Der König Der Komödianten: Historischer Roman
zurück. »Vielleicht bei einem Übungsgefecht mit dem Degen?«
»Jederzeit!« Bernardo legte die Hand an seinen Waffengurt.
Franceschina ließ die Bälle zu Boden fallen, bevor sie sich Bernardo zuwandte. »Was soll das? Ich unterweise Rodolfo in der Kunst des Jonglierens. Für welche du dich, nebenbei bemerkt, noch nie interessiert hast, während er sich überaus gelehrig anstellt!«
»Dann solltest du ihn besser auf einen Schemel stellen,sonst ist der Abstand zwischen Boden und Bällen zu kurz«, sagte Bernardo sarkastisch.
Caterina unterbrach ihre Tanzübungen und lächelte strahlend über seine Schulter hinweg. »Oh, was für eine Überraschung!«
Morosini und sein Adjutant Razzi waren unbemerkt die Innentreppe heraufgekommen und standen vor dem mit Marmorschnörkeln überladenen Portikus, der zur Treppe führte.
»Das ist Messèr Morosini«, sagte Razzi zu den Mitgliedern der Truppe, die den Patrizier noch nicht persönlich kannten. »Er hat Euch diesen Palazzo zur Verfügung gestellt.«
»Und gerade eben zog ich Nutzen daraus, einen Schlüssel zu besitzen, denn ich wollte zur heutigen Aufführung unbedingt der erste Zuschauer sein«, sagte Morosini lächelnd.
»Das seid Ihr ohnehin«, erklärte Caterina voller Wärme. »Kein Besucher unserer Vorstellung wurde so sehnsüchtig erwartet wie unser neuer Gönner!« Graziös strich sie ihr silberbesticktes Gewand glatt, in welchem sie wie immer über die Maßen zauberhaft aussah.
Bernardo gab ein ersticktes Geräusch von sich.
Fraglos fiel ihm der beifällige Ausdruck auf, der sich bei Caterinas Anblick in Morosinis Zügen zeigte. Oder vielleicht auch die verklärte Miene von Razzi, der aussah, als wolle er beim nächsten Atemzug vor Caterina niedersinken und ihre Füße küssen.
Bernardo trat einen Schritt auf Morosini und seinen Adjutanten zu, die Hand diesmal nicht nur am Gurt, sondern am Griff des Degens. Während ich noch überlegte, wie ich mich auf möglichst unspektakuläre Weise zwischen ihn und die Besucher werfen konnte, kam mir Baldassarre zuvor.
»Wenn die Herren gestatten, weise ich Euch den Ehrenplatz zu. Drüben neben der Säule, wenn ich bitten darf. Direkt beim Seil, wo Ihr die beste Sicht habt!« Sogleich untermalte er es mit einem Vers. »So stellt Euch her und lasst’s Euch wohlergehen! Kein Platz ist besser als hier vorne der! Da könnt Ihrleicht die ganze Bühne sehen. Und zu verstehen ist es auch nicht schwer.«
»Ihr solltet einmal einen Blick ins Freie werfen«, sagte der Zehnerrat. »Draußen warten mehr Leute auf Einlass, als dieser Saal fassen wird. Einen guten Teil davon werdet Ihr auf die nächste Aufführung vertrösten müssen.«
Cipriano ging zu einem der Fenster und blickte zur Gasse hinaus. »Tatsächlich«, sagte er erfreut. »Sie stehen Schlange bis zum nächsten Campo! Ich würde sagen, wir legen los.«
Die Besucher drängten in Scharen herein, einfaches Volk ebenso wie vornehm gekleidete Edelleute, und ich sammelte unten am Fuß der Außentreppe so viel Geld ein, dass mir davon schwindlig wurde. Der Beutel an meinem Gürtel wurde immer schwerer, ein Gewicht, das auf seltsame Art meine Sinne stimulierte. Es erzeugte in mir ein Gefühl freudigen Stolzes und weckte Bilder von Gegenständen, die man von all dem Reichtum kaufen konnte, etwa blitzende Degen oder silberbeschlagene Gurte, um Erstere daran zu befördern. Oder auch ein samtenes Barett mit einer Fasanenfeder, wie Messèr Morosini eines trug.
Ich duckte mich unter dem Gezeter einer Frau, die ich gebeten hatte, ihr laut gackerndes Huhn draußen zu lassen. Sie habe es soeben erst gekauft, erklärte sie mir unwirsch, und sie werde den Teufel tun, es einfach im Freien allein zu lassen, wo jeder Langfinger es sich greifen könne. Als ich sie bat, ihr Huhn ersatzweise umgehend zum Schweigen zu bringen, gackerte das Federvieh noch lauter und hob an, wild mit den Flügeln dazu zu schlagen. Die Frau tat so, als ginge es sie nichts an. Ehe ich mich versah, war sie die Treppe hinaufgestiegen.
Rasch folgte ich ihr und ihrem gackernden Huhn. »Das geht aber nicht«, sagte ich.
»Ich habe bezahlt«, fuhr die Frau mich an. »Willst du frech werden, Lümmel?«
»Nicht doch, er erfüllt nur seine Pflicht«, mischte sich Morosini ein. Er hatte seinen Platz bei der Säule verlassen und war zur Tür gekommen. Freundlich lächelnd nahm er der Frau den Störenfried aus der Hand und drehte ihm mit raschem Griff das Genick um. »Und schon ist es still.« Er gab der Frau das
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