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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Alles klappte wie am Schnürchen, und ich gestattete mir ein kurzes Aufatmen. Dabei stieg mir kaum merklicher Rauchgeruch in die Nase. Schwefliger Rauchgeruch!
    Rodolfo, fertig kostümiert als Capitano, gab mir vom Portikus aus Zeichen, zu ihm herüberzukommen.
    »Geh nur«, sagte Henry. »Ich behalte alles im Auge!«
    Hastig schob ich mich am Rand der Zuschauermenge vorbei, bis ich Rodolfo erreicht hatte.
    »Riechst du es auch?«, fragte er.
    Ich bejahte beunruhigt.
    »Die Tür zum Andron muss undicht sein«, sagte er verärgert. »Wenn wir nichts unternehmen, riecht es hier bald wie im Hades! Lass uns den verfluchten Ofen in den Kanal werfen!«
    »Vielleicht können wir ihn in den Innenhof bringen«, schlug ich vor.
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass jemals ein Krümel Gold aus diesem Mistding kommt«, widersprach Rodolfo.
    »Man kann nie wissen.«
    Er verdrehte die Augen und folgte mir nach unten. In dem verwinkelten Flur, der an den Wirtschafts- und Wohnräumen des Mezzà vorbei zum Andron führte, war der Rauchgeruch stärker, und als ich um die letzte Ecke bog, erkannte ich den Grund: Jemand drückte von innen gegen die Tür des Andron, bekam sie aber nicht weiter als einen handbreiten Spalt auf, weil die zum Abdichten benutzten Stoffstücke sie blockierten.
    »Verdammt, da klemmt irgendwas, ich kriege die elende Tür nicht auf !«, kam es keuchend durch den Spalt, während sich der zu der Stimme gehörende Körper ruckartig gegen das Holz warf.
    Ein fassungsloser Schrei entrang sich mir. Ich musste mich gegen die Tür stemmen und sie zurückdrücken, um die eingeklemmten Fetzen entfernen zu können, was wütendes Gebrüll auf der anderen Seite zur Folge hatte – offenbar rief ich den falschen Eindruck hervor, ein Öffnen der Tür verhindern zu wollen. Dann war das Hindernis beseitigt, ich sprang zur Seite, und die Tür krachte auf.
    Meine Ohren hatten mich nicht getrogen. »Gott im Himmel!«, flüsterte ich. Ich kam mir albern vor, weil ich in Tränen ausbrach wie ein kleiner Junge, während Giovanni vortrat und mich ohne großes Getue in den Arm nahm. »Du hast wohl gedacht, ich hätte ins Gras gebissen, was?«, fragte er mit rauem Mitgefühl.
    Ich nickte und fuhr mir eilig mit dem Ärmel über das Gesicht. »Morosini sagte mir, du seist bei einem Feuer umgekommen.«
    »Nun ja, das wäre ich auch fast. Es dauerte Wochen, bis ich wieder richtig atmen und die Verbände abnehmen konnte.«
    Er trat einen Schritt zurück. Das Wassertor stand offen, und im hereinströmenden Sonnenlicht war zu sehen, dass sein Haar zu kurzen Stoppeln verbrannt und die Haut seines Gesichts stark gerötet war. »Dieser plattnasige Aldo hat mein Bett in Brand gesteckt. Leider war er schneller weg, als ich aus den Federn kam. Aber dafür musste sein Kumpan dran glauben.«
    »Hast du ihn erwischt?«
    »Nein, denn ich bekam von dem vielen Rauch kaum Luft. Aber von irgendwoher kam plötzlich ein Hund, ein großes schwarzes Vieh, und was soll ich dir sagen: Er sprang auf den Kerl los und biss ihm die Eier ab. Den Rest hat das Feuer erledigt.«
    Ich stutzte und brauchte kurz, um mich wieder zu sammeln. »Auch Aldo hat seine Strafe erhalten«, sagte ich. »Bei mir hat er es nämlich später auch noch mal versucht, aber dein Onkel war schneller und schickte ihn in die Hölle.« Besorgt blickte ich ihn an. »Hast du wirklich alles gut überstanden?«
    Ein Geräusch ließ mich herumfahren, und nun sah ich, dass Giovanni nicht allein gekommen war. Im Schatten neben dem Wassertor standen drei Männer, die ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht hätte wiedersehen wollen.
    Ich riss mein Rapier aus der Scheide und ging in Kampfhaltung. Mit dem Prior würde ich leicht fertig, und mit dem Notar auch. Was Celsi anging – nun, Rodolfo war auch noch da, und er trug seinen Morgenstern, der gehörte zum Kostüm.
    Allerdings machte er keine Anstalten, die Eindringlinge damit zu vertreiben, sondern legte die Hand auf meinen Arm. »Steck das besser weg.«
    »Aber …«
    »Keine Panik«, sagte Rodolfo.
    »Von denen wird dir keiner was tun«, ergänzte Giovanni. »Sonst hätte ich sie nicht mitgebracht.«
    Argwöhnisch behielt ich Celsi im Auge, als dieser näher kam und mit ironischem Lächeln eine kurze Verbeugung andeutete. »Sei gegrüßt, Marco Ziani. Oder, richtigerweise, Marco Contarini.« Seine kräftige Gestalt steckte in Reisekleidung. Die Stiefel waren schmutzig, das Wams staubig. Wie die anderen wirkte er erhitzt und erschöpft, als

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