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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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71)
    2 Die Durchlauchtigste
    3 Venezianische Anrede für Herren
    4 Gesetzeswerk (auf römischem Recht basierend)

Teil 2: Kloster am Rande der Euganeischen Hügel, April 1594
    Das Kloster lag ein wenig außerhalb einer dörflichen Ansiedlung namens Galzignano, umgeben von Hainen und frisch gepflügten Äckern. Ein fauliger Geruch wie nach stinkenden Eiern lag in der Luft, als wir durch diese Gegend im Südosten des Veneto fuhren. Der Prior bemerkte unsere gerümpften Nasen und erklärte nicht ohne Stolz, dass dieser Duft gewissermaßen für den Reichtum des Gebiets stehe. Seinen Ausführungen zufolge handelte es sich um schweflige Dämpfe, abgesondert von den heißen Quellen der Umgebung. Schon die alten Römer hätten in den Thermalquellen und Fangogruben Heilung und Erholung gefunden, wovon nicht nur die Überreste antiker Badeeinrichtungen kündeten, sondern auch diverse Beschreibungen in den Schriften von Plinius und Livius. Auch andere Geistesgrößen hätten diese Quellen besungen, etwa Petrarca, dessen Grabstätte nicht weit von diesem Ort entfernt liege. Die Heilkraft der Thermalbäder werde nach wie vor hoch geschätzt, weshalb viele Menschen aus weitem Umkreis in die Gegend kämen, um Gicht und Gliederreißen zu lindern.
    Nicht nur die Dörfer in der Nähe dieser Quellen, sondern auch das Kloster beherbergte oft Reisende, die es zu den wohltuenden Quellen zog. Angesichts dieses Zulaufs, so der Prior, hätte man gern schon längst frühere Pläne verwirklicht, die den Bau eines neuen Refektoriums sowie einer erklecklichenAnzahl weiterer Gastzimmer vorsahen. Allein, es sei nicht so einfach, an dem blühenden Wohlstand, den die Thermalquellen der Gegend bescherten, stärker teilzuhaben – sei es doch seit dem letzten großen Türkenkrieg pekuniär mit dem Kloster bergab gegangen.
    Bei dieser scheinbar beiläufig hingeworfenen Bemerkung kamen mir schlagartig wieder all die bohrenden Fragen um Vermögen und Erbschaften in den Sinn, die mich seit unserem Aufbruch plagten, doch ich verdrängte sie einstweilen und stellte mir stattdessen lieber vor, wie ich mit Caterina durch wogende Dämpfe zu einer heißen, in einer Höhle verborgenen Quelle lustwandelte, wo sie mir sodann der Liebe Erquickung zuteilwerden ließ. In meiner Vorstellung ging das so vonstatten, dass ich sie umarmte, möglicherweise sogar kühn ihre Brust berührte – allerdings nur eine, und auch die nur über dem Gewand. Wir hatten uns ja eben erst kennengelernt. Daher tat ich in meinen Vorstellungen neben einer sanften Berührung des schwellenden Busens nichts Unedleres, als Caterina zu küssen, wobei meine Phantasien auch hierzu sehr nebulös blieben, weil ich nicht genau wusste, wie man es machte. Paulina und Onkel Vittore hatten das Küssen vernachlässigt, vermutlich, weil er zu viele Zwiebeln aß.
    Gleich darauf erübrigten sich weitere Überlegungen zu heißen Quellen, Küssen und Zwiebeln, denn wir hatten unser Ziel erreicht.
    Das klösterliche Anwesen lag hinter einer mannshohen Mauer. Es bestand aus einer Ansammlung niedriger Backsteingebäude rund um eine gedrungene Kapelle, die wie die Häuser schon deutlich bessere Tage gesehen hatte, sowie ein paar Ställen und Scheunen, die ebenfalls einen Hang zur Baufälligkeit aufwiesen. Dafür waren, wie ich als Landkind auf den ersten Blick erkannte, die Gärten in Ordnung, die pickenden Hühner zahlreich und die Schweine, die sich in der Suhle vor einem der Ställe wälzten, wohlgenährt. Hier und da warenDominikanermönche bei der Gartenarbeit zu sehen, und als die Kutsche durch den Torbogen auf den Hof des Anwesens rollte und anhielt, kamen einige von ihnen näher, einen Ausdruck maßvollen Interesses in den Gesichtern. Als sie ihren Prior aussteigen sahen, machte diese Regung stumpfsinniger Langeweile Platz. Die Rückkehr ihres Hüters riss sie offensichtlich nicht aus ihrem Trott. Auch der Notar vermochte niemanden aus dem alltäglichen Einerlei zu locken, einige der Mönche wandten sich bereits angeödet ab. Als Letzter stieg ich aus der Kutsche, was schon deutlich mehr neugierige Blicke zur Folge hatte. Eine kleine Schar von ihnen trat näher, als Bruder Hieronimo mich auf dem gepflasterten Hof vor dem Haupthaus als Neuzugang der klösterlichen Gemeinschaft vorstellte.
    »Das ist unser Schützling Marco«, sagte er zu den Umstehenden, ungefähr ein Dutzend Männer aller Altersklassen, allesamt in dunkler Mönchskutte über hellem Unterkleid. Einem der Mönche befahl er: »Bruder Iseppo,

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