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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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dagegen. Übrigens, ich persönlich halte nichts von Flagellation. Und der zweite Strohsack ist sogut wie unbenutzt, nur wenige Besucher haben darauf geschlafen. Außerdem kann ich dir eines von meinen Kissen borgen! Komm mit, ich zeige dir meine Zelle!«
    Während ich ihm zu seiner Unterkunft folgte, fragte ich mich, wie es dazu gekommen war, dass mich die bloße Aussicht auf ein geliehenes Kissen und einen Strohsack, der nicht vollgeschissen war, aufmuntern konnte.

    In den Wochen, die der Ankunft im Kloster folgten, wartete ich ständig, dass etwas Aufregendes, Neues geschah, doch die Dinge, die mir dort widerfuhren, waren zwar ungewohnt, aber keineswegs aufregend, es sei denn im Sinne von erschreckend.
    So zuckte ich jedes Mal zusammen, wenn die Glocke zum Gebet läutete, zum einen, weil ich eine Stunde Fußmarsch vom nächsten Glockenturm entfernt aufgewachsen war, zum anderen, weil es nach meinem Empfinden andauernd läutete, vor allem immer dann, wenn man gerade nicht damit rechnete. Die Glocke war überdies von sämtlichem Inventar auf dem klösterlichen Gelände das neueste Stück, was sich in einem sehr vollen Klang äußerte, der eher einem Dröhnen ähnelte und dem die angrenzenden brüchigen Baulichkeiten als Schallkörper kaum gewachsen waren – sowie es anfing zu läuten, rieselte der Putz von den Wänden.
    In dem maroden Turm des Kapellchens war im Vorjahr ein Balken gebrochen, wodurch die alte Glocke auf den Steinboden gefallen und zerborsten war. Im ganzen Land war Bruder Hieronimo daraufhin herumgereist, um bei seinen Ordensbrüdern Geld für eine neue Glocke zu erbitten. Keine Fahrt in noch so unwegsames Gelände hatte er gescheut, denn nichts war ihm wichtiger als der Erhalt des Klosters, wo er bereits als Jüngling sein Noviziat verbracht hatte.
    Als ich diese Geschichte hörte, konnte ich nicht umhin,daran zu denken, in welch unwegsamem Gelände sich unser Landgut befand und welche wertsteigernde Anschaffung ich wohl mit meinem ererbten Vermögen, wie viel immer es auch war, unterstützen würde.
    Bevor der Notar mich in der Obhut des Klosters zurückgelassen hatte und allein weitergereist war, hatte er mir in knappem Ton mitgeteilt, er werde sich einmal jährlich persönlich vergewissern, dass ich noch unter den Lebenden weilte, worauf ich tagelang Phantasien ausbrütete, in denen Meuchelmörder mich nächtens in einer kochenden Therme versenkten.
    Weit furchterregender war jedoch die Vorstellung, die kommenden Jahre im Kloster festzusitzen.
    Vielleicht hätte ich in diesen Wochen eine nicht ganz so heftige Abneigung gegen das Klosterleben entwickelt, wäre ich nicht infolge der Beinschiene überwiegend zu körperlicher Untätigkeit verdammt gewesen. Während die anderen Klosterbewohner tagsüber auf den Äckern und in den Ställen arbeiteten, so wie ich selbst es von klein an gewohnt war, beschränkte sich mein Tätigkeitsfeld weitgehend auf das Scriptorium und die dazugehörige Bibliothek. Dort lernte ich Bruder Ottone kennen, einen ausgemergelten älteren Mönch, der für diesen Bereich des Klosters verantwortlich war und nach dessen Anweisungen ich alte Bestandsverzeichnisse zu erneuern hatte. In der Klosterbücherei gab es recht viele Bücher, darunter etliche handgefertigte Folianten, die noch aus den Zeiten vor dem Aufkommen des Buchdrucks stammten. Dabei handelte es sich jedoch samt und sonders um fromme Traktate und Breviere, deren Inhalt genauso staubig war wie ihr Einband. Kein einziges Werk, das allein der Erbauung diente, fand sich in den Beständen der Klosterbibliothek, nichts von Petrarca oder gar kunstvolle Dichtung wie Die Göttliche Komödie von Dante. Dafür war jede einzelne Abhandlung von Aquin vorhanden, manche sogar mehrfach. Unter den Schriften der römischen Altvorderen fand sichzwar alles Mögliche von Augustinus, doch suchte ich meinen geliebten Ovid vergebens.
    Bruder Hieronimo hätte als Prior Anweisung geben können, das einseitige Angebot aufzufrischen, doch er hatte es nicht so mit dem Lesen, wie ich von Iseppo erfuhr. Auch die übrigen Mönche erschienen so gut wie nie im Scriptorium, was bei der Auswahl an Lektüre niemanden verwundern konnte.
    Meine Arbeit im Scriptorium war somit in etwa so spannend wie das Gemüseputzen, zu dem ich hin und wieder in die Küche beordert wurde und das ich, ebenso wie das Schreiben, auf einem Schemel sitzend erledigen konnte.
    Die wenigen Bücher, die sich in Bruder Iseppos Besitz befanden, waren mir bereits bekannt und

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