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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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doch immer, wenn ich glaubte, jetzt hätte ich sie erfasst, entzog sie sich mir wie flüchtiger Blumenduft im Wind.
    Das Gluckern des Kanals und das leise Plätschern der Wellen in den Fundamenten des Hauses wiegten mich mit der Zeit doch noch in den Schlaf.
    Fast. Als ich das leise Kichern hörte, saß ich sofort senkrecht auf meinem Lager und spitzte die Ohren. Die Läden hatte ich einen Spalt offen gelassen, nur für den Fall, dass Giovanni wieder auftauchte, daher hörte ich, dass draußen geredet wurde. Einzelne Worte konnte ich zwar nicht verstehen, aber es bedurfte keiner großen Kombinationsgabe, um zu erkennen, wer dort sprach – Caterina, die wieder einmal von einer nächtlichen Ausfahrt mit Razzi zurückkehrte.
    Flugs war ich aufgesprungen und spähte hinaus. Wie erwartet sah ich dicht beim Haus die Gondel treiben, in der Razzi und Caterina saßen. Die mitgeführte Bootslampe war abgedunkelt, sodass ihre Gesichter nicht zu sehen waren, doch an den Stimmen waren sie leicht zu erkennen.
    »Pst, leise!«, mahnte sie. »Hier hat Marco sein Zimmer, ich glaube, er hat einen leichten Schlaf ! Und der Zwerg im Nebenzimmer auch!«
    »Sie haben uns schon einmal gesehen und nichts verraten«, gab Razzi flüsternd zurück. »Solange dein Mann nichts merkt, ist alles in Ordnung.«
    »Er hat gestern Abend nicht so viel getrunken wie sonst.«
    »Gleich bist du ja wieder brav zu Hause, also ficht es ihn nicht an.« Seine Stimme klang bittend. »Schenk mir einen Kuss, du schönste, holdeste aller Frauen!«
    »Dario, lass das! Du weißt, dass ich es hasse, wenn du so ankommst. Und dann auch noch direkt hier vorm Haus! Nimm die Hände weg! Hast du den Verstand verloren?«
    Danach wurde der Wortwechsel unverständlich, denn die Gondel war unter meinem Fenster vorbeigetrieben, hin zum Wassertor. Als Razzi es öffnete, war kaum ein Geräusch zu vernehmen, jemand musste das Schloss geölt haben. Und der gute Dario war wieder im Besitz eines Schlüssels, wie bei dieser Gelegenheit festzustellen war.
    Lautlos huschte Caterina von der Gondel ins Haus, während Razzi sich bereit machte, davonzurudern. Ich wollte mich gerade von meinem Beobachtungsposten zurückziehen, als markerschütterndes Gebrüll die Nacht zerriss und ein Schatten aus dem Haus aufs Boot geflogen kam. Dabei fiel das Tuch herab, mit dem das Laternenlicht gedämpft werden sollte, sodass die gesamte Szenerie sichtbar wurde: Ein Mann war aus dem Andron auf die Gondel gesprungen und rang nun dort mit Razzi. Es ging hin und her, beide hielten einander gepackt und traktierten sich gegenseitig mit Fausthieben, sobald einer vonihnen die Hand zum Schlag frei bekam. Flüche und unterdrückte Schreie begleiteten den wilden Ringkampf, der das Boot in bedrohliches Schaukeln versetzte. Die ganze Zeit wandte der Angreifer aus dem Haus mir den Rücken zu, doch an den Worten, die er ausstieß, war er leicht zu erkennen. »Du Schweinehund, jetzt tranchiere ich dir die Eier!«
    Dann ertönte das weithin hörbare, tödlich klingende Sirren, das ein Degen verursacht, der mit Schwung aus der Scheide gezogen wird.
    »Bernardo, nicht!«, schallte eine ängstliche Stimme aus dem Andron.
    Doch Bernardo trug nichts außer seinem Hemd und schlampig geschnürten Beinkleidern. Nicht er hatte blankgezogen, sondern Razzi.
    Nun sah es auch Caterina. Sie schrie auf. »Dario, nein!«
    Ohne zu zögern stieß ich die Läden vollends auf.
    Razzi schubste Bernardo heftig von sich und suchte zugleich besseren Halt, um mit dem Degen zustoßen zu können. Ich sah die Klinge im Laternenlicht blinken.
    Aus dem Nebenraum war Rumoren zu hören, es konnte sich nur um Augenblicke handeln, bis Rodolfo im Andron eintraf, doch er würde zu spät kommen, wenn nicht ein Wunder geschah.
    Meine Wade drückte sich gegen etwas Schweres, Hartes, und ohne nachzudenken griff ich nach unten, packte es und schleuderte es aus dem Fenster gegen Razzi. Erst, als es durch die Luft sauste, erkannte ich das Wurfgeschoss: Es war der Nachttopf. Der Deckel löste sich mitten im Flug und gab den Inhalt frei, in diesem Fall ein kleines Geschäft von Iseppo, der keine Nacht durchschlafen konnte, ohne zu müssen.
    Ein reichlicher Schwall davon platschte auf Razzi, der vor Schreck zusammenzuckte. Sein Degenstoß fiel dadurch weit weniger kraftvoll aus als beabsichtigt, und doch hätte er Bernardo durchbohren können, wäre der Nachttopf nichthaarscharf an Razzi vorbeigesaust und gegen Bernardos Stirn geprallt. Ohnehin durch Razzis

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