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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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der wurde ordentlich gehackt. Und, ja, sagte sie, es gab
noch weiteren Privatbesitz neben den Weideplätzen: Ein verheiratetes Paar flog
Jahr um Jahr zum selben Nest zurück, obwohl sie zwischendurch viele tausend
Meilen hinter sich gelegt haben mochten. Das Nest war ebenso privat wie das
Familienleben. Gänse, erklärte sie, waren in ihren Liebesaffären nicht mal
hier, mal da engagiert, außer in der Jugend; und das war, wie es ihrer Meinung
nach sein sollte. Einmal verheiratet, blieben sie ihr Leben lang zusammen. Ihre
Politik, soweit sie überhaupt eine hatten, war patriarchalisch oder
individualistisch und beruhte auf der freien Entscheidung. Und natürlich
führten sie nie Kriege. Er fragte nach ihrem Führungssystem. Offensichtlich
wurden bestimmte Gänse als Führer akzeptiert – im allgemeinen waren das
ehrwürdige alte Herren mit gesprenkelten Brustfedern –, die an der Spitze ihrer
Formationen flogen. Er dachte an die Ameisenköniginnen, die sich wie die
Borgias des Thrones wegen umbrachten, und wollte wissen, wie diese
Gänseadmirale gewählt worden waren. Sie wurden nicht gewählt, sagte sie,
jedenfalls nicht offiziell. Sie wurden einfach Admirale. Als er sich damit
nicht zufrieden gab, erzählte sie ihm eine lange Geschichte vom Vogelzug.
    »Die erste Gans«, sagte sie, »die von
Sibirien nach Lincolnshire und zurück geflogen ist, muß wohl in Sibirien eine
Familie gegründet haben. Als dann der Winter kam und es schwierig wurde,
Nahrung zu finden, muß sie wieder ihren Weg gesucht und dieselbe Route benutzt
haben, die niemand sonst kannte. Diesem Ganter wird Jahr für Jahr seine immer
größer werdende Familie gefolgt sein, und er wurde ihr Lotse und Admiral. Als
es dann ans Sterben ging, waren natürlich seine ältesten Söhne die besten
Lotsen, da sie die Route öfter zurückgelegt hatten als alle ändern. Die
jüngeren Söhne und Gösseln waren ihrer Sache nicht sicher und folgten daher
gern jemandem, der genau Bescheid wußte. Vielleicht befanden sich unter den
ältesten Söhnen einige, die ihrer Wirrköpfigkeit wegen berühmt waren, und denen
traute die Familie nicht so recht. So«, sagte sie, »wird ein Admiral gewählt.
Vielleicht kommt im Herbst Wink-wink zu unserer Familie und sagt:
›Entschuldigt, aber habt ihr vielleicht einen zuverlässigen Lotsen bei euch?
Unser armer alter Opa ist zur Maulbeerzeit verstorben, und Onkel Onk ist
untauglich. Wir suchen jemanden, dem wir nachfolgen können.‹ Wir sagen dann:
›Großonkel wird sich riesig freuen, wenn ihr euch uns anschließt; aber wir
können gar keine Verantwortung übernehmen, falls etwas schiefgehen sollte.‹Und
er sagt: ›Recht herzlichen Dank. Euer Großonkel ist bestimmt sehr zuverlässig.
Ob ich das wohl den Honks erzählen darf? Ich weiß nämlich zufällig, daß sie
sich in derselben Schwierigkeit befinden.‹›Aber gern.‹ Und so«, erklärte sie, »wurde
Großonkel Admiral.«
    »Sehr vernünftig.«
    »Sieh dir seine Ringe an«, sagte sie
respektvoll, und beide blickten sie zu dem stattlichen Patriarchen hinüber,
dessen Brust mit schwarzen Streifen geschmückt war.
     
    Bei anderer Gelegenheit fragte er sie nach
den Vergnügungen und Ambitionen der Gänse. Entschuldigend wies er daraufhin,
daß bei den Menschen ein Leben ohne spektakuläre Erwerbungen oder auch ohne
Kriege leicht als langweilig betrachtet würde.
    »Die Menschen«, sagte er, »machen viel
Aufhebens von Schmuckgegenständen, Reichtümern, Luxusgütern, Vergnügungen und
so weiter. Das gibt ihnen ein Ziel im Leben. Angeblich führt es auch zu
Kriegen. Doch ich fürchte, wenn sie so wenig besäßen wie das, womit sich die
Gänse zufrieden geben, würden sie unglücklich sein.«
    »Bestimmt wären sie das. Ihre Hirne sind
anders geformt als die unseren. Wenn man die Menschen zwänge, genauso zu leben
wie die Gänse, wären sie so unglücklich wie die Gänse, wenn sie wie die
Menschen leben müßten. Doch das bedeutet nicht, daß die einen nicht ein wenig
von den anderen lernen könnten.«
    »So langsam meine ich, daß die Gänse von
uns nicht sehr viel lernen können.«
    »Wir sind schon Millionen Jahre länger auf
der Erde als ihr armen Geschöpfe, also trifft euch da kaum eine Schuld.«
    »Aber erzähl mir«, bat er, »von euren
Vergnügungen, euren Ambitionen oder Zielen, oder wie ihr’s sonst nennt. Sicher
sind sie recht begrenzt?« Darüber mußte sie lachen.
    »Unser Hauptziel im Leben«, sagte sie
belustigt, »ist, lebendig zu sein. Ich glaube, deine

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