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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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gebührend bewundert. Kerzen lagen bereit, Feuerbestecke, Pechfackeln zum Jonglieren, Münzen zum Wechseln, Instrumente, Masken, Gewänder und andere Requisiten – Stück für Stück gingen wir die Listen durch und prüften jeden einzelnen Gegenstand, bis hin zum Blutbeutel, für den Franceschina ein Gebräu aus Grappa und Hühnerblut zubereitet hatte, was Bernardo zu der Bemerkung veranlasste, dass er vor ein paar Wochen wohl nicht imstande gewesen wäre, den Beutel im Wams herumzutragen: Bevor dieser bei dem gespielten Schwertkampf effektvoll hätte platzen können, wäre er schon leer getrunken gewesen.
    Es war das erste Mal, dass ich ihn über sich selbst scherzen hörte.
    Wir gingen alle früh zu Bett, aber gut schlafen konnte sicher keiner von uns. Ich für meinen Teil wälzte mich jedenfalls die halbe Nacht ruhelos hin und her, und Iseppo erging es ebenso.
    Dann endlich war der große Tag gekommen. Die Incomparabili waren bereit.
    Die Vorstellung konnte beginnen.

    Der Andrang war unbeschreiblich, schon nach einer Viertelstunde waren so viele Leute im Haus, dass der Portego gesteckt voll war. Wir mussten all jene, denen wir keinen Einlass mehr gewähren konnten, unter Einsatz körperlicher Gewalt zurückdrängen. Morosini war einer der Letzten, die noch hereinkamen. Er lachte mich an, sichtlich aufgekratzt von dem Rummel auf der Gasse und im Innenhof. »Da habe ich aber Glück, noch mit dabei zu sein!« Gut gelaunt schob er sich durch die Menge der Zuschauer zur Treppe. »Auf hervorragendes Gelingen!«, rief er mir zu, bevor er im Getümmel verschwand.
    Ich machte mich daran, gegen alle wütenden Proteste von draußen die Pforte zu schließen.
    »Morgen feiern wir Redentore, aber am Montag findet die nächste Vorstellung statt!«, schrie Cipriano über die Köpfe hinweg. »Was denn?«, rechtfertigte er sich, als er meinen erstaunten Blick bemerkte. »Henry und ich wollen erst nächsten Freitag aufbrechen, wir können also wenigstens noch vier Vorstellungen geben.« Er lachte breit. »Vorausgesetzt, die Leute wollen nach der ersten überhaupt wiederkommen.«
    Rodolfo stand bei der Treppe und vergewisserte sich, dass die Leute keine faulen Eier oder andere scheußliche Gegenstände dabeihatten, die sie als Wurfgeschosse verwenden konnten. »Bei einer Uraufführung weiß man nie.« Er grinste und ließ dabei seine Zahnlücke aufblitzen.
    Im Eingang des Mezzà hüpfte Bernardo hin und her undübte sich im Schattenfechten, die Hand auf dem Blutbeutel an seiner Brust – für den Kampf mit dem maskierten Feind. Sobald er die Hand wegzöge, war dies das Signal für Cipriano (der den maskierten Feind spielte) zum Zustechen, worauf der Beutel erwartungsgemäß platzen und das Blut spritzen sollte.
    »Er bildet sich ein, der Beutel würde nur auslaufen statt zu platzen«, erklärte Cipriano mir. »Es ist die Furcht vor dem Missgeschick bei der Uraufführung.«
    Oben im Portego prüfte Franceschina zum wiederholten Male, ob die Fackeln auch ausreichend mit Pech bestrichen waren. Es dürfe nicht zu viel und nicht zu wenig sein, meinte sie. Man müsse immer damit rechnen, dass es schiefgehe, besonders aber bei einer Uraufführung.
    Im Requisitenraum marschierte Elena stumm und mit geschlossenen Augen hin und her. Es sah merkwürdig aus, weil sie dabei gestikulierte.
    »Was machst du da?«, fragte ich.
    Sie schrak zusammen. »Ich gehe meine Einsätze durch. Bei einer Uraufführung kommen verpatzte Einsätze häufig vor.«
    Ich räusperte mich. »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Jetzt ist kaum der richtige Zeitpunkt dafür.«
    Caterina kam herein und prüfte ihre Frisur vor dem großen Spiegel. »Hoffentlich hält diese Spange! Bei einer …«
    »… Uraufführung weiß man nie«, fiel Franceschina ihr ins Wort, während sie Caterina ungeduldig zur Seite schob, um vor dem Spiegel den Sitz ihrer Bluse zu kontrollieren. In ihrem Colombina-Kostüm war sie draller denn je. Nicht einmal ihre enormen Brüste konnten mehr von der Wölbung darunter ablenken.
    Caterina warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Kotzt du eigentlich noch?«
    »Nur noch bei dummen Bemerkungen. Aber mir scheint, die sind dir ausgegangen.«
    »Da könntest du recht haben.« Caterina hob den Kopf.Draußen hatte Iseppo angefangen, die Trommel zu schlagen, und gleich darauf fiel Bernardo mit der Trompete ein.
    »Es geht los!« Henry schob seinen Kopf durch die Tür. »Alle auf die Bühne!«

    Die Einführungsveranstaltung stieß beim Publikum wie immer auf

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