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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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erreichen, der aber immer noch unauffindbar war. Als er sich jetzt umdrehte und nach oben sah, erblickte er Jacob Mendel, der mit Jana Claes zu kämpfen schien. Für einen Moment waren sie im Fensterrahmen zu sehen, lautlos und in gekrümmterHaltung, im ersten Stock ganz links. Und dann waren sie plötzlich verschwunden, als seien sie nie dagewesen.
    Clayton sah sich hektisch um. Er brauchte irgendetwas, um ein Fenster einzuschlagen. Der Wagenheber im Kofferraum! Er hatte ihn gerade herausgezogen, da erschien Jana wieder im Fenster über seinem Kopf und machte es auf. »Er ist weg«, rief sie, sich herausbeugend. Und ohne dass er es sehen konnte, hörte Clayton jetzt zu seiner Linken, wie an der Seite des Gebäudes ein weiteres Schiebefenster geöffnet wurde. Einen Augenblick später sah er, wie jemand über den Rasen auf die Bäume zurannte. Clayton reagierte sofort. Er lief zu seinem Wagen, wendete mit quietschenden Reifen und raste die Einfahrt hinunter. Er erreichte die Stelle am Zaun, wo der Weg vom Bootshaus auf die Straße traf, lange, bevor Jacob zu Fuß da sein konnte. Wegen Jacobs Waffe versteckte er den Polizeiwagen am Straßenrand und forderte über Funk Verstärkung an. Dann stieg er aus und wartete hinter einem Baum.
    Eine Minute verging, dann eine weitere, doch nichts passierte. Alles blieb vollkommen still. Clayton war überzeugt davon, am richtigen Ort zu sein – von da, wo er stand, konnte er das Gebüsch sehen, in dem Jacob tags zuvor seinen Motorroller versteckt hatte. Vorsichtig überquerte er die Straße und kletterte über den Zaun. Er untersuchte die umliegenden Büsche, zunächst sorgfältig, dann immer unruhiger. Doch da war einfach kein Motorroller. Besorgt betrachtete er den Pfad zum Bootshaus. Er war schmal und uneben – hier konnte man nicht fahren. Aber vielleicht hatte Jacob den Roller diesmal auch geschoben. Nervös ging Clayton den Pfad entlang, spähte dabei an jeder Biegung, was sich wohl dahinter verbarg. Erst als er das Bootshaus erreichte, überblickte er den See. Ein Ruderboot näherte sich recht zügig der Linie der Trauerweiden am anderen Ufer. Es war ein einzelner Mann, der da ruderte, und auch von hinten wusste Clayton, wer der Mann war.
    Clayton ging den Weg langsam zurück. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, sich zu beeilen. Jacob würde längst im morgendlichenBerufsverkehr untergetaucht sein, wenn die Polizei irgendwann am anderen Ende des Tales einträfe.
     
    Osman und Claes kehrten am späten Nachmittag nach Blackwater Hall zurück, und kurz nach ihnen traf Macrae ein. Clayton hatte am Vormittag seinen Vorgesetzten angerufen, doch Macrae hatte gesagt, er werde den Gerichtssaal nicht verlassen. Als zuständiger Beamter musste er den ganzen Tag anwesend sein, und da Jana Claes zwar unter Schock stand, ansonsten aber unverletzt war, außerdem nichts gestohlen worden war, bestand auch keine Eile.
    »Mr. Osman ist Ihnen sehr dankbar, Constable«, sagte Macrae, als sie nun zu zweit im Hof standen. »Sie sind ja auch ein richtiger Held – stellen einen bewaffneten Einbrecher und beschützen eine Jungfer in Nöten? Da ist ja fast schon eine Medaille fällig. Nur beantworten Sie mir vorher noch eine Frage.«
    »Sir?«, fragte Clayton, der ziemlich genau wusste, was als Nächstes kam.
    »Nur eine Kleinigkeit«, sagte Macrae sanft. »Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee hierherzufahren? Woher wussten Sie, dass dieser Jacob Mendel um sieben Uhr Früh hier einbrechen wollte? War das Ihr siebter Sinn oder steckt da etwas anderes dahinter?«
    Clayton musste schlucken. Ihm war klar, dass er jetzt keine andere Wahl hatte, als Macrae einzuweihen. Immerhin hatte Jacob kriminelle Handlungen begangen, und so wie es aussah, würde er damit auch weitermachen. Andererseits würde ein umfassender Bericht seiner Karriere nicht unbedingt förderlich sein.
    »Ich habe gestern gesehen, wie er das Haus beobachtet hat«, begann er nervös. »Und bin ihm in seine Wohnung gefolgt, das ist irgendwo bei der Iffley Road. Er hat Unmengen von Dokumenten an der Wand – Fotografien und Zeitungsartikel, über Claes, über seine Zusammenarbeit mit den Deutschen, also während des Krieges …«
    »Ach, da kam das her«, sagte Macrae interessiert.
    »Was kam woher?«, fragte Clayton irritiert.
    »Swains Anwalt hat Mr. Claes heute im Kreuzverhör dahingehend beschuldigt. Nur heiße Luft – das hat rein gar nichts gebracht«, sagte Macrae mit einer abfälligen Handbewegung. »Fahren Sie fort und verzeihen

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