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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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großen Anklang. Die meisten Leute kannten zwar die Abfolge mit Seilakrobatik, Jongliernummer, Tanz und Musik, doch es war immer wieder sehenswert, vor allem die faszinierende Feuerjonglage.
    Elena trug ein neues Kostüm, das sie vorhin im Requisitenraum noch unter einem Umhang verborgen hatte und das mir nun, da ich sie zum ersten Mal darin sah, den Atem verschlug. Und nicht nur mir. Hinter mir wurden anerkennende Männerstimmen laut, ich musste an mich halten, nicht für Ruhe zu sorgen. Das Kostüm bestand aus weit weniger Stoff als alles andere, was sie je zu den Vorführungen angehabt hatte – genau genommen nur aus ein paar glitzernden Fetzen, bei denen man sich fragte, wie sie überhaupt befestigt waren. Sie sahen aus wie auf die Haut geklebt, aber auf eine Weise, als könnten sie bei der kleinsten falschen Bewegung herunterflattern. Ich würde ein ernstes Wort mit ihr reden müssen.
    Dann sprang sie unter lautem Beifall mit einem Salto vom Seil und eilte in den Requisitenraum, um sich für ihre Rolle als Pedrolino umzuziehen. Auch die anderen beendeten ihre Eröffnungsdarbietung, während Iseppo unter einem letzten Trommelwirbel vortrat und sich in Positur stellte. Ich sah, wie die übrigen Incomparabili besorgt die Köpfe aus dem Requisitenraum reckten, und auch ich hielt aufgeregt den Atem an. Schon vor Stunden war Iseppo so nervös gewesen, dass er am ganzen Körper zitterte und bei jeder Äußerung ins Stottern geriet, womit er leider beträchtliche Zweifel nährte, ob er der Belastung, vor Publikum aufzutreten, wirklich gewachsen war.Cipriano hielt sich bereit, bei der Ansage einzuspringen, und notfalls würde er auch noch den Pantalone geben.
    Iseppo stand ganz vorn auf der Bühne, mit weit aufgerissenen Augen und hüpfendem Adamsapfel. Ruckartig holte er Luft und sah dabei aus wie ein sterbender Frosch.
    »Oje«, sagte Henry leise neben mir. »Er weiß nicht, was er sagen soll! Der arme, arme Mönch!«
    Doch wieder überraschte Iseppo uns alle. Er schluckte hart – und fing an. Beim ersten Wort war seine Stimme noch ein panisches Quieken, aber dann trug sie bis in den letzten Winkel des Saals.
    »So seid ihr nun in dieses Haus gekommen!
    Teilhaftig werden wollt ihr uns’rer Kunst!
    Uns spielen sehn zu eurem Nutz und Frommen!
    So lasst uns buhlen denn um eure Gunst!

    Lasst spielen uns und euer Herz erfreuen!
    Mit Worten weben euch ein Band aus Gold!
    Begeistern euch mit unsrem Stück, dem neuen!
    Lasst geben euch hier alles, was ihr wollt!«
    »Ah«, machte Henry hingerissen. »Als Teil der letzten Verszeile kommt der Name des Stücks wundervoll zur Geltung! Es war eine gute Entscheidung, es bei dem Titel zu belassen! Er klingt ungewöhnlich und einprägsam!«
    Iseppo verneigte sich unter dem Beifall der Zuschauer, und ich hörte jemanden hinter mir sagen: »Schade, dass der Alte nicht mehr dabei ist. Aber dieser da macht es auch recht gut.«
    Für den Anfang, so fand ich, war das durchaus vielversprechend.
    Iseppo ging ab, und für einige Augenblicke herrschte Stille im Saal. Alles wartete auf den Beginn der ersten Szene. Atemlos starrte ich auf die blank gewetzten Bretter, die, auf einerVielzahl von Kisten ruhend, die erhöhte Bühne bildeten. In den Wandleuchtern brannten Dutzende von Kerzen, obwohl es draußen noch hell war. Die einfallende Sonne mischte sich mit dem flackernden Kerzenlicht und tauchte den Raum in einen unwirklichen Glanz.
    Dann betrat Bernardo die Bühne, nackt bis auf eine nasse, zerrissene Hose, und schilderte wortreich den dramatischen Untergang seines Schiffes. Unter dem beifälligen Seufzen der anwesenden Damen schleppte er sich mit scheinbar letzter Kraft zu einem Felsen (einer mit grauem Tuch bedeckten Kiste) und warf sich dort nieder. Seine breite Brust schimmerte bronzefarben im Sonnenlicht, ein unerwarteter Effekt, der bei den Proben nicht zum Tragen gekommen war, aber nun enormen Eindruck hervorrief. Auch bei Caterina. Sie blickte, für das Publikum nicht zu erkennen, aber von meiner Warte aus deutlich zu sehen, vom Requisitenraum aus auf die Bühne und verschlang Bernardo förmlich mit den Augen.
    »Es fängt gut an«, wisperte Henry. »Der Mann kann phantastisch spielen!«
    Rosalinda betrat mit ihrer Dienerin Colombina den Strand, die beiden ließen sich auf den Felsen nieder (Caterina auf der Kiste, Franceschina auf Bernardo), und nachdem Bernardos hörbares Ächzen und danach das Gelächter der Zuschauer verklungen waren, begannen sie mit ihrem munteren Dialog.

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