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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sagt, warum
verschont er dann dessen Oberhaupt? Vielleicht hat er Gareth aus Versehen
umgebracht?«
    »Ich bin sicher, daß es ein Versehen war.
Wenn Ihr mir helft, den Krieg zu beenden, können wir vielleicht ganz bald einen
Strich ziehen. Für Euer Recht, sozusagen, kämpfen wir jetzt, wie Ihr wißt. Ich
und die anderen, die kämpfen wollen, würden uns Eurer Gerechtigkeit beugen
müssen. Wenn’s Euch genehm ist, ein Ende zu machen, wäre keiner glücklicher als
ich.«
    »Aye, aber ich hab’ mir geschworen, ihn bis zum Tode zu
bekämpfen.«
    »Ihr seid zweimal gut zum Zuge gekommen.«
    »Und hab’ jed’s Mal ein’ guten Hieb aufs
Haupt gekriegt«, sagte er bitter. »Er hätt’ den Krieg zwei Malen beenden
können. Nein, es würd’ wie Feigheit aussehn, wenn ich mich vergleichen tät’.«
    »Die Tapfersten sind die, denen es nichts
ausmacht, wie Feiglinge dazustehn. Denkt daran, wie Lanzelot sich monatelang in
Joyous Gard verborgen hielt, während wir draußen unsre Spottlieder sangen.«
    »Ich kann Gareths Gesicht nich’
vergessen.«
    »Es war für uns alle traurig.«
    Gawaine versuchte zu denken – eine
Bemühung, die ihm nicht durch Gewohnheit erleichtert wurde. An diesem dunklen
Abend war es doppelt so schwierig wie sonst, seines Kopfes wegen. Seit der
Zeit, da Galahad ihm auf der Gralsfahrt eine Gehirnerschütterung beigebracht
hatte, neigte er zu Kopfschmerzen, und jetzt hatte Lanzelot ihm durch einen
seltsamen Zufall bei zwei verschiedenen Duellen zwei Hiebe auf dieselbe Stelle
versetzt.
    »Weshalben sollt’ ich nachgeben?« fragte
er. »Weil er mich schlägt? Es hieße doch, vor ihm weglaufen, wenn ich jetzt
aufgeben tät’. Sollt’ ich ihn in einem dritten Treffen zu Fall bringen – dann
vielleicht. Wenn ich ihn verschonen würd’… dann wär’n wir quitt.«
    »Auf den Wiesen Englands«, sagte der König
gedankenverloren, »blühen bald die Hahnenfüße und die Gänseblümchen. Es wär’
schon schön, wenn wir Frieden bekämen.«
    »Aye. Und die Frühlingsbeiz.«
    Der Mann auf seinem trüben Lager drehte
sich bei dieser belebenden Erinnerung herum, doch der Schmerz, der seinen
Schädel durchschoß, ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren.
    »Allmächtiger, aber mein Kopf tut
teuflisch weh.«
    »Soll ich Euch ein feuchtes Tuch holen?
Oder einen Schluck Milch?«
    »Nay. Läßt’s sein. Es hülfe doch nich’.«
    »Armer Gawaine. Ich hoffe, daß nichts
gebrochen ist.«
    »Was gebrochen is’, das is’ das, was
drinnen steckt. Laßt uns von anderm reden.«
    Zweifelnd sagte der König: »Ich sollte
nicht zuviel reden. Ich glaube, ich sollte gehn und Euch schlafen lassen.«
    »Ach, bleibt. Laßt mich nich’ allein. Es
verdrießt mich, wenn ich so ganz alleine bin.«
    »Der Doktor hat gesagt…«
    »Zum Teufel mit dem Doktor. Bleibt noch
ein klein’ Weilchen bei mir. Haltet meine Hand. Erzählt mir von England.«
    »Morgen müßte Post eintreffen, dann werden
wir über England lesen können. Dann haben wir die neuesten Nachrichten, und von
Jung-Mordred wird ein Brief dabei sein, und vielleicht hat meine Gin an mich
geschrieben.«
    »Mordreds Briefe sind der blanke, kalte
Hohn, sozusagen.«
    Arthur nahm ihn eilig in Schutz.
    »Das kommt doch nur daher, daß er ein
unglückliches Leben gehabt hat. Ihr könnt Euch drauf verlassen: inwendig lodert
er, vor Liebe. Gin hat immer gesagt, all seine Wärme gelte seiner Mutter.«
    »Unsre Mutter hat er gerngehabt.«
    »Vielleicht war er verliebt in sie.«
    »Das würd’ erklären, weshalb er
eifersüchtig auf Euch war.«
    Gawaine fühlte sich überrascht von seiner
eigenen Entdeckung. Dieser Gedanke war ihm noch nie gekommen.
    »Vielleicht hat er’s deshalb Sir Agravaine
erlaubt, sie zu töten, als sie die Affäre mit Lamorak hatte… Armer Junge. Von
der ganzen Welt ist er schlecht behandelt worden.«
    »Er is’ der einzige Bruder, wo ich noch
hab’.«
    »Ich weiß. Was Lanzelot tat, war ein
tragischer Unglücksfall.«
    Der Laird of Lothian zupfte an seinem
Verband.
    »Aber es kann kein Unglück gewesen sein.
Ich würd’s verstehn, wenn sie ihre Helme hätten aufgehabt – aber sie hatten
keine. Er muß sie erkannt haben.«
    »Wir haben schon so oft darüber
gesprochen.«
    »Aye, es ist nutzlos.«
    Der alte Mann fragte mit rührender
Schüchternheit: »Ihr könntet Euch nicht überwinden, ihm zu vergeben, Gawaine,
ganz gleich, wie das damals geschehen sein mag? Ich will mich nicht der Pflicht
entziehen – doch wenn man die Gerechtigkeit durch

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