Der König auf Camelot
irischen Mythologie waren
durch ihren Stand gezwungen, in der ersten Schlachtenreihe zu marschieren; ihre
Sterblichkeitsziffer war dadurch erschreckend hoch, und dennoch scheint es in
der Geschichte der Grünen Insel nie an Königen oder Schlachten gefehlt zu
haben.«
»Wie steht’s mit diesem neumodischen
Gesetz«, fragte die Ziege plötzlich, »das unser König erfunden hat? Wenn
Individuen durch die Furcht vor der Todesstrafe von Mord abgehalten werden
können, warum läßt sich dann kein internationales Gesetz einführen, unter dem
Nationen durch gleiche Methoden vom Kriegführen abgehalten werden? Eine
aggressive Nation bliebe vielleicht friedlich, wenn sie wüßte, daß sie bei
einem kriegerischen Überfall von einer internationalen Polizeiorganisation zur
Vertreibung, zum Beispiel durch Massendeportation in andere Länder verurteilt
würde.«
»Dagegen gibt es zwei Einwände. Erstens wäre
das der Versuch, die Krankheit zu heilen, nicht, sie zu verhindern. Zweitens
wissen wir aus Erfahrung, daß die Todesstrafe Mord nicht abschafft. Es könnte
jedoch ein Schritt in die richtige Richtung sein.«
Der alte Mann verschränkte seine Hände in
den Ärmeln wie ein Chinese und schaute verbissen in die Runde; er wartete auf
weitere Fragen. Seine Augen waren nicht mehr so wachsam wie zuvor.
»Er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel Libellus Merlini, Merlins Prophezeiungen«, fuhr Archimedes boshaft fort,
als er merkte, daß dieses Thema abgeschlossen war, »und daraus wollte er Eurer
Majestät gleich nach Eurer Ankunft vorlesen.«
»Dann hören wir uns das an.« Merlin rang
die Hände.
»Sir«, sagte er, »es handelt sich nur um
Wahrsagereien, nichts als Zigeunertricks. Es mußte geschrieben werden, weil im
zwölften Jahrhundert viel davon die Rede war, und danach soll es bis zum
zwanzigsten Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Aber, ach, Sir, es ist nichts
als ein Gesellschaftsspiel – und verdient gegenwärtig nicht die Aufmerksamkeit
Eurer Majestät.«
»Dann lest mir wenigstens Teile daraus
vor.« Also holte der gedemütigte Wissenschaftler, dem es in der letzten Stunde
alle Witze und Scherze verschlagen hatte, das angesengte Manuskript vom
Kaminsims und verteilte ein Anzahl der Blätter, die noch lesbar waren, als
handle es sich wirklich um ein Gesellschaftsspiel. Die Tiere lasen die Texte
der Reihe nach vor wie Sprüche aus Knallbonbons: »Gott wird schon sorgen, wird
der Dodo sagen.«
»Der Bär heilt sein Kopfweh, indem er sich
den Kopf abhackt – aber dann hat er einen wehen Hintern.«
»Der Löwe wird sich zum Adler legen und
sagen: Endlich sind alle Tiere vereint! Doch der Teufel wird den Witz
verstehen.«
»Die Sterne, die die Sonne aufzugehen
lehrten, müssen am Mittag mit ihr einer Meinung sein – oder verschwinden.«
»Ein Kind wird auf dem Broadway stehen und
rufen: Schau, Mutter, da ist ein Mensch!«
»Wie lang es dauert, Jerusalem zu bauen,
wird die Spinne sagen und erschöpft eine Pause einlegen beim Netzbau im
Erdgeschoß des Empire State Building.«
»Lebensraum führt zum Raum für Särge,
stellte der Käfer fest.«
»Gewalt schafft Gewalt.«
»Kriege der Städte, Staaten, Konfessionen,
Kontinente, Rassen. Danach die Hand Gottes, wenn nicht zuvor.«
»Imitation (mimesis) vor der Aktion wird
die Menschheit retten.«
»Der Elch starb, weil er sein Geweih zu
gewaltig wachsen ließ.«
»Zur Vertilgung des Mammut war kein
Zusammenstoß mit dem Mond nötig.«
»Das Schicksal aller Spezies ist zu ihrem
Glück der Untergang als solcher.«
Nach dem letzten Spruch entstand eine
Pause, während die Zuhörer das Gehörte bedachten. »Was bedeutet das mit dem
griechischen Wort?«
»Sir, ein Teil der Bedeutung, aber nur ein
kleiner Teil, ist, daß die einzige Hoffnung für unsere menschliche Rasse in der
Erziehung ohne Zwang liegt. Konfuzius sagt:
Um die Tugend in der Welt zu verbreiten,
muß man zuerst sein Land regieren.
Um sein Land zu regieren, muß man zuerst
seine Familie regieren.
Um seine Familie zu regieren, muß man
zuerst seinen Körper durch sittliche Zucht in Ordnung bringen.
Um seinen Körper in Ordnung zu bringen,
muß man zuerst seinen Geist in Ordnung bringen.
Um den Geist in Ordnung zu bringen, muß
man zuerst aufrichtig in seinen Absichten sein.
Um aufrichtig in seinen Absichten zu sein,
muß man zuerst sein Wissen vermehren.
»Ich verstehe.
Hat das Übrige irgendeine Bedeutung von
Belang?« fügte der König hinzu. »Überhaupt keine.«
»Noch
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