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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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eine Frage, bevor wir aufbrechen.
Ihr habt gesagt, daß Politik unzulässig sei, aber sie scheint so eng mit der
Frage der Kriegsführung verbunden, daß sie in gewissem Maße berücksichtigt
werden muß. Zu einem früheren Zeitpunkt habt Ihr behauptet, ein Kapitalist zu
sein. Seid Ihr Euch da sicher?«
    »Wenn ich es gesagt habe, Eure Majestät,
dann habe ich es nicht gemeint. Der Dachs redete mit mir wie ein Kommunist aus
den Zwanziger Jahren, das hat mich gezwungen, zur Selbstverteidigung wie ein
Kapitalist zu reden. Ich bin ein Anarchist wie jeder vernünftige Mensch.
Tatsächlich wird die Menschheit feststellen, daß Kapitalisten und Kommunisten
sich im Lauf der Zeit so modifzieren, daß man sie schließlich so wenig
voneinander unterscheiden kann wie die Demokraten; und was das angeht, so
werden auch die Faschisten sich modifzieren. Doch wie sich diese drei Zweige
des Kollektivismus auch krümmen und drehen mögen und wie viele Jahrhunderte
lang es ihnen gelingen mag, sich gegenseitig aus kindischer Wut abzuschlachten,
es bleibt die Tatsache, daß alle Formen des Kollektivismus im Blick auf
den menschlichen Schädel Irrwege sind. Das Schicksal des Menschen ist ein
individualistisches Schicksal, und in diesem Sinn habe ich möglicherweise
eingeschränkte Zustimmung zum Kapitalismus impliziert, falls ich das impliziert
haben sollte. Der verhaßte viktorianische Kapitalist, der dem Individuum
zumindest einen gewissen Spielraum einräumte, war in seiner Politik
wahrscheinlich futuristischer als all die neuen Systeme, nach denen man
im zwanzigsten Jahrhundert schrie. Er war ein Mann der Zukunft, weil der
Individualismus in der Zukunft des menschlichen Gehirns liegt. Er war nicht so altmodisch wie die
Faschisten und Kommunisten. Aber natürlich war er dennoch ziemlich altmodisch,
und deshalb ziehe ich es vor, Anarchist zu sein: das heißt, ein Mann auf der
Höhe der Zeit. Erinnert Euch, daß die Gänse Anarchisten sind. Sie erkennen, daß
der sittliche Verstand von innen kommen muß, nicht von außen.«
    »Ich dachte«, sagte der Dachs wehmütig,
»daß Kommunismus ein Schritt zur Anarchie sein sollte. Ich dachte, wenn der
Kommunismus richtig verwirklicht wäre, würde der Staat verfallen.«
    »Das hat man mir auch erzählt, aber ich
bezweifle es. Ich verstehe nicht, wie man ein Individuum emanzipieren kann,
indem man zuerst einen allmächtigen Staat schafft. In der Natur gibt es keine
Staaten, außer bei Monstrositäten wie den Ameisen. Mir scheint, daß Menschen,
die Staaten schaffen – wie Mordred es mit seinen Schlägern versucht –, sich
leicht mit ihnen identifizieren und deshalb nicht mehr herauskommen können.
Aber vielleicht stimmt, was du sagst. Ich hoffe es. Jedenfalls sollten wir diese
zweifelhaften Fragen der Politik den anrüchigen Despoten überlassen, die sich
darum kümmern. In zehntausend Jahren mag die Zeit gekommen sein, daß die
Gebildeten sich mit solchen Themen beschäftigen, doch unterdessen müssen sie
abwarten, bis die Rasse erwachsen geworden ist. Wir haben heute abend als
Schiedsrichter eine Lösung für das Spezialproblem der Gewalt angeboten: die
offensichtliche Platitüde, daß der Krieg auf das Nationaleigentum zurückgeht,
mit dem Zusatz, daß er von bestimmten Drüsen stimuliert wird. Damit wollen wir
es in Gottes Namen im Moment bewenden lassen.« Der alte Magier schob mit
zitternder Hand seine Notizen zur Seite. Die kritischen Bemerkungen des Igels
hatten ihn tief verletzt, denn in der Tiefe seines Herzens liebte er seinen Schüler
sehr. Jetzt, da der königliche Held aus eigener Entscheidung siegreich
zurückgekehrt war, wußte er, daß seine Weisheit nicht die endgültige war. Er wußte, daß er
als Lehrer ausgespielt hatte. Einst hatte er dem König gesagt, er werde nie
mehr Wart sein, die Warze; aber das war zur Ermunterung gewesen: Er hatte es
nicht so gemeint. Jetzt meinte er es, jetzt wußte er, daß er zurückgetreten
war, daß er die Autorität zu fuhren oder zu leiten aufgegeben hatte. Die
Abdankung hatte ihn seine Fröhlichkeit gekostet. Er würde nicht mehr prahlen
können oder witzeln oder mit den schimmernden Falten seines Zauberumhangs die
Leute verwirren. Er würde nicht mehr leutselig seine Bildung weitergeben. Er
kam sich alt vor und beschämt. Der alte König, dessen Kindheit ebenfalls entschwunden
war, spielte mit einem übriggebliebenen Zettel auf dem Tisch. Gedankenverloren
beobachtete er seine Hände. Sorgsam faltete er das Papier mal so und mal so

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