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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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temperiert bleibe.Dringend abzuraten sei hingegen von Hülsenfrüchten, Kohl, fettigem Fleisch und vor allem von Schnaps.
    Iseppo zog den Kopf ein, meinte dann jedoch ein wenig trotzig: »Bruder Jacopo lebte jedes Mal auf, das schwöre ich.«
    Der Medicus überging den Einwurf. »Leichte Kost, viel Schlaf, und dazu milder Kräuterrauch – der Patient kann wieder ganz der Alte werden, wenn meine ärztlichen Empfehlungen befolgt werden.«
    Ich erinnerte mich, wie gut Onkel Vittore sich von dem ersten Anfall erholt hatte. Danach hatte er noch jahrelang ein gesundes und erfülltes Leben geführt. Das ließ mir, bezogen auf Baldassarre, ein wenig leichter ums Herz werden.
    Oben im Portego wurde derweil die Aufführung fortgesetzt, so wie Baldassarre es sich gewünscht hatte. Zwischendurch kamen die Schauspieler immer wieder ins Mezzà, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Iseppo blieb die ganze Zeit bei ihm und wachte über ihn, bis der Alte in einen unruhigen Schlummer sank.
    Ich selbst ging erst nach oben, als die Vorstellung vorbei war, und sorgte gemeinsam mit Rodolfo dafür, dass alle Besucher gesittet das Haus verließen. Morosini war bereits gegangen, ihn sah ich daher nicht mehr, was mich auf unbestimmte Weise erleichterte. Natürlich wollte ich immer noch wissen, was er mit Celsi zu tun hatte, doch in dieser Nacht fühlte ich mich zu weiteren Nachforschungen außerstande.
    Nachdem das Haus sich geleert hatte, kehrte Stille ein. Wir räumten die Requisiten weg, löschten die Kerzen bis auf wenige Nachtlichter und vergewisserten uns, dass Türen und Fenster sorgfältig verschlossen waren. Danach zogen sich alle zurück.
    Iseppo und ich waren übereingekommen, uns bei der Krankenwache abzuwechseln. Ich übernahm die erste Wache bis zum Nachtläuten.
    Baldassarres Schlaf war in der ersten Stunde so tief, dass ichmich immer wieder über ihn beugte, um zu horchen, ob er noch atmete. Später wurde er unruhiger, warf sich hin und her und redete im Traum. Ich meinte herauszuhören, dass er gern baden würde, und einmal war ich sicher, dass er von den Athanoren sprach und von dem Gold, das sie ausbrüteten. Bisher hatte der Alte stets dafür gesorgt, dass der Ofen nicht ausging. Doch nun hatte seit Stunden keiner mehr Kohlen nachgelegt. Nicht einmal der neuartigste Stellregler konnte verhindern, dass das Feuer bald von allein erlöschen würde. Eine Weile war ich versucht, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Bei dem schwefligen Gestank, der das Mezzà durchzog, fühlte man sich der Hölle näher als dem Himmel, und ausgerechnet das konnte Baldassarre in seinem Zustand nun wirklich nicht brauchen. Dessen ungeachtet hatte er immer höchsten Wert darauf gelegt, dass der Ofen brannte. Mehrmals am Tag pflegte er hinzugehen, um die Transmutation zu überwachen, und wenn er es nicht selbst tat, hielt er Iseppo damit auf Trab.
    Während ich noch grübelte, ob dem Alten nicht dennoch ohne den stinkenden Athanor besser gedient sei, schrak er auf. »Der Ofen! Das philosophische Ei! Jemand muss nach dem Feuer sehen!« Kaum hatte er das hervorgestoßen, sank er wieder in Schlaf. Mir erleichterte es jedoch die Entscheidung: Unverzüglich eilte ich zu dem Ofen und legte eine ausreichende Menge Kohlen nach.
    Gleich darauf war das schwache Geläut der Nachtglocken zu hören. Nach einem raschen Rundgang durchs Mezzà ging ich zurück, um Iseppo zu wecken. Er hatte mein Lavendelkissen an sich genommen und es sich übers Gesicht gelegt. Darunter ertönten erstickte Schnarchlaute.
    Voller Panik fuhr er hoch, als ich ihn an der Schulter berührte. »Bruder Hieronimo!«, ächzte er. »Nehmt meine Kissen und all mein Geld, aber lasst mich hier!«
    »Ich bin’s nur«, flüsterte ich. »Pst, nicht so laut, sonst weckst du Baldassarre auf !«
    Stöhnend setzte Iseppo sich auf. »Ich hatte einen grauenhaften Albtraum! Der Prior war hier und wollte mich mitnehmen. Und als ich mich weigerte, versuchte er, mich mit dem Kissen zu ersticken. Nicht einmal in meinen Träumen habe ich Ruhe vor ihm!«
    »Du machst dir zu viele Sorgen. Hier sind wir sicher. Ich habe eben noch einen Kontrollgang gemacht. Alles ist ruhig, niemand kann ins Haus. Ich habe sogar nach dem vermaledeiten Ofen geschaut.«
    »Oh, das ist gut. Der Alte wäre sonst untröstlich.« Iseppo kämpfte sich von seinem Strohlager hoch und blickte scheu zu Baldassarre hinüber. »Weißt du, ich habe ihn richtig gern«, sagte er leise. »Er ist verrückt, aber auf liebenswerte Art. Doch das

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