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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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erzählen.«
    »Wenn Sie mir überhaupt helfen können! Ich bin unschuldig – so weiß wie der verdammte Schnee an Weihnachten, aber das hat mir in den letzten beiden Jahren auch nicht geholfen.«
    Trave erkannte, dass sich diese Angelegenheit schwieriger gestalten würde als erwartet. Swain war ganz offensichtlich am Ende.
    »Hier, trinken Sie mal einen Schluck«, sagte Trave, indem er einen Flachmann aus der Tasche zog und ihn David reichte. »Das ist Brandy. Der hilft Ihnen.«
    Trave konnte Davids zitternde Hand spüren, als der junge Mann den Flachmann nahm, und dann hörte er ihn stark husten, nachdem er den Alkohol hinuntergeschluckt hatte.
    »Danke«, sagte David, ohne den Flachmann zurückzugeben.
    »Keine Ursache. Also los, fangen wir vorne an. Sagen Sie mir, was passiert ist, nachdem Sie und Eddie aus dem Gefängnis draußen waren. Sie trafen einen Mann mit Bart, richtig?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Spielt keine Rolle. Wo hat er Sie hingebracht?«
    Doch David kam nicht mehr dazu, zu berichten, wohin Bircher sie gefahren hatte. Draußen hörte man ein Auto über den Rasen heranbrausen – höchstwahrscheinlich war es durch das Tor in der Hecke hereingekommen. Der Wagen hielt geräuschvoll, und plötzlich war das Innere des Pavillons vom grellen Licht der Autoscheinwerfer durchflutet. David hatte Zigarette und Flachmann fallen gelassen und griff nach dem Revolver in seiner Jackentasche. Trave sah den silbrigen Lauf und hechtete nach vorne, um danach zu greifen, doch David stand auf und bewegte sich zur Seite. Er ging einen Schritt auf die Tür zu, brachte die Waffe in Schussposition und stolperte plötzlich nach vorne – er war auf Traves Flachmann ausgerutscht, der vor ihm am Boden lag. Fast wie in Zeitlupesah Trave, wie die Waffe Davids Hand entglitt und quer durch den Raum zu einer der Truhen segelte. Er sah, wie Swain sein Gleichgewicht wiederfand und sich bückte, um den Revolver aufzuheben. Und in diesem Moment wusste Trave, dass keine Zeit zu verlieren war: Er warf sich nach vorne und begrub die Waffe unter sich. Vor Überraschung verlor David erneut das Gleichgewicht, fiel über Traves zusammengekrümmtem Körper und blieb im rechten Winkel zu ihm am Boden liegen.
    Trave fasste sich als Erster. Alles tat ihm weh, doch zumindest konnte er sämtliche Gliedmaßen bewegen. Er zog die Waffe unter seinem Körper hervor und erhob sich schwerfällig.
    »Wir wissen, dass Sie da drin sind. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Sie auch, Trave.« Das war Macrae, der draußen ein Megafon benutzte. Trave konnte die unverhohlene Schadenfreude in der Stimme des Schotten hören, und das trotz des verzerrten und übersteuerten Tonsignals. Trave fühlte sich, als müsse er sich gleich übergeben.
    »Sie mieses Schwein«, sagte David, der Trave vom Boden aus anblickte. »Wie konnte ich nur so dumm sein und Ihnen vertrauen.«
    »Und wie konnte ich nur so dumm sein, überhaupt hierherzukommen«, erwiderte Trave voll Bitterkeit. »Dies ist nicht nur für Sie eine Falle, sondern auch für mich. Was bin ich doch für ein Idiot!«
    »Eine Minute«, rief Macrae. »Dann kommen wir rein.«
    »Sie werden uns erschießen«, sagte David. »Vielleicht ist das auch besser so.«
    »Für Sie vielleicht«, sagte Trave. Aber Swain hatte recht: Macrae war es zuzutrauen. Nicht sehr wahrscheinlich, aber doch möglich.
    »Adam Clayton, sind Sie da?«, rief Trave, ohne die Deckung hinter der Tür zu verlassen. »Sind Sie da, Adam?«
    Draußen herrschte zunächst Stille, dann hörte man Menschen durcheinanderreden. Trave konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Schließlich ertönte eine zwar nervöse, aber dochwohlbekannte Stimme durchs Megafon: »Hier ist Clayton. Was wollen Sie?«
    »Ich habe Swains Waffe«, rief Trave. »Ich werfe sie Ihnen raus. Sobald Sie das Ding in der Hand haben, kommen wir auch.«
    Trave gab dem Revolver einen Schubs hinaus ins Licht und wartete, bis er hörte, wie jemand kam und ihn aufhob. Daraufhin ging er zu Swain und nahm ihn am Arm. »Kommen Sie«, sagte er. »Es ist besser so.«
    Zu seiner Überraschung leistete Swain keinen Widerstand. »Was spielt das für eine Rolle? Ich bin so oder so tot«, sagte er, und Trave kam es so vor, als hätte er nie zuvor eine derartige Resignation in der Stimme eines Mannes gehört.
    Und mit zusammengekniffenen Augen traten sie hinaus ins Licht.

ZWEITER TEIL
    1961

Kapitel Fünfzehn
    Der Neujahrsmorgen dämmerte frisch und kalt, durchflutet von einem hellen,

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