Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
Vom Netzwerk:
selber
geröstet wurde. Er betrachtete die Schöpfkellen und Löffel, deren Stiele nach
Schritten gemessen wurden und mit denen er den Braten begossen hatte. Mit
wässerndem Mund verfolgte er die Vorkehrungen fürs Abendessen. Es gab einen
Eberkopf mit einer Zitrone zwischen den Zähnen, ringsum mit Mandelsplittern
hübsch gespickt. Das Prachtstück würde unter Fanfarenklängen aufgetischt
werden, gefolgt von einer Art Schweinepastete mit saurem Apfelmus,
gepfeffertem Eier-Rahm und etlichen Vogelbeinen oder Würzblättern, die daraus
hervorstachen, um anzuzeigen, was darinnen war. Dazu gab es noch eine köstlich
anzuschauende frumenty: einen Brei aus Weizen, Sahne, Rosinen, Eigelb und
Zucker. Mit einem Aufseufzen sagte er sich: Na ja, so schlimm ist’s nun auch
wieder nicht, Diener zu sein.
    »Immer noch seufzend?« fragte Merlin, der von
irgendwoher aufgetaucht war. »Ist dir’s wieder wie an dem Tag, als wir König
Pellinores Tjoste zusahen?«
    »Oh, nein«, sagte Wart. »Das heißt: ach ja. Und aus
demselben Grund. Aber eigentlich macht’s mir nichts aus. Ich werd’ bestimmt ein
besserer Knappe, als Kay jemals geworden war’. Seht nur, wie der Safran in die
frumenty kommt. Paßt genau zum Feuerschein auf den Schinken im Rauchfang.«
    »Sehr hübsch«, sagte der Zauberer. »Nur Narren wollen
groß und bedeutend sein.«
    Wart sagte: »Kay will mir nicht erzählen, was geschieht,
wenn man zum Ritter geschlagen wird. Er sagt, es war’ zu heilig. Was passiert
denn nun eigentlich?«
    »Bloß ein Haufen aufwendiges Getue. Du mußt ihn
entkleiden und in ein reich geschmücktes Bad stecken, und dann kommen zwei
erfahrene Ritter – wahrscheinlich wird Sir Ector den alten Grummore und King
Pellinore herbeibeordern –, und die setzen sich am Rand des Bades nieder und
halten ihm einen langen Vortrag über die Ideale der Ritterschaft und so. Wenn
sie damit fertig sind, gießen sie ein bißchen Badewasser über ihn und machen
das Kreuzzeichen, und du führst ihn dann zu einem sauberen Bett, damit er darin
trocken wird. Dann kleidest du ihn wie einen Klausner an und bringst ihn zur
Kapelle, wo er die ganze Nacht wacht und seine Rüstung betrachtet und betet.
Man sagt, so eine Nachtwache sei scheußlich einsam und eklig, aber das stimmt
gar nicht, denn der Vikar ist da, und der für die Kerzen verantwortliche Mann
ist da, und ein bewaffneter Posten ist da, und du als sein Knappe wirst
wahrscheinlich ebenfalls dasein und die ganze Nacht mit ihm wachen. Am Morgen
geleitest du ihn dann zum Bett, damit er sich ausschlafen kann – nachdem er
gebeichtet hat und die Messe gehört und eine Kerze geweiht, in der, dem brennenden
Docht so nahe wie möglich, ein Geldstück steckt. Dann, wenn alle geruht haben,
legst du ihm seine allerbesten Kleider an. Vor dem Essen führst du ihn in die
Halle, wo Schwert und Sporen auf ihn warten, und König Pellinore legt ihm den
ersten Sporn an, und Sir Grummore legt ihm den zweiten Sporn an, und dann
umgürtet Sir Ector ihn mit dem Schwert und küßt ihn und schlägt ihm auf die
Schulter und sagt: ›Sei ein guter Ritter‹.«
    »Ist das alles?«
    »Nein. Ihr geht dann wieder in die Kapelle, und Kay
gibt dem Vikar sein Schwert, und der Vikar gibt’s ihm zurück, und danach steht
unsre liebe Köchin in der Tür und fordert seine Sporen zur Belohnung und sagt:
›Ich werd’ diese Sporen für Euch aufheben, und wenn Ihr Euch nicht als echter
Rittersmann bewährt, na was, dann schmeiß’ ich sie in die Suppe.‹«
    »Ist das alles?«
    »Ja. Das heißt: nein – dann kommt das Essen.«
    »Wenn ich zum Ritter geschlagen werden sollte«,
sagte Wart und starrte verträumt ins Feuer, »dann würd’ ich darauf bestehn,
meine Nachtwache allein zu machen, wie’s Hob bei seinen Falken tut, und ich
würde zu Gott beten, daß er mir alles Böse auf der Welt schickt, nur mir
allein. Wenn ich’s besiegen würde, wäre nichts mehr übrig, und wenn’ s mich
besiegte, hätt’ ich ganz allein dafür zu leiden.«
    »Das wäre außerordentlich vermessen von dir«, sagte
Merlin, »und du würdest besiegt werden. Und du müßtest dafür leiden.«
    »Das war’ mir egal.«
    »So? Na, wart’s ab.«
    »Warum denken die Menschen, wenn sie erwachsen
sind, nicht so, wie ich denke, jetzt, wo ich jung bin?«
    »Meine Güte«, sagte Merlin. »Du bringst mich regelrecht
durcheinander. Wie war’s, wenn du warten würdest, bis du erwachsen bist und
selber dahinterkommst?«
    »Das ist keine Antwort, finde ich«, entgegnete

Weitere Kostenlose Bücher