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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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festgestellt, daß die
menschliche Grausamkeit immer einen Weg findet, wenn ihr ein anderer versperrt
wird. Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert, als der Krieg auf
Berufsarmeen beschränkt war, die sich aus Angehörigen der kriminellen Klassen
zusammensetzten, wandte sich die Masse der Bevölkerung öffentlichen
Hinrichtungen, zahnärztlichen Eingriffen ohne Betäubung, brutalen Sportarten und
dem Prügeln ihrer Kinder zu. Im zwanzigsten Jahrhundert, als der Krieg sich
ausdehnte und die Massen betraf, wurden Hängen, Hacken, Hahnenkämpfe und Hauen
abgeschafft.
    Viertens. Gegenwärtig beschäftigt sich das
Komitee mit einer komplizierten Untersuchung der physischen oder psychischen
Notwendigkeit. Zu diesem Zeitpunkt können wir darüber noch keinen
zufriedenstellenden Bericht vorlegen, doch wir glauben beobachtet zu haben, daß
der Krieg ein echtes Bedürfnis im Menschen befriedigt, vielleicht im Zusammenhang
mit der unter drittens erwähnten Grausamkeit, vielleicht aber auch nicht. Wir
haben festgestellt, daß der Mensch nach einer Generation des Friedens ruhelos oder
niedergeschlagen wird. Der unsterbliche wenn nicht allwissende Schwan von Avon
bemerkt, der Frieden scheine eine Krankheit zu erzeugen, die sich zu einer Art
Geschwür entwickle und zum Krieg aufplatze. »Krieg«, sagte er, »ist das
Geschwür von viel Wohlstand und viel Frieden, das aufbricht; es zeigt kein
äußrer Grund, warum der Mensch dran stirbt.« Nach dieser Deutung wird der
Frieden als schleichende Krankheit betrachtet, während das Aufbrechen des
Geschwürs, der Krieg, eher wohltätig anzusehen ist als umgekehrt. Das Komitee
weist auf zwei Möglichkeiten hin, durch die Wohlstand und Frieden die Menschheit
zerstören könnten, falls der Krieg verhindert wird: durch Verweichlichung oder
durch Drüsenleiden, die zu einem Dämmerzustand der Rasse führen. Zum Thema
Verweichlichung muß angefügt werden, daß Kriege die Geburtenrate verdoppeln.
Frauen dulden den Krieg, weil er die Virilität der Männer fördert. Fünftens.
Schließlich kommen wir zu der Überlegung, die wahrscheinlich alle Tiere auf der
Welt außer dem Menschen anstellen würden, daß nämlich der Krieg eine unschätzbare
Wohltat für die Schöpfung als Ganzes ist, weil er eine schwache Hoffnung auf
Ausrottung der menschlichen Rasse bietet.
    »CONTRA«, kündigte der Magier an; doch der
König unterbrach ihn.
    »Wir kennen die Einwände«, sagte er. »Der
Gedanke, daß der Krieg nützlich sein könnte, sollte noch etwas betrachtet
werden. Warum will das Komitee die Macht abschaffen, wenn eine gewisse
Notwendigkeit für sie besteht?«
    »Sir, das Komitee versucht die
physiologische Basis zu erkunden, die möglicherweise pituitären oder adrenalen
Ursprung hat. Vielleicht braucht der menschliche Körper periodische Gaben von
Adrenalin, um gesund zu bleiben. (Nur ein Beispiel für die Drüsenaktivität: Die
Japaner essen angeblich große Mengen Fisch, der ihnen Jod zuführt, dadurch die Schilddrüsen
vergrößert und sie empfindlich macht.) Bis diese Angelegenheit genau untersucht
ist, können wir nichts Genaues sagen, doch das Komitee möchte darauf hinweisen,
daß das physiologische Bedürfnis auch anderweitig befriedigt werden könnte. Der
Krieg, das wurde bereits festgestellt, ist eine unzulängliche Methode zur
Begrenzung der Bevölkerungszahl; möglicherweise ist er auch eine unzulängliche
Methode, die Adrenalindrüsen durch Furcht zu stimulieren.«
    »Wie anderweitig?«
    »Im Römischen Reich bot man als Ersatz
blutige Schauspiele im Zirkus an. Sie dienten der Reinigung, von der
Aristoteles spricht, und Alternativen dieser Art könnten als zufriedenstellend
befunden werden. Die Wissenschaft ermöglicht jedoch radikalere Methoden.
Entweder könnte die Drüsendefizienz durch regelmäßige Massenimpfungen mit Adrenalin
behoben werden – oder mit dem Stoff, der eben fehlt –, oder die Chirurgie
könnte einen Ausweg bieten. Vielleicht ließe sich die Wurzel des Krieges ebenso
entfernen wie der Blinddarm.«
    »Man hat uns gesagt, der Krieg werde durch
Nationaleigentum verursacht; jetzt sagt man uns, er komme von einer Drüse.«
    »Sir, beides mag zusammenhängen, obwohl
vielleicht das eine nicht aus dem anderen folgt. Wenn zum Beispiel Kriege durch
Nationaleigentum verursacht werden, sollte man annehmen, daß sie pausenlos andauern,
solange das Nationaleigentum besteht: also immer. Wir stellen jedoch fest, daß
sie durch häufige Pausen, Frieden genannt, unterbrochen

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