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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Barmherzigkeit mildern
könnte…«
    »Ich werd’ sie mildern, wenn er meiner
Barmherzigkeit ausgeliefert ist. Vorher nicht.«
    »Nun wohl. Es liegt bei Euch. – Da kommt
der Arzt und wird mir sagen, daß ich zu lange geblieben bin. – Kommt herein,
Doktor, kommt herein!«
    Aber es war der Bischof von Rochester, der
mit Paketen und einer eisernen Laterne geschäftig ins Zelt trat.
    »Ihr seid’s, Rochester. Wir dachten, es
sei der Arzt.«
    »Guten Abend, Sir. Und einen guten Abend
Euch, Sir Gawaine.«
    »Guten Abend.«
    »Was macht der Kopf?«
    »Es wird schon besser. Dank Euch, Herr.«
    »Nun, das ist eine vorzügliche Nachricht.
– Und ich«, fügte er schelmisch hinzu, »habe ebenfalls gute Neuigkeiten. Die
Post ist heute früher eingetroffen!«
    »Briefe!«
    »Einen für Euch.« Er reichte ihn dem
König. »Ein langer.«
    »Und für mich?« fragte Gawaine.
    »Diesmal leider nichts. Nächste Woche
werdet Ihr sicher mehr Glück haben.«
    Arthur ging mit dem Brief zur Laterne und
erbrach das Siegel.
    »Ihr entschuldigt mich, wenn ich lese?«
    »Aber natürlich. Bei Nachrichten aus
England können wir auf großes Zeremoniell verzichten. – Du meine Güte, Sir
Gawaine, ich hätte nie gedacht, daß ich in meinen Jahren noch zum Pilger würde
und mich in fremden Ländern umhertreiben müßte…«
    Des Bischofs Stimme erstarb. Arthur hatte
keine Bewegung gemacht. Er war weder rot noch blaß geworden; er ließ den Brief
nicht sinken und starrte auch nicht vor sich hin. Er las. Rochester hingegen
hörte auf zu reden, und Gawaine stützte sich auf einen Ellbogen. Offnen Mundes
beobachteten sie ihn beim Lesen.
    »Sir – «
    »Nichts«, sagte er und winkte ab, wischte sie
weg. »Entschuldigt. Die Nachrichten.«
    »Hoffentlich…«
    »Laßt mich, bitte, zu Ende lesen.
Unterhaltet Euch mit Sir Gawaine.«
    Gawaine fragte: »Sind’s schlimme
Nachrichten – darf ich sehn?«
    »Bitte, noch einen Augenblick.«
    »Mordred?«
    »Nein. Es ist nichts. Der Arzt sagt… –
Hochwürden, ich möcht’ draußen mit Euch reden.«
    Gawaine versuchte, sich aufzurichten.
    »Ich will’s wissen.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu erregen. Legt
Euch hin. Wir kommen wieder.«
    »Geht Ihr, ohne mir’s zu sagen, werd’ ich
nachkommen.«
    »Es ist nichts. Ihr werdet Euerm Kopf bloß
Schaden antun.«
    »Was ist los?«
    »Nichts. Nur…«
    »Was?«
    »Nun ja, Gawaine«, sagte er und sank
plötzlich zusammen, »es scheint, als habe Mordred sich zum König von England
proklamiert – mit Hilfe seines ›Neuen Ordens‹.«
    »Mordred!«
    »Er hat seinen ›Schlägern‹ erzählt, wir
seien tot, versteht Ihr?« Arthur sagte es erklärend, als handle es sich um eine
Denkaufgabe. »Und…«
    »Mordred sagt, wir sind tot?«
    »Er sagt, wir sind tot, und…«
    Aber er konnte es nicht aussprechen.
    »Und was?«
    »Er will Gin heiraten.«
    Einen Augenblick lang herrschte
Totenstille. Des Bischofs Hand tastete nach dem Kreuz auf seiner Brust, und
Gawaine klammerte sich an sein Bettzeug. Dann sprachen sie beide auf einmal.
    »Der Reichsstatthalter…«
    »Das kann nich’ wahr sein. Das ist ein
Scherz. Mein Bruder täte so was nie un’ nimmer nich’.«
    »Leider stimmt’s«, sagte der König
geduldig. »Dieser Brief ist von Ginevra. Weiß der Himmel, wie sie’s geschafft
hat, ihn rauszuschmuggeln.«
    »Der Königin Alter…«
    »Nach der Proklamation hat er ihr einen
Heiratsantrag gemacht. Sie hatte niemanden, der ihr hätte beistehen können. Die
Königin hat seinen Antrag angenommen.«
    »Hat Mordred angenommen?!«
    Gawaine war es gelungen, seine Beine über
die Kante der Bettstatt zu bringen.
    »Onkel, gebt mir den Brief.«
    Er nahm ihn aus der schlaffen Hand, die
ihn automatisch freigab, und begann zu lesen, das Blatt ans Licht haltend.
    Arthur fuhr fort zu erklären.
    »Die Königin hat Mordreds Antrag
angenommen und um Erlaubnis gebeten, sich in London ihre Aussteuer zu besorgen.
Als sie in London war – mit den Wenigen, die ihr die Treue hielten – , hat sie
sich schnellstens in den Tower begeben und die Tore verbarrikadiert.
Gottseidank ist’s eine starke Festung. Jetzt belagert man sie im Tower zu
London, und Mordred verwendet Kanonen.«
    Bestürzt fragte Rochester: »Kanonen?«
    »Kanonen.«
    Das war zu viel für das Fassungsvermögen
des alten Priesters.
    »Unglaublich!« sagte er. »Zu sagen, wir
seien tot, und die Königin zu ehelichen! Und dann Kanonen einzusetzen – «
    »Jetzt, da die Kanonen da sind«, sagte
Arthur, »ist’s mit

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