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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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sündig, wenn wir es abermals täten.«
    Das gab mir für eine Weile zu denken. Vorsichtig meinte ich schließlich: »Nun ja, wir könnten es theoretisch abermals tun. Was dann?«
    »Die Frage ist falsch. Sie lautet nicht: Was dann? Sondern: Warum.«
    »Warum was ?«, fragte ich begriffsstutzig.
    »Warum wir es nochmals tun sollten.«
    Für die Antwort musste ich nicht lange überlegen. »Weil es Spaß macht!« Das war die reine Wahrheit, und zwar diesmal nicht nur mich betreffend, sondern uns beide. In der letzten Nacht hatte auch sie den Gipfel der Lust erreicht, und in mir keimte eine Ahnung, dass sich das beiderseitige Vergnügen mitwachsender Erfahrung sogar noch steigern ließe. Meinetwegen hätten wir es sofort wieder versuchen können! Unwillkürlich rieb ich mich an ihrer Hüfte, doch sie rutschte zur Seite.
    »Spaß im Bett ist für mich kein Grund zum Heiraten. Wenn es danach ginge, müssten unzählige Männer Frauen heiraten, von denen sie nicht mal den Namen wissen, und zwar jede Woche eine andere. Da könntest du auch die Bademamsell heiraten, mit ihr hättest du gewiss auch Spaß .«
    »Aber …« Hilflos hielt ich inne. Meine Erregung war schlagartig verflogen. Ich war so sicher gewesen, dass sie diesmal gegen eine Ehe keine guten Gründe mehr vorbringen konnte!
    Sie schob mich aus dem Bett. »Jetzt mach, dass du nach unten kommst, sonst sieht dich noch einer.«
    Frierend und nackt stand ich da und blickte auf sie hinunter. Umrahmt von Lockengewirr sah ihr Gesicht aus wie das einer betörenden Nymphe. Sie erschien mir überirdisch schön. Und höchst irdisch widerspenstig.
    Unversehens kam mir in den Sinn, dass die zwölfte Novelle vielleicht doch nicht so dämlich war. Jemand könnte uns ertappen. Ein herabfallender Gegenstand, ein bisschen Gepolter …
    Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte sie: »Wag es ja nicht. Ich würde alles abstreiten und behaupten, dass du schlafwandelst. Für dich wäre es entschieden peinlicher als für mich, denn du bist derjenige, der nackt ist.«
    Hastig zog ich mir das Hemd über, dann griff ich zu meinem zugkräftigsten Argument. »Du könntest ein Kind bekommen!«
    »Das ist genau der Grund, warum wir es nicht nochmals tun. Und jetzt verschwinde endlich.« Sie drehte mir den Rücken zu und zog sich die Decke über den Kopf.

    Danach schlief ich bis in die Puppen. In der Küche roch es nach angebranntem Haferbrei, irgendwer musste sich hier vergeblich als Koch versucht haben. Vielleicht Rodolfo – er saß mit blutunterlaufenen Augen am Tisch, das Kinn aufgestützt und schweigsam wie ein Grab. Sein Blick verkündete unmissverständlich, dass er nicht angesprochen werden wollte. Von Franceschina war weit und breit nichts zu sehen. Möglicherweise war sie mit Elena in der Wäschekammer; deren Stimme hatte ich vorhin mit gespitzten Ohren von dort vernommen.
    Ich schnappte mir einen Kanten Brot und eine Scheibe Schinken und versuchte abermals mein Glück mit dem dritten Akt. Nachdem ich zwei Seiten dicht an dicht mit Tintenschnörkeln verziert hatte, wurde mir klar, dass ich Hilfe brauchte.
    Bernardo aufzusuchen sparte ich mir, denn er schlief noch, selig vereint mit Caterina. Iseppo wusste bereits bei meinem Aufstehen zu berichten, dass es noch in der Nacht eine intensive Versöhnung zwischen den beiden gegeben habe müsse. Er selbst habe es nicht gehört, aber Cipriano, der von den Geräuschen der Lust lange wach gehalten worden sei.
    Als Iseppo das erzählte, überlegte ich fieberhaft, ob es wirklich Bernardos und Caterinas Geräusche gewesen waren. Ihre Kammer lag direkt neben dem Requisitenraum, aber ich konnte mich nicht an Laute der Lust erinnern. Außer jenen, die Elena und ich verursacht hatten.
    Auf meinem Weg nach oben begegnete ich Baldassarre, der glänzender Laune war. Nach der überstandenen Krankheit war er noch etwas blass, aber bereits wieder voller Tatendrang. Je widerlicher der stetig qualmende Athanor stank, umso mehr schien Baldassarre aufzuleben.
    »Ich spüre es in meinen alten Knochen, Marco«, sagte er zu mir. »Diesmal werden meine Mühen Früchte tragen. Nichts wird sich jemals so sehr rentieren wie mein Ofengeschäft. Bald wird sich offenbaren, welchen Schatz das philosophische Eiausbrütet.« Er war so augenscheinlich überzeugt davon, dass ich nicht widersprach.
    Stattdessen suchte ich wegen meiner Schreibhemmung Rat bei Cipriano. Er hielt sich in der Requisitenkammer auf, zusammen mit Iseppo, was sich gut traf, da ich sowieso ein

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