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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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Brille gesehen, und ich wette mit Ihnen um mein Haus, dass sie genauso stark ist wie die, die in Blackwater Hall gefunden wurde. Ihnen bleibt jetzt nicht viel übrig, als ihn festzunehmen, Macrae hin oder her.«
    Clayton wollte schon antworten, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Von der Türe her ertönte ein Geräusch, das nicht zu verwechseln war: Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt. Clayton verfluchte sich dafür, dass er seinen Wachtposten am Fenster verlassen hatte. Reflexartig drückten sich die beiden Beamten links und rechts der Wohnzimmertür an die Wand und warteten mit angehaltenem Atem.

Kapitel Zwanzig
    Das Licht im Flur ging an, und Schritte näherten sich. Jacob schrie auf, als Trave ihn von hinten packte und dabei »Kriminalpolizei« schrie. Doch der junge Mann reagierte schneller als von Trave erwartet. Er drehte sich ruckartig nach links, sodass Trave das Gleichgewicht verlor, und wuchtete seinen rechten Arm nach hinten. Trave erhielt einen Schlag ins Gesicht, der dafür sorgte, dass er die Jacke losließ. Jacob eilte hinaus, rannte durch den Flur zur Eingangstür und verschwand die Treppe hinunter, indem er mehrere Stufen auf einmal nahm. Clayton setzte ihm nach, doch Jacob hatte einen Vorsprung, der sicher ausgereicht hätte, hätte er sich nur einen Moment Zeit genommen, das Licht im Treppenhaus anzumachen. So aber stolperte er im Dunkeln, als er fast unten war, fiel kopfüber die verbleibenden Stufen hinunter und blieb im Eingang des Treppenhauses liegen.
    Als er wieder zu sich kam, brannte das Licht, und Clayton und Trave schauten auf ihn hinunter und versperrten die Haustür. Langsam stand er auf und rieb sich am Kopf. Er machte ein paar Schritte in Richtung der neugierig dreinblickenden alten Lady, die aus der Erdgeschosswohnung auf der anderen Seite des Treppenhauses aufgetaucht war.
    »Alles in Ordnung, Mrs. Harris«, sagte er in akzentfreiem Englisch. »Kein Grund zur Beunruhigung – ein blöder Unfall, mehr nicht.«
    Diese Erklärung schien die alte Lady nicht sonderlich zu beeindrucken. Sie starrte die Fremden an der Tür misstrauisch an, ging dann aber wieder in ihre Wohnung und schloss die Tür. Eine Sekunde später hörte man, wie der Schlüssel sich im Schloss drehte.
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir?«, fragte Jacob aufgebracht, während er sich den beiden Polizeibeamten zuwandte.
    »Mit Ihnen reden. Über Blackwater Hall und über Ihren Bruder Ethan Mendel«, sagte Trave ganz ruhig.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich bin Edward Newman. Mein Name steht draußen an der Klingel, wenn Sie sich die Mühe geben wollen, dort nachzusehen.«
    »Ersparen wir uns doch dieses Theater«, sagte Trave, ohne die Stimme zu erheben. »Sie sind Jacob Mendel. Ich erkenne Sie wieder. Sie haben vor zweieinhalb Jahren im Old Bailey ausgesagt. Und Sie wissen vermutlich auch, wer ich bin, denn wie mir scheint, haben Sie doch ein gewisses Interesse an David Swains aktueller Verhandlung.«
    In Jacobs Augen blitzte kurz so etwas wie Zustimmung auf, doch er sagte kein Wort und starrte nur weiter auf Trave und Clayton, als würde er krampfhaft überlegen, wie er doch noch entkommen könnte.
    »Wir können hier unten reden«, sagte Trave, »oder oben. Wenn es nach mir geht, lieber oben. Aber das ist Ihre Entscheidung.«
    Jacob schien sich unschlüssig zu sein, drehte sich dann aber zu Claytons Überraschung zur Seite und ging langsam die Treppen hinauf, wobei er sich jetzt am Geländer festhielt. Die beiden Polizisten folgten in sicherem Abstand, und als sie wieder in der Wohnung waren, ließ Jacob sich auf den Stuhl im Wohnzimmer sinken und legte die gefalteten Hände vor sich auf den Tisch. Er sah zu, wie Trave Licht anmachte und dann zu dem Sessel am Fenster hinüberging. Clayton postierte sich in der Türe zum Flur, um Jacob den Fluchtweg zu versperren.
    »Ich war in Antwerpen und habe Ihre Großmutter getroffen«, eröffnete Trave das Gespräch. »Sie macht sich Sorgen um Sie und möchte gern wissen, wo Sie stecken.«
    »Sie können ihr sagen, dass Sie mich gefunden haben und dass es mir gut geht«, sagte Jacob trotzig.
    »Warum sagen Sie es ihr nicht selbst? Sie ist eine alte Dame und liebt Sie – sie sagte mir, Sie seien ihr einziger Verwandter.«
    »Sie ist alt und blind«, schnauzte Jacob wütend. »Vorsätzlich blind. Sie glaubt Titus Osman und schluckt all seine Lügen, genau wie Ethan. Ich will diesen Unsinn nicht mehr hören.«
    »Ich sage bestimmt nichts«, erwiderte

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