Jeder, der davon
erführe, müßte Euch mögen, weil Ihr’s gewagt habt. Aber wir können Arthur
vertrauen.«
    »Und Ihr geht, trotz

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