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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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unter Druck stand, doch die unbewusste Handbewegung rief Jacob in Erinnerung, welch scheinheiliger Religion Jana angehörte, und sein Hass verdoppelte sich schlagartig. Er ging auf sie zu. Sie wollte sich abwenden, doch er packte ihren Kopf mit festem Griff und drehte ihr Gesicht zu sich her.
    »Es gibt hier einen Safe, oder?«, fragte er nach kurzer Pause und ließ sie los. »Dort verwahrt er seine Vergangenheit. Wo ist er? Sagen Sie mir, wo er ist!«
    Jana wandte sich ab, ohne zu antworten. Doch Jacob war ihre erste Reaktion auf seine Worte nicht entgangen. Er wusste, was ihr kurzer Blick an die Decke zu bedeuten hatte.
    »Er ist nicht hier, stimmt’s?«, sagte er, mehr zu sich selbst alszu ihr. »Er ist oben – in seinem Schlafzimmer. Zeigen Sie mir, wo er schläft.«
    Jana blieb wie angewurzelt stehen. Er war sich nicht sicher, ob das aus Trotz oder aus Angst geschah, aber es war ihm auch egal. Er hob den Revolver und drückte ihr den Lauf in die Schläfe. »Los jetzt«, befahl er, woraufhin sie sich endlich in Bewegung setzte – die Treppe hinauf in den ersten Stock und dann nach links den Gang entlang bis zur Tür ganz hinten. Vor dem Zimmer zögerte sie, doch Jacob griff an ihr vorbei, drehte den Türknopf und schob sie hinein.
    Der Raum war prachtvoll und wurde zur Decke hin von einem kunstvoll gearbeiteten Fries abgeschlossen. Die edel gedrechselten Möbel stammten aus dem Zweiten französischen Kaiserreich – ein Lehnsessel und ein Himmelbett, das noch nicht gemacht war, an der Wand außerdem zwei dazu passende, mit Schäferszenen verzierte Schränke, zwischen denen ein kleines Ölgemälde mit einer Ansicht von Blackwater Hall hing, wie es vor etwa 100 Jahren ausgesehen hatte. Die eigentliche Pracht des Zimmers rührte aber von der Aussicht, die man von den hohen, mit Seidenvorhängen eingerahmten Schiebefenstern aus hatte. Nach vorne hinaus überblickte man die mit Bäumen gesäumte Einfahrt, die sichbis zum Tor hinunterschlängelte, und dahinter, jenseits der verdeckten Landstraße, sah man den grünen Hügel, der sich sanft zum Dorf Blackwater hinaufzog. Von dem Fenster, das nach rechts zeigte, hatte man denselben Blick wie aus dem Salon, nur eben von höher oben. An einem klaren Tag wie diesem reichte der Blick über den ganzen Blackwater Lake, die Kiefernwälder dahinter und weit bis in das anschließende Tal.
    »Also, wo ist er?«, fragte er und hielt Jana erneut die Waffe an den Kopf. Mit versteinerter Miene hob sie den Arm und zeigte auf das Bild zwischen den beiden Schränken.
    Jacob warf einen Blick zur Wand und dann wieder zu Jana. Er machte eine Bewegung mit der Waffe. Jana folgte dieser Anweisungund bewegte sich zum vorderen Fenster. Indem er die Waffe auf sie gerichtet hielt, nahm er mit der anderen Hand das Bild von der Wand und erblickte darunter einen stählernen Wandsafe mit einer schwarzweißen Zahlenscheibe in der Mitte. Seine Augen funkelten, und er atmete erleichtert aus, denn er spürte, wie nah er jetzt dem Ziel war, an das er sich so lange und so mühevoll herangekämpft hatte.
    »Ich kenne die Kombination nicht«, flüsterte Jana und kam seiner Frage zuvor. Wieder ging er ganz nahe zu ihr hin, doch da sie diesmal seinem Blick standhielt, schien sie die Wahrheit zu sagen. Er ging wieder zum Safe und fing an, die Scheibe hin und her zu drehen und sämtliche Kombinationen zu probieren, die ihm einfielen – Osmans Geburtstag, das Datum des Kriegsendes und das des -ausbruchs, die Ziffernfolge vom Nummernschild des Bentley. Nichts funktionierte. Schließlich war Jacob so verärgert, dass er die Waffe auf den Safe richtete und abdrückte. Doch die Kugel prallte ab und schlug in die gegenüberliegende Wand.
    Von unten drang ein Geräusch herauf, als würde jemand an die Türe klopfen. Jacob und Jana erstarrten. Jacob kam als Erster zu sich. »Weg da vom Fenster«, befahl er, doch sie machte genau das Gegenteil und lehnte sich mit dem Rücken an die Glasscheibe. Jacob lief zu ihr, ergriff ihren Arm und wollte sie wegziehen, doch sie hielt sich am Vorhang fest. Es überraschte Jacob, wie stark sie war, also steckte er die Waffe in die Tasche, um beide Hände frei zu haben. Jana nutzte diese kurzzeitige Lockerung seines Griffs, drehte sich um und schlug mit einer Hand gegen die Scheibe.
    Adam Clayton hörte die Geräusche, als er bereits wieder auf dem Weg zu seinem Einsatzwagen war. Den hatte er sich am Morgen vom Polizeirevier geholt, nachdem er zunächst versucht hatte, Macrae zu

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