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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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andere Wahl. Sie hätte ihm die Waffe nicht wegnehmen dürfen.
    »Gib mir die Schlüssel«, befahl er seinem Stiefvater.
    Ben verstand nicht gleich, oder vielleicht wollte er nur nicht verstehen.
    »Gib mir die verdammten Autoschlüssel«, schrie David und fuchtelte mit dem Revolver. Die ganze angestaute Wut auf diesen Eindringling, auf diesen Mann, der sich sein Zuhause angeeignet hatte und ihn wie Dreck behandelte, bahnte sich jetzt einen Weg. Am liebsten hätte er Ben Bishop über den Haufen geknallt.
    Ben starrte auf die Waffe und sah die Wut in Davids Augen. Die Schlüssel seines über alles geliebten Wagens auszuhändigen, war das Schlimmste, was er je hatte tun müssen, aber letzten Endes überwog doch die Furcht. Er nahm sie aus seiner Tasche und warf sie seinem Stiefsohn mit hasserfülltem Blick vor die Füße.
    David hob sie vom Boden auf, ging dann hinüber zu dem Telefon auf der Kommode seiner Mutter und riss den Stecker aus der Wand. Er hatte nichts, womit er das Kabel hätte durchtrennen können, deshalb stopfte er das Telefon in die Tüte mit den Sandwiches, die seine Mutter für ihn gemacht hatte.
    »Habt ihr einen Nebenanschluss?«, fragte er. Sein Stiefvater schüttelte den Kopf. Vielleicht sagte er die Wahrheit, vielleicht auch nicht. David hatte keine Zeit, das zu überprüfen. Er musste verschwinden. Er blickte hinüber zu seiner Mutter und ging einen Schritt auf sie zu, hielt jedoch gleich wieder inne, als er merkte, wie aufgebracht sie war.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe es nicht getan. Ich schwöre dir, ich war es nicht. Katya war schon tot, als ich ankam. Den Revolver habe ich nur zu meinem Schutz. Der Mann dort hat damals auf mich geschossen, und ich musste mich einfach verteidigen können. Ich musste …«
    »Du lügst«, unterbrach sie ihn mit schneidender, erbarmungsloser Stimme. »So wie du immer gelogen hast. Aber diesmal werde ich dir nicht helfen, David. Diesmal bist du zu weit gegangen, und dafür musst du jetzt büßen. Verschwinde auf der Stelle aus meinem Haus, und komm nie wieder! Was du mir und den Meinen angetan hast, reicht für ein ganzes Leben.«
    Es gab nichts, was er dazu noch hätte sagen können. Seine Mutterwar auf einmal wie eine Fremde für ihn. Sie stand ihm gegenüber in der Küchentüre, um ihren Sohn vor dem Mann mit der Waffe zu beschützen, blass im Gesicht und von dem einzigen Wunsch erfüllt, dass er endlich verschwinden würde.
    Er sah sich ein letztes Mal im Zimmer um. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus, ohne die Eingangstüre hinter sich zuzuziehen. Er schloss den Wagen auf und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Ganz plötzlich verspürte er eine fast schon primitive Genugtuung dabei, auf dem Fahrersitz seines Stiefvaters zu sitzen und den Motor schnurren zu hören. Und dann, gerade als er den Gang eingelegt hatte und losfahren wollte, kam Max aus dem Haus gerannt, in der Hand Robbie, den Roboter.
    David kurbelte das Fenster herunter.
    »Hier, nimm du den«, sagte Max. »Weil wir doch …«
    »Weil wir Brüder sind?«
    Max nickte. David hatte noch nie jemanden gesehen, der so aufgeregt und zugleich so ernsthaft war.
    »Danke, Max«, sagte er und setzte den Roboter sorgfältig auf den Beifahrersitz zwischen den Revolver und die Tüte mit den Sandwiches und dem Telefon. »Ich werde gut auf ihn aufpassen. Und …« Er brach ab, um die richtigen Worte zu suchen, doch sie wollten ihm nicht einfallen. »Es tut mir leid«, sagte er. »Sag deiner Mutter, dass es mir leid tut. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass es so weit kommt.«
    Er wandte sich ab, schaute über die Schulter nach hinten und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Beim Wegfahren sah er noch einmal hinüber zur Haustüre, wo jetzt seine Mutter stand, den Arm um ihren jüngeren Sohn gelegt. Und dort stand sie, schmallippig, wie festgefroren, bis er schließlich das Gaspedal durchtrat.

Kapitel Elf
    Adam Clayton drückte den Knopf des Getränkeautomaten und sah zu, wie der schwarze Kaffee langsam den Kunststoffbecher füllte, den er unter die Düse hielt. Dies war heute Morgen schon sein dritter Besuch am Automaten, und jeder Kaffee hatte schlimmer als der vorige geschmeckt. Doch er brauchte das Koffein, um konzentriert zu bleiben, während er die Protokolle des Falles Katya Osman studierte. Die stapelten sich jetzt auf jedem Quadratzentimeter seines Schreibtischs, im Zimmer jenseits des Ganges, das er sich mit Trave teilte. Echte Schwerarbeit war das, und er

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