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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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Nacht nach Swains Verhaftung passiert war, dass er derart teilnahmslos und nüchtern den Mord an Katya gestehen konnte, so, als sei er ein Automat. Und sosehr Clayton sich auch bemühte: Dass Swain sich einerseits auf der Flucht befand, andererseits in Oxford herumwanderte und Platzpatronen kaufte, nur um unschuldig zu wirken, wenn man ihn einfing, konnte er sich schlicht und einfach nicht vorstellen. Swain wäre doch viel zu verzweifelt und viel zu ängstlich gewesen, um sich so etwas auszudenken. Und um es durchzuführen sowieso. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er derjenige mit einem Motiv und auch mit der Gelegenheit war, Katya zu töten. Er war am Tatort gewesen, genau wie damals, als Ethan unten am See niedergestochen wurde. Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass er mehr wissen wollte. Und vielleicht war Jacob ja in der Lage, ihnen etwas zu sagen …
    »Haben Sie Macrae von der Sache erzählt?«, fragte Trave.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Clayton überrascht.
    »Und werden Sie es tun?«
    »Nein, warum sollte ich?«
    »Weil Sie jetzt mit ihm zusammenarbeiten und es Ihre Pflicht ist, ihm das zu sagen.«
    »Wenn ich es Macrae erzähle, sperrt er Jacob unter irgendeinem Vorwand ein und bringt ihn irgendwohin, wo wir beide ihn nie mehr finden oder zumindest so lange nicht, bis Swains Verhandlung vorbei ist und es keine Rolle mehr spielt. Der Blackwater-Fall ist Macraes Ein und Alles, wissen Sie. Er schirmt ihn ab, als sei er sein Privatbesitz. Und aus irgendeinem Grund bezieht er mich nicht mehr mit ein. Das Einzige, was ich noch machen muss, ist, nächste Woche vor Gericht auszusagen. Aus dem Grund konnte ich auch all diese Spritztouren zu Osmans Bootshaus machen.«
    »Ich frage mich, was Jacob dort gemacht hat«, sagte Trave versonnen.
    »Ich weiß es nicht. Gehen wir doch zu ihm und fragen ihn«, sagte Clayton. »Deshalb bin ich doch gekommen, oder etwa nicht?«
    Trave nickte und lächelte das erste Mal seit Wochen. »Sie fahren«, sagte er. »Sie wissen ja auch, wo’s hingeht.«
    Zehn Minuten später hielten sie vor dem Haus Divinity Road Nr. 78. Da es Sonntag war, hatte Clayton seinen Privatwagen genommen und parkte direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dieses Wohngebiet hatte eindeutig schon bessere Tage erlebt. Die hohen, schmalen Häuser stammten aus dem 19. Jahrhundert und hatten einst wohlhabende Familien beherbergt. Nach dem Krieg hatte man sie in kleine Wohnungen unterteilt, und Nr. 78 unterschied sich in dem Punkt nicht von den Nachbarhäusern. Die Farbe schälte sich an etlichen Stellen vom Putz, speziell an dem Säuleneingang, in dem Trave und Clayton jetzt standen. Über ihren Köpfen baumelten mehrere Kabel an der Stelle, an der einmal eine Außenleuchte montiert war. Ein paar Klamotten hingen an einer Wäscheleine, die jemand an dem schmiedeeisernen Balkon angebracht hatte, der sich über das gesamte erste Stockwerk zog. Die Wäschestücke bewegten sich hie und da ein bisschenim Wind, als seien sie gelangweilte Geister. Abgesehen davon hatte es nicht den Anschein, als sei jemand daheim.
    Die Sonne war untergegangen und der Himmel hatte sich verdunkelt, ohne dass in einem der Fenster Licht leuchtete.
    Zur Rechten von Trave befanden sich fünf Klingeln, jede mit einem handgeschriebenen Namen daneben. Edward Newman gab sich in säuberlichen Großbuchstaben als Bewohner der Nummer Fünf zu erkennen.
    »Woher wissen Sie, dass er dieser Newman ist?«, fragte Trave.
    »Weil Fünf ja wohl ganz oben ist und ich ihn im Fenster der obersten Wohnung gesehen habe, nachdem ich ihm hierher gefolgt war. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er Fiona Jane Taylor ist, die in Nummer Vier wohnt.«
    Trave nickte. »Na dann, lassen Sie uns reingehen und mit ihm reden«, sagte er und klingelte. Sie warteten fast eine Minute, doch niemand reagierte. Trave klingelte erneut, nur diesmal länger und fester. Noch immer keine Reaktion. Das Gebäude schien ausgestorben zu sein, und das Einzige, was im näheren Umkreis lebendig wirkte, war eine braune Papiertüte, die hinter ihnen unschlüssig auf der Straße herumschwebte.
    »Gegen das hier sieht meine Straße richtig luxuriös aus«, sagte Trave und blies sich warme Atemluft in die Hände, damit sie nicht abfroren.
    Clayton musste lachen. »Ich glaube nicht, dass er weit weg ist«, sagte er. »Wir können ja noch mal wiederkommen.«
    »Tun Sie das«, sagte Trave. »Ich für mein Teil gehe rein.«
    »Sie machen was?«, fragte Clayton,

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