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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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können, oder?« Er schüttelte den Kopf. »Was treibt Männer wie ihn und Baldassarre dazu, immer neue und noch bessere Geschäfte machen zu wollen, ohne Rücksicht auf den Seelenfrieden anderer?«
    Dazu fiel mir keine Antwort ein, weil ich noch nie darüber nachgedacht hatte.
    Im Innenhof sahen wir Baldassarre die Außentreppe hinaufgehen. Er musste uns hören, doch er drehte sich nicht zu uns um, sondern verschwand eilig oben im Piano Nobile.
    Schon bevor ich den argwöhnischen Ausdruck in Ciprianos Gesicht bemerkte, wurde mir klar, dass der Jude einen Grund für sein fröhliches Pfeifen gehabt haben musste.
    Cipriano sprang zurück auf die Gasse und sah sich nach dem Kaufmann um, doch der hatte bereits abgelegt und war davongerudert.

    Wir brachten nichts aus dem Alten heraus, jedenfalls nichts über den Inhalt des neuen Geschäfts. Doch das, was der Jude ihm dafür gezahlt hatte, konnte er nicht rasch genug verstecken und musste es daher kleinlaut hergeben. Zu unserer Erleichterung war es bei Weitem nicht so viel wie das Geld für die Öfen, aber dennoch ein recht prall gefüllter Beutel. Ohne Umschweife nahm Cipriano ihn an sich, damit Baldassarre das Geld nicht zum Abschluss weiterer dubioser Geschäfte nutzen konnte.
    Cipriano und ich beschlossen, schleunigst den Juden aufzusuchen – so wir ihn denn unter seinen unzähligen Namensvettern im Ghetto aufstöbern konnten – und den jüngsten Handel, was immer er zum Gegenstand hatte, rückgängig zu machen.
    Bei alledem bemühten wir uns redlich, gelassen und freundlich zu bleiben, um den Alten nicht aufzuregen, hatte doch der Arzt betont, jede Aufregung sei schlimmer als Gift.
    Auch Elena und Iseppo hielten merklich an sich, als sie erfuhren, was geschehen war. Der Alte hatte ihnen weisgemacht, er wolle zum Abtritt – nachdem er zweifelsohne mitbekommen hatte, dass der jüdische Kaufmann im Haus war.
    Den Rest des Tages versuchte ich gar nicht erst, weiter an dem Stück zu arbeiten, sondern las in dem Buch, das Morosini mir geschenkt hatte. Die Kerbe, die Rodolfos Krummsäbel im Einband hinterlassen hatte, erinnerte mich zwar an das erschreckende Versprechen des Priors, wiederzukommen, doch davon abgesehen war es eine erbauliche Abwechslung. Dass ich es schon kannte, tat dem Unterhaltungswert keinen Abbruch, denn das Decamerone war eine Lektüre, an der man immer wieder Vergnügen finden konnte.
    Die Schilderung der Pest in der Einleitung war zwar wesentlich unersprießlicher als der Rest; sie beschwor nicht nur scheußliche Bilder von Krankheit und Tod herauf, sondern erweckte auch ungute Gedanken an die Umstände meinerGeburt und die dunklen Geheimnisse, die damit verwoben waren. Die nachfolgenden Novellen hingegen waren höchst unterhaltsam. Nachdem ich selbst erste Erfahrungen in der körperlichen Liebe hatte sammeln können, lasen sie sich sogar noch amüsanter und kurzweiliger als früher.
    Müßig blätterte ich in den Novellen und blieb unversehens bei der zwölften hängen, der Geschichte von Ricciardo, der im Hause von Messèr Valbona ein und aus geht und der Familie freundschaftlich verbunden ist. Eines Tages wird er im Bett der Tochter seines Gastgebers entdeckt, woraufhin er sie heiraten muss. Danach leben alle in Glück und Frieden.
    Diese ebenso schlichte wie geniale Konfliktlösung führte mich zu einigen Überlegungen, zum Beispiel jener, dass Elena mich zwangsläufig würde heiraten müssen, wenn Baldassarre mich in ihrem Bett erwischte. Zu diesem Behufe könnte ich mich einfach in ihre Kammer schleichen und zu ihr unter die Decke kriechen. Sie würde vor Schreck aufschreien und damit die ganze Truppe auf den Plan rufen. Danach dürfte es ihr schwerfallen, mich noch länger zu schneiden oder sich sonst wie herauszureden.
    Nach dem abendlichen Zubettgehen spann ich diese Gedanken weiter. Während Iseppo in seiner Ecke der Kammer volltönend schnarchte, stellte ich mir vor, mit Elena im Bett zu liegen und ihren Körper zu streicheln. Angenehme Empfindungen durchströmten mich, und als ich dem sündigen Verlangen erlag und das tat, wofür mir bei der nächsten Beichte wieder reichlich Buße drohte, überhörte ich fast das leise Klopfen an den Fensterläden.
    Erhitzt und erschrocken fuhr ich hoch und horchte. Da war es wieder! Ein schwaches Pochen, kaum hörbar, doch stammte es eindeutig weder vom Wind noch von den Wellen. Hastig schlüpfte ich aus dem Bett, ergriff mein stets in Reichweite liegendes Rapier und riss die Läden auf. Draußen

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