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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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reihen Aufstellung nehmen und Leitern bereit stellen, um die Mauern
zu ersteigen. Sie rannten von allen Seiten gegen die Burg an. Gorlois und seine
Männer verteidigten sich tapfer, aber am Ende wurde der Graf erschlagen und die
Burg eingenommen.
    Jene, die entkamen, ritten eiligst nach
Tintagel. Sie erzählten dort von dem Unglück und dem Tod ihres Herrn. Das
Klagen jener, die den Grafen betrauerten, drang an das Ohr des Königs. Immer
noch verändert durch den Zauber, trat er aus seiner Kammer und wies die Boten
der Unglücksnachricht zurecht:
    »Was soll all der Lärm und das Aufheben«,
sprach er, »was ihr da gehört habt, stimmt nicht. Hört nicht auf das, was die
Flüchtlinge euch gesagt haben. Keiner hat gewußt, daß ich insgeheim durch die
Linien geschlüpft bin und nach Tintagel ritt. Ich habe niemandem davon erzählt,
weil ich Verrat befürchtete. Jetzt beklagen die Leute meinen Tod, weil mich
keiner gesehen hat, als des Königs Heer in die Burg eindrang. Gewiß ist es
ärgerlich, daß ich diese Burg verloren habe. Auch stimmt es mich traurig, wenn
ich mir vorstelle, daß so viele meiner guten Speerträger tot hinter den Mauern
liegen. Aber noch lebe ich. Ich will zum König gehen, ihn um Frieden bitten,
und bin sicher, er wird ihn mir freudig gewähren. Ich will sofort aufbrechen,
ehe er nach Tintagel kommt und uns zu verderben sucht; denn wenn er sieht, wie
wir hier in der Falle sitzen, wird mein Bitten auf taube Ohren stoßen.«
    Igerne lobte diesen Entschluß ihres
Mannes, denn sie hielt den, der da sprach, für den Grafen und für ihren Gemahl.
Der König umarmte und küßte sie zum Abschied. Dann verließ er mit seinen
Getreuen das Schloß. Als sie eine Strecke geritten waren, hob Merlin den Zauber
auf und gab sich, dem König und Ulfin ihr ursprüngliches Aussehen zurück. Sie
ritten zum Heer, ohne je ihre Pferde zu zügeln, denn der König war begierig zu erfahren, wie denn
die Burg so rasch genommen worden und auf welche Weise der Graf ums Leben
gekommen sei. Er rief seine Unterführer zu sich und hieß sie, ihm berichten,
wie alles zugegangen sei. Darauf sagte er zu seinen Männern, wer immer den
Grafen getötet habe, sei nicht nach seinem Willen verfahren. Er rief ihnen des
Grafen Golois’ Verdienste in Erinnerung, klagte über dessen Tod und sah die
Barone mit bösem Blick an. Er glich dem Mann, dem der Tod des Grafen wirklich
leid tat, aber es gab nur wenige, die naiv genug waren, sich durch sein
Verhalten täuschen zu lassen. Er rief darauf jenen, die von einem Turm herab
immer noch Widerstand leisteten, zu, sie sollten sich endlich ergeben, da doch
ihr Herr tot und die übrigen Gebäude der Feste in seiner Hand wären. Da ergaben
sich auch diese Männer, weil sie einsahen, daß alles verloren war. Uther aber,
dessen Liebe unvermindert heftig war, nahm Igerne zum Weib und machte sie zu
seiner Königin. Sie war schwanger, und als ihre Zeit kam, gebar sie einen Sohn.
Und dieser Sohn erhielt den Namen Artur. Nach Artur zeugte Uther mit Igerne eine
Tochter, die erhielt den Namen Anne. Und als das Mädchen zur Frau
herangewachsen war, gab man sie einem rechtschaffenen und höflichen Mann zum
Weibe, der hieß Lot von Lyones. Aus dieser Ehe wurde Gawain geboren, ein guter
Ritter und tapferer Kämpfer.

KAPITEL 7
     
     
    Wace, dem wir den voranstehenden Bericht
über König Uthers sündige Liebe zu der schönen Frau des Herzogs von Cornwall
verdanken, war ein gelehrter Schreiber, ein clerc lisant, der ungefähr
zwischen 1100 und 1175 als Kanonikus von Bayeux in Frankreich gelebt hat. Bei
ihm ist Artur nicht mehr der große Kriegsherr, sondern schon der großzügige
Feudalherr in einer ritterlichen Welt. Auf Veranlassung des englischen Königs
Henry II. zu dessen Reich auch Teile von Frankreich gehörten, verfaßte er seine
beiden Hauptwerke, den »Roman de Rou«, eine Chronik der normannischen Herzöge
und den »Roman de Brut«, den er selbst »Geste des Bretons« (Geschichte der
Briten) nannte.
    Wace’s episches Gedicht aber hatte ein
Vorbild: die »History of the Kings of Britain« des Geoffrey von Monmouth,
vollendet im Jahr 1139, die damals in England großes Aufsehen erregte. Geoffrey war Waliser. Der Zweck seines Buches war es, wie er
ganz offen eingesteht, den Ruhm der Briten zu verbreiten. Einst, so behauptete
er, seien sie Herren über ganz Europa gewesen. Er will das Material zu seiner
»Geschichte« in einem alten Buch aus Wales vorgefunden haben, das ihm von seinem Onkel Walter,
dem

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