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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Euern
gütign Rachn anflehn, solang die Egeln von Flöhn heimgesucht wern.«
    Aus Angst, sein kurzer Rückfall in die Prosa könne
des Tyrannen Herz verhärtet haben, stimmte er sogleich atemlos zum dritten Mal
›Geneviève› an.
    »Hör mit der Singerei auf«, sagte Wart, »um des
lieben Himmels willen. Roll dich auseinander. Ich tu’ dir schon nichts. Komm,
du komischer kleiner Igel, und erzähl mir, wo du deine Lieder gelernt hast.«
    »Aufrolln is’ gut«, sagte das Igeltier zitternd –
ihm war im Augenblick ganz wohl zumute –, »aber Zusammen-rolln is besser. Wenn
Ihr grad jetzt mein’ kleine nackte Nas’ sehn tätet, Meister, könnt’s Euch
Appetit machn. Inner Liebe un’ innen Krieg kann man nich’ vorsichtig genug
sein. Solln wir Euch nich’ lieber noch mal das Lied vonner ›Rustic Mill‹
vorsingn, gnädjer Herr?«
    »Ich will’s nicht noch einmal hören. Du singst
ausgezeichnet, aber ich habe genug. Roll dich auseinander, du armer Irrer, und
sag mir, wo du singen gelernt hast.«
    »Wir sin’ kein gewöhnlichr Egel«, bibberte das arme
Weser, immer noch fest zur Kugel gerollt. »Wir sin’ von ein’, vonnen feinen
Herrn aufgenomm’, wo wir klein warn, vonner Mutterbrust weg, sozusagn. Ui, Ihr
könnt’s mir glaubn, Meister Grimbart, un’ er war’n richtig feiner Herr gewesn,
war er, un’ hat uns mit Kuhmilch großgezogn, is’ wahr, un’ richtig vonnem guten
Schälchen. Gibt nich’ viele Egel, wo von Porzellan getrunkn habn, ganz bestimmt
nich’.«
    »Ich weiß bloß nicht, wovon du redest«, sagte Wart.
»Ein feiner Herr is’ er gewesn«, rief der Igel verzweifelt. »Hab ich Euch doch
gesagt. Er hat uns genomm’, wo wir klein gewesn sin’, un’ hat uns großgezogn.
Ein feiner Herr isser gewesn, wo uns im Wohnzimmer gefüttert hat, was kein’
Egel jemaln passiert is. Vonnem feinen Porzellan-Schüsselchen getrunkn, ui ja.
Un’ das issen böser Tag gewesn, wo er uns verlassn hat. Aber nich’ mit Willn,
das dürft Ihr glaubn.«
    »Wie hieß der Herr?«
    »War’n feiner Herr, war er. Hat aber kein’ richtign
Nam’ gehabt, wo man sich merkn könnt’. Aber’n feiner Herr isser gewesn, un’ von
Porzellan-Tellerchn hat er uns gefüttert.«
    »Hieß er vielleicht Merlin?« fragte Wart, neugierig
geworden.
    »Ui, so hat er geheißn. Richtig feiner Nam’, aber
wir habn nich’ so recht auf die Zung’ gekriegt. Ui, Merln hat er geheißn, un’
von Porzellan hat er uns zu trinkn gegebn, wie’n richtig feiner Herr. Ui – ui.«
    »Nun roll dich aber endlich auseinander«, sagte
Wart energisch. »Ich kenne den Mann, bei dem du warst, und ich glaube, ich hab’
dich sogar selber gesehen, als Baby, in Watte gepackt, in seinem Cottage. Komm
schon, Egel, es tut mir leid, daß ich dir Angst eingejagt habe. Wir sind
Freunde, und ich möchte doch nur deine kleine graue feuchte Zucknase sehn, wie
in alten Zeiten.«
    »Zucknas is’ gut«, gab der Igel störrisch zur
Antwort, »aber am Lebn bleibn is’ besser, Meister. Geht lieber weiter, werter
Herr Grimbart, un’ laßt’n arm’ Taglöhner sein’ bißchen Winterschläfchen. Halt’
Euch an Käfer un’ Honig, lieber Herr, un’ die himmlischn Heerscharn solln dazu
singen.«
    »Unsinn«, rief Wart aus. »Ich tu dir nichts.
Schließlich hab ich dich ja schon als kleines Kind gekannt.«
    »Ui, diese Dachse«, sagte der arme Kerl zu seinem
Bauch, »diese grundgütigen Schlenderdenker, wo keinem was zuleide tun. Gott
schützt sie, falls sie ein’ nich’ grad mir-nix-dir-nix nunterschlappn, ganz aus
Versehn. Gott schütz Euch, was soll’n alter Mann da tun? Sie habn eine dicke
Schwarte, so isses nämlich, un’ von Kindheit an knabbern sie aneinandr rum, un’
auch an ihrer Mutter, ohne was zu spürn, un’ da knabbern sie natürlich auch
anderswo rum. Aber mein armer Meister Mirn, der war immer hinter sein’ Klein’
her mit ihrm Jik-jik-jik, wenn sie gefüttert sein wolltn. Allmächtiger, war
das’n Gekreische! Ui, is’ schon ein Sach’, sich mit Dachsen abzugebn, das
isses wohl. – Man sieht nichts«, fügte der Igel hinzu, ehe Wart protestieren
konnte, »man ahnt nichts Schlimmes, man tappelt da so für sich hin un’ kommt
ihn’ aus Versehn vor die Füß’, ohne was Böses im Sinn zu habn, un’ schon geht’s
schnipp-schnapp, in Notwehr für die hungernden Blinden, un’ da isses passiert:
Wo biste geblieben? – Das einzige, wo man machn kann«, plapperte der Igel
weiter, »man kann ihn’ ein’ auf die Nas’ gebn. Einfach

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