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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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betragen
werde – ganz wie Eure preux chevaliers.«
    »Ihr laßt mir keine Wahl.«
    »Kaum eine.«
    »Was wollt Ihr?« fragte sie. Sie setzte
sich und faltete die Hände im Schoß. Sie war es gewohnt, mit Gefahren zu leben.
    »Aber, aber«, sagte er in bester Laune,
sein Katz-und-Maus-Spiel mit einem irrwitzigen Lächeln genießend. »Wir wollen’s
doch nicht derart forcieren. Wir sollten uns zunächst mal ein bißchen
entspannen, ehe wir mit unserer Konversation beginnen, sonst wirkt sie so
verkrampft.«
    »Ich höre.«
    »Nein, nein. Ihr müßt mich Mordy nennen,
oder mir einen anderen Kosenamen geben. Dann kommt es einem viel natürlicher
vor, wenn ich Euch Jenny nenne. Und alles wird sich viel angenehmer
entwickeln.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Ginevra, habt Ihr eine Vorstellung von
Eurer Position?«
    »Meine Position ist die der Königin von
England – wie die Eure die des Statthalters ist.«
    »Während Arthur und Lanzelot einander in
Frankreich bekämpfen.«
    »So ist es.«
    »Und was wäre, wenn ich Euch sagte«,
fragte er, seinen Mops streichelnd, »daß ich heute früh einen Brief erhalten
habe? Des Inhalts, daß Arthur und Lanzelot tot sind?«
    »Ich würde Euch nicht glauben.«
    »Sie haben einander im Kampf getötet.«
    »Das ist nicht wahr«, entgegnete sie
ruhig.
    »Ist es auch nicht. Woher wißt Ihr?«
    »Wenn es nicht wahr ist, war’s grausam, es
zu behaupten. Weshalb habt Ihr das gesagt?«
    »Viele Menschen hätten es geglaubt, Jenny.
Und ich bin sicher: sehr viele werden es glauben.«
    »Wieso sollten sie?« fragte sie, ehe ihr
klar wurde, worauf er hinauswollte. Da hielt sie inne und holte tief Luft. Zum
ersten Mal stieg Angst in ihr auf – Angst um Arthur.
    »Ihr könnt doch nicht…«
    »O doch, ich kann«, erklärte er fröhlich.
»Und ich tu’s. Was, glaubt Ihr, würde geschehen, wenn ich Arthurs Tod verkünden
ließe?«
    »Aber, Mordred, so etwas könnt Ihr doch
nicht tun! Sie leben… Ihr verdankt alles… Der König hat Euch zu seinem
Stellvertreter ernannt… Eure Lehnstreue… Es wäre unwahr und ungerecht! Arthur
hat Euch stets mit der sorgsamsten Gerechtigkeit behandelt…«
    Kalt sie anblickend, sagte er: »Ich habe
nie darum gebeten, mit Gerechtigkeit behandelt zu werden. Das läßt er Hinz und
Kunz zuteil werden, um sich selbst daran zu vergnügen.«
    »Aber er ist doch Euer Vater!«
    »Was das betrifft – ich habe nicht darum
gebeten, daß man mich in die Welt setzt. Ich vermute, daß er auch das zum
eigenen Vergnügen getan hat.«
    »Ich verstehe.«
    Sie saß da, knüllte den Stoff zusammen und
versuchte zu denken.
    »Weshalb haßt Ihr meinen Gemahl?« fragte
sie, fast verwundert. »Ich hasse ihn nicht – ich verachte ihn.«
    »Er wußte es nicht«, erklärte sie
freundlich, »daß Eure Mutter seine Schwester ist – damals nicht, als es
passierte.«
    »Und wahrscheinlich hat er auch nicht
gewußt, daß ich sein Sohn bin, als er uns auf dem Schiff aussetzte?«
    »Er war knapp neunzehn, Mordred. Sie
hatten ihn mit Prophezeiungen geängstigt – man hat ihn dazu getrieben.«
    »Meine Mutter war eine gute Frau, bis
König Arthur ihr begegnete. Sie lebte glücklich mit Lot of Orkney, und sie
gebar ihm vier tapfere Söhne. Und was kam danach?«
    »Aber sie war mehr als doppelt so alt wie
er! Ich würde meinen…« Er unterbrach sie, indem er die Hand hob. »Ihr sprecht
von meiner Mutter.«
    »Verzeihung, Mordred, aber es ist doch…«
    »Ich habe meine Mutter geliebt.«
    »Mordred…«
    »König Arthur kam zu einer Frau, die ihrem
Manne treu war. Als er ging, war sie eine Buhlerin. Sie endete ihr Leben auf
der Matratze bei Sir Lamorak – zu Recht erschlagen von ihrem eigenen Kind.«
    »Mordred, es hat keinen Sinn, irgend etwas
zu sagen, solange Ihr nicht einseht… solange Ihr nicht glauben könnt, daß
Arthur freundlich ist, daß es ihm leid tut und er sich Sorgen macht. Er ist
Euch sehr zugetan. Erst zwei oder drei Tage, eh dies Unglück begann, hat er
gesagt, wie er Euch liebe…«
    »Seine Liebe kann er behalten.«
    »Er ist so anständig gewesen«, sagte sie
bittend.
    »Der gerechte und edle König! Ja, es ist
leicht, gerecht zu sein, hinterher, wenn alles vorbei ist. Das ist die
vergnügliche Rolle. Gerechtigkeit! Auch die kann er behalten.«
    Sie versuchte, ruhig zu bleiben, und
sagte: »Wenn Ihr Euch zum König proklamiert, werden sie aus Frankreich kommen,
um gegen Euch zu kämpfen. Dann haben wir einen doppelten Krieg, statt eines
einzigen, und der wird in England

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