Der König Der Komödianten: Historischer Roman
im schwachen Licht der Laterne gut zu erkennen war.
»Ist das deine Gondel?«, fragte ich bewundernd.
Er nickte, und ich nahm mir vor, irgendwann auch so ein Boot zu besitzen.
»Hat Adelina sich wieder beruhigt?«, fragte ich.
Abermals nickte er, und nun fiel mir seine Schweigsamkeit auf. »Was hast du?«, wollte ich wissen. »Geht es dir nicht gut?«
»Ach, es ist nichts weiter«, meinte er, doch ich spürte, dass er nicht die Wahrheit sagte. Seit ich ihn kannte, gab es eine seltsame Verbundenheit zwischen uns, obwohl ich ihn nur die wenigen Male getroffen hatte. Vielleicht rührte diese Vertrautheit daher, dass er aussah wie ich, anders konnte ich es mir nicht erklären.
»Ich möchte mich von dir verabschieden«, sagte er. »Morgen reise ich wieder auf die Terraferma und hoffe, dort alle noch offenen Fragen endgültig zu klären.«
»Willst du da Leute finden, die über unsere Vergangenheit Bescheid wissen?«
Er bejahte, dann meinte er: »Ich werde meine Abreise so gestalten, dass der Prior und der Notar es mitbekommen. Der dicke Cousin wird ihnen vorher die Botschaft zukommen lassen, dass Marco Ziani abreist. Sie werden mir also auf dem Fuße folgen, sodass du erst mal deine Ruhe vor ihnen hast.«
»Aber angenommen, sie lügen beide! Es könnte doch sein, dass alle zwei mit dem Patrizier unter einer Decke stecken und nur auf die nächstbeste Gelegenheit warten, ihren Teil des Handels zu erfüllen!«
Er klopfte auf die Scheide seines Rapiers. »Und ich warte nur auf die Gelegenheit, dieses geschliffene Wunder zu benutzen.« Er schüttelte den Kopf. »Die beiden trauen einander nicht, so viel steht fest. Der eine gönnt dem anderen nicht das Schwarze unter dem Fingernagel. Das wiederum wird meinem Schutz dienen. Du musst dich jedoch weiterhin vor dem Patrizier vorsehen.«
»Eine Zeit lang dachte ich, es sei dein Onkel«, platzte ichheraus. »Er ist ja auch mein Onkel und könnte somit der von dem Prior erwähnte Anverwandte sein.«
»Auf diesen Gedanken kam ich auch schon und werde entsprechend nachforschen.«
»Dann gibt es da noch diesen merkwürdigen Nobile namens Celsi. Immer, wenn ich ihm begegne, benimmt er sich mir gegenüber rätselhaft. Und er kennt deinen Onkel und ist ihm nicht grün.«
»Das trifft auf mindestens jeden zweiten Edelmann in Venedig zu«, versetzte Giovanni trocken.
Ich nahm es seufzend zur Kenntnis. Alles war so verfahren!
»Adelina lässt dich übrigens herzlich grüßen und bedauert es, dass durch diverse Missverständnisse deine Geduld strapaziert wurde.«
»Du verstehst dich wohl sehr gut mir ihr, oder?« Ich spürte leisen Neid. Nicht, weil er Adelina als Liebchen hatte, sondern weil er offenbar, ganz anders als ich, in der Lage war, sich problemlos mit einer Frau zu vertragen.
»Mal so, mal so«, meinte Giovanni. »Sie hat viel Temperament, man muss sich manchmal vorsehen. Aber wenn ich es drauf anlege, wird sie sanft wie ein Lämmchen.«
»Wie stellst du das an?«, fragte ich wissbegierig.
»Meine Erfahrung mit Frauen hilft mir dabei«, erklärte er lässig. »Ich kann jede dazu bringen, dass sie mir aus der Hand frisst.«
»Nicht Elena«, widersprach ich sofort. »Die hat ihren eigenen Kopf !«
»Inwiefern?«
»Ach, nichts«, sagte ich ausweichend.
»Nun erzähl schon! Vielleicht kann ich dir helfen!«
»Sie weigert sich, mich zu heiraten.« Hoffnungsvoll blickte ich ihn an. »Hast du Adelina schon gefragt, ob sie dich heiraten möchte? Was hat sie gesagt?«
Giovanni lachte leise. »Warum sollte ich sie das fragen?«
»Damit sie … na, du weißt schon. Dir allein gehört. Jede Nacht, wenn du möchtest.«
»Das tut sie auch so.«
»Elena ist nicht so ein Mädchen«, sagte ich steif. »Sie hatte vorher noch nie … Ich meine …«
»Und du auch nicht, was?«, fragte er mitleidig. Er klopfte mir auf die Schulter. »Nun ja, einmal ist immer das erste Mal, da muss ein Mann durch. Aber deswegen gleich heiraten …«
»Ich will es aber«, erklärte ich entschieden.
»Und warum will sie nicht?«
»Wenn ich das nur wüsste!«, sagte ich niedergeschlagen.
»Ich kann das in Ordnung bringen«, meinte Giovanni.
»Was?« Verdutzt starrte ich ihn an.
»Ich spreche mit deinem widerspenstigen Rotschopf und überrede sie zur Ehe, wenn du willst. Wozu sehe ich aus wie du?«
»Du meinst, du willst so tun, als wärest du ich, und sie dann fragen, ob sie dich … ähm, mich heiratet?«
Er nickte. »Natürlich werde ich sie nicht berühren, keine Sorge.« Grinsend
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