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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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verstanden habe,
Mordred, ist Agravaine mit dreizehn ändern Rittern losgezogen, alle voll
gerüstet, um Lanzelot zu töten, als der bloß seinen Morgenrock anhatte. Das
Ergebnis war, daß Agravaine getötet wurde, mitsamt den ändern Rittern – einen
ausgenommen, der weglief.«
    »Ich bin nicht weggelaufen.«
    »Du bist am Leben geblieben, Mordred.«
    »Gawaine, ich schwör’s: ich bin nicht
weggelaufen. Ich hab’ mit ihm gekämpft, so gut ich’s vermochte. Aber er hat mir
den Arm gebrochen, und da konnte ich nichts mehr tun. Bei meiner Ehre, Gawaine:
ich hab’ versucht zu kämpfen.«
    Er war den Tränen nahe.
    »Ich bin kein Feigling.«
    »Wenn du nicht weggelaufen bist«, fragte
Gaheris, »wie kommt’s dann, daß Lanzelot dich ungeschoren ließ, nachdem er die
ändern getötet hatte? Es lag doch in seinem ureigensten Interesse, euch
allesamt zu töten, weil’s dann keine Zeugen mehr gegeben hätte.«
    »Er hat mir den Arm gebrochen.«
    »Ja. Aber getötet hat er dich nicht.«
    »Ich sage die Wahrheit.«
    »Aber getötet hat er dich nicht.«
    Der Schmerz im Arm war so heftig und die
Wut so groß, daß der Mann anfing zu flennen wie ein Kind.
    »Ihr Verräter! So ist das immer. Weil ich
nicht stark bin, ergreift ihr Partei gegen mich. Ihr haltet’s mit den dummen
Muskelprotzen und glaubt nicht, was ich sage. Agravaine ist tot, und ihm wird
die Totenwache gehalten, und Ihr wollt niemanden dafür strafen. Verräter!
Verräter! Und alles wird wieder so sein, wie es gewesen ist.«
    Als der König hereinkam, brach er ab.
Arthur, der müde aussah, schritt langsam zum Thron und setzte sich nieder. Er
bedeutete ihnen, ihre Plätze wieder einzunehmen. Gawaine ließ sich auf die Bank
plumpsen, von der er sich erhoben hatte, während Gareth und Gaheris
stehenblieben und den König mitleidig beobachteten. Mordreds Geschluchze
bildete die Hintergrundmusik.
    Arthur fuhr sich mit der Hand über die
Stirn.
    »Weshalb weint er?« fragte er.
    »Er wollt’ uns erklären«, sagte Gawaine,
»wieso Lanzelot dreizehn Ritter getötet hat und sich dann entschloß, unsern
Mordred hier am Leben zu lassen. Offenbar ist da zwischen den beiden so was wie
eine Freundschaft gewesen.«
    »Ich glaube, ich kann’s erklären. Ich habe
nämlich Lanzelot vor zehn Tagen gebeten, meinen Sohn nicht zu töten.«
    Mordred sagte bitter: »Ergebensten Dank.«
    »Du brauchst mir nicht zu danken, Mordred.
Wenn schon – dann solltest du dich bei Lanzelot bedanken.«
    »Ich wollte, er hätte mich getötet.«
    »Ich bin froh, daß er’s nicht getan hat.
Sei ein bißchen nachsichtig, mein Sohn, jetzt, da wir in diesen Schwierigkeiten
sind. Denk dran, daß ich dein Vater bin. Du bist der einzige Sproß der Familie
– ich habe sonst niemanden.«
    »Ich wollt’, ich wär’ überhaupt nicht
geboren.«
    »Da geht’s dir wie mir, mein armer Junge.
Aber du bist nun einmal geboren, und so müssen wir halt zusehn, daß wir das
Beste daraus machen.«
    Mordred eilte auf ihn zu – in geheuchelter
Verlegenheit.
    »Vater«, sagte er, »wißt Ihr, daß Lanzelot
kommen wird, um sie zu retten?«
    »Es würde mich nicht überraschen.«
    »Und habt Ihr Ritter zur Hand, daß sie ihn
aufhalten? Habt Ihr starke Wachen aufgestellt, ihn festzunehmen?«
    »Die Wachen sind da, Mordred, und sie sind
so stark wie möglich. Ich habe versucht, gerecht zu sein.«
    »Vater«, sagte er eifernd, »schickt
Gawaine und diese beiden zu ihrer Verstärkung. Er wird mit einer großen
Streitmacht kommen.«
    »Wie ist’s, Gawaine?« fragte der König.
    »Dank Euch, Onkel. Mir war’s lieber, Ihr
hättet nicht gefragt.«
    »Ich habe Euch gerechterweise fragen
müssen, Gawaine – der Wachen wegen, die bereits aufgestellt sind. Es wäre ja
unfair, schwache Posten aufzustellen, wenn ich wüßte, daß Lanzelot kommt; denn
das würde Verrat an meinen eigenen Leuten bedeuten. Es hieße: sie einfach
opfern.«
    »Ob Ihr mich bittet oder nicht, Euer
Majestät – ich werd’ nich’ gehn. Ich hab’ den beiden gleich gesagt, ich tät’
nich’ mitmachen. Ich hab’ kein’ Verlangen, Königin Ginevra brennen zu sehn. Und
ich darf wohl sagen, daß ich hoffe, sie wird auch nicht. Jedenfalls werd’ ich
dabei nicht helfen. Da habt Ihr’s.«
    »Das klingt nach Verrat.«
    »Und laßt es Verrat sein – ich fühle mich
der Königin verbunden.«
    »Auch ich bin der Königin sehr verbunden,
Gawaine. Schließlich habe ich sie geheiratet. Wenn jedoch die allgemeine
Gerechtigkeit auf dem Spiele steht, haben

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