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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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den Pedrolino geben, in diesem Fall natürlich sprechenderweise. Schon bei der gestrigen Vorstellung habe er bei ihren Texten sehr genau zugehört und gedenke, das weiterhin zu tun. Und in der Abgeschiedenheit unserer Kammer wolle er das Sprechen und Singen üben.
    Als ich ihn fragte, was er mit unserer Kammer meinte, erklärte er rundheraus, er werde mich fürderhin keinesfalls allein nächtigen lassen, denn wozu das führe, habe man ja gesehen. Er habe schon einen zweiten Strohsack und eine Decke organisiert und werde mir künftig als entschlossener Beschützer zur Seite stehen.
    Auf meine nächste Frage, seine Sangespläne betreffend, teilte er mir mit, dass man ihn im Kloster schon häufig für seine glockenreine Stimme gelobt habe und dass er gern mit Cipriano im Duett singen würde.
    »Ich weiß nicht, was die anderen von alledem halten«, sagte ich. In Wahrheit wusste ich selbst nicht, was ich von alledem halten sollte. »Auf jeden Fall müsstest du zuerst mit deinen Plänen zu Cipriano gehen, denn er wäre am ehesten betroffen.«
    »Oh, das habe ich alles schon mit ihm besprochen. Er meinte, ich solle zu dir gehen.«
    »Hm, wenn das so ist …« Mir fielen auf die Schnelle keine triftigen Einwände ein. Tatsächlich wiesen Iseppos Ideen, wenn man erst darüber nachdachte, sogar unbestreitbare Vorteile auf. »Mir soll das alles recht sein, wenn auch die anderen einverstanden sind«, sagte ich.
    Was das Singen betraf, so sagte ich vorerst nichts dazu. Vielleicht wirkte es beim Schreiben inspirierend.

    Die verbleibende Zeit bis zur Vorstellung verbrachte ich zurückgezogen auf dem Dach und versuchte, meiner Unruhe Herr zu werden, indem ich auf der Altana auf und ab marschierte. Allein die Vorstellung, Elena nachher zur Aufführung wieder von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten zu müssen, war verstörend. Und erregend.
    Ich war verrückt! Was hatte ich nur getan? Sie hatte mir den Kuss nicht gestattet, ich hatte ihn mir einfach grob gestohlen, mit derselben Rücksichtslosigkeit, mit der Bernardo zu gewissen Anlässen über Caterina herfiel.
    Eine Stimme in meinem Inneren wollte mir einreden, es habe Elena möglicherweise gefallen, doch woher wusste ich, ob es nicht die verachtenswerte Stimme der Versuchung war, die mich einlullen wollte. Leicht fiel man der Sünde anheim, wenn man sich ihr ergab, das war einer der Kernsätze aus den Predigten von Pater Anselmo, und am stärksten war immer noch die Versuchung, die aus der Sünde des Fleisches erwuchs, auch das eine seiner häufig thematisierten Lehren.
    Doch die Vernunft änderte in dem Fall nichts daran, dassdas Begehren hartnäckig von mir Besitz ergriffen hatte, denn zu sehr war mir noch gegenwärtig, in welchen Sinnestaumel der Kuss mich gestürzt hatte. Ohne zu zögern, hätte ich den Dolch hergegeben, wenn ich Elena noch einmal hätte küssen können. Und dabei ihre zarte Brust unter meiner Hand fühlen dürfte, so wie in jenem unbeschreiblichen – leider auch unbeschreiblich kurzen – Moment, bevor Iseppo in die Wäschekammer geplatzt war.
    Kaum hatte ich an ihn gedacht, tauchte er auch schon auf dem Dach auf, um seine trockenen Sachen zu holen. Er fragte mich, wie mir der Name Mirandolina gefalle, und als ich den Grund dafür wissen wollte, erklärte er mir, dass er sich das als Künstlernamen für die stumme Dienerin ausgedacht habe. Für den männlichen Diener finde er den Namen Stenterello schön.
    Er beschrieb mir eingehend, wie das Kostüm aussehen sollte, dass er sich schneidern lassen wollte. Für das Frauenkostüm plante er einen weiten bunten Rock mit Spitzenbesatz am Saum, und die Weste des Dieners sollte gelbe Tupfen haben. Statt einer Maske wolle er Schminke tragen, Cipriano habe schon angeboten, ihm zu zeigen, wie man sie auftrug. Er habe sogar bereits einen Brief an seine Mutter aufgesetzt, damit diese ihm Geld sende, welches er für Kostüme und Schminke benötige.
    »Iseppo, hast du nicht Angst, dass du fürchterlichen Ärger mit dem Kloster bekommst?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Gewiss nicht mehr als du.«
    »Ja, aber ich war nie ein richtiger Mönch. Du dagegen hast einen heiligen Eid geschworen, dein Leben im Dienste des Herrn zu verbringen.«
    Iseppo zog in trotziger Geste die Schultern hoch. »Das kann man jederzeit rückgängig machen. Ich habe mich schon erkundigt. Es gibt sehr berühmte Fälle, in denen sogar hohe kirchliche Würdenträger zum weltlichen Lebenzurückwechselten. Man braucht dazu bloß einen

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