Der König der Diamanten
Sie die Unterbrechung.«
»Also, mir schien, als sei Mendel besessen von Osman und Claes, und seine Brille war genau so eine wie die, die dieser Einbrecher letztes Jahr in Osmans Arbeitszimmer verloren hatte. Ich wollte ihn festnehmen, aber er zog eine Waffe und machte sich aus dem Staub. Deshalb kam ich her und hinterließ eine Nachricht, um Osman zu warnen, aber Mendel muss sie gefunden und beseitigt haben. Und die Telefonleitung war gestern gekappt worden … Ich habe versucht, Sie zu erreichen, Sir, aber Sie waren nicht zu Hause.« Cayton sprach schnell und versuchte, nicht zu klingen, als würde er sich verteidigen. Es gelang ihm nicht recht.
Macrae betrachtete ihn aufmerksam, als müsse er prüfen, ob Clayton die Wahrheit sagte, nickte aber schließlich, als sei er für den Moment ganz zufrieden.
»In Ordnung. Ich verstehe, warum Sie heute Morgen hierhergekommen sind«, sagte er im selben harmlosen Tonfall wie bisher. »Aber mir will nicht ganz einleuchten, was Sie gestern hier verloren hatten, als Sie Mendel ertappten. Können Sie mich dahingehend aufklären, Constable?«
»Ich habe ihm aufgelauert«, sagte Clayton.
»Warum?«
»Weil ich dachte, er ist vielleicht derjenige, der letzten Sommer versucht hat, hier einzubrechen.«
»Sie verbringen also Ihre kostbare Zeit damit, einen sechs Monate zurückliegenden Einbruchsversuch aufzudecken?«, fragte Macrae mit einem spöttischen Grinsen. »Ich befürchte, da müssen Sie sich etwas Besseres einfallen lassen. Ich wiederhole die Frage: Warum haben Sie Jacob Mendel hier gestern Nachmittag aufgelauert?«
»Ich dachte, er hätte womöglich etwas mit dem zu tun, was hier passiert ist«, sagte Clayton vorsichtig.
»Was wem passiert ist?«, fragte Macrae. Seine Stimme klang jetzt gefährlich.
»Katya Osman.«
»Aber Sie wissen doch, was mit ihr passiert ist«, sagte Macrae und ließ seinem Ärger jetzt freien Lauf. »Sie wurde brutal ermordet, und zwar von einem gewissen David Swain, dem momentan in London der Prozess gemacht wird, während Sie hier fröhlich Beweise sammeln, um womöglich die Anklage zu entkräften. Genau wie Ihr Ex-Chef, der in Bälde auch noch ein Ex-Polizist sein wird. Ich würde sagen, die Sache hier ist eine Nummer zu groß für Sie, Constable.«
Macrae sah Clayton scharf an, doch der senkte den Blick in der Hoffnung, die Sache sei damit erledigt. Aber Macrae war noch lange nicht fertig.
»Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede«, befahl er mit erhobener Stimme. »Waren Sie alleine, als Sie gestern in Mendels Wohnung gingen? Sagen Sie mir die Wahrheit.«
»Nein«, sagte Clayton leise.
»Wer war bei Ihnen?«
»Inspector Trave. Ich war mit Inspector Trave unterwegs, Sir«, sagte Clayton, jetzt auf einmal trotzig. Sollte Macrae doch machen, was er wollte. Es gab nichts, wofür er sich schämen musste. Er ging unvoreingenommen an die Dinge heran und war um die Wahrheit bemüht. Genauso hatte ein Police Detective sich ja auch zu verhalten.
»Das habe ich mir doch gedacht«, sagte Macrae, der das ganz offensichtlich nicht so sah. »Trave gibt einfach nie auf, oder? Aber Sie haben Ihr Pferd hier an den falschen Wagen gehängt, Constable. Mich hat man besser nicht zum Gegner. Davon kann Trave ein Lied singen. Wenn ich daran denke, dass Sie mir kürzlich versichert haben, ich könne auf Sie zählen. Ich dachte, Ihre Zukunftsähe ganz rosig aus, aber da habe ich mich wohl geirrt.« Macrae schwieg für einen Moment und musterte Clayton unschlüssig. »Ich bin sicher, ich werde das bereuen«, sagte er leise, »aber ich gebe Ihnen die Möglichkeit, diesen Fehler wiedergutzumachen. Finden Sie Mendel. Sie haben das schon einmal hinbekommen, Sie schaffen es auch ein zweites Mal. Und diesmal wird Ihnen Jonah helfen. Beeilen Sie sich, und wenn Sie ihn haben, bringen Sie ihn zu mir. Stellen Sie ihm keine Fragen, schaffen Sie ihn einfach her. Und halten Sie sich von Trave fern, wenn Sie vorhaben, Polizist zu bleiben. Ich werde Sie beobachten«, fügte Macrae mit einem boshaften Lächeln hinzu. Dann drehte er sich um, verschwand im Haus und ließ Clayton alleine im dunklen Hof stehen.
Kapitel Zweiundzwanzig
Am dem Morgen, an dem Jacob Mendel in Blackwater Hall einbrach, rang Vanessa Trave sich endlich dazu durch, den Anruf bei ihrem Mann zu machen, den sie seit Osmans Heiratsantrag vor zwei Wochen vor sich hergeschoben hatte. Sie wusste nicht recht, warum ihr das so widerstrebte. Zurück zu ihrem Mann wollte sie eigentlich nicht, dennoch fiel es
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