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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Zwiebeln jonglierte, von denen dann wie durch Zufall eine in seinem Mund landete, worauf er so tat, als müsse er ersticken. Oder indem er eine andere Zwiebel mitten in der Luft verschwinden ließ, um sie gleich darauf hinter meinem Ohr wieder hervorzuzaubern.
    Ah, was hätte ich jetzt für eine Zwiebel gegeben, und sei es eine rohe!
    »Wie alt bist du eigentlich?«, wollte Cipriano wissen.
    »Achtzehn«, antwortete ich bedrückt.
    »Sicher findest du es ziemlich unhöflich, wie ich dich ausfrage«, meinte Cipriano. »Aber eine Sache würde ich zu gern noch von dir wissen.«
    »Welche denn?«
    »Was hast du mit diesem monströsen Kohlkopf vor?«
    »Nichts Besonderes. Ein Bauer gab ihn mir als Belohnung für meine Hilfe.« Ich räusperte mich. »Du kannst ihn haben, wenn du willst … Ähm, vielleicht im Austausch gegen ein kleines Stück Brot.«
    »Kann es sein, dass ich da deinen Magen knurren höre? Du hast wohl gewaltigen Hunger, stimmt’s?«
    Ich nickte und verfolgte mit gierigen Blicken, wie er an dem Stand, wo es das Zuckergebäck gab, einen Kuchenkringel kaufte und ihn mir reichte. Mit äußerster Beherrschung schaffte ich es, die Leckerei in dezenten Häppchen zu verzehren.
    »Sag mal, Marco, du suchst nicht zufällig Arbeit, oder?«
    »Zufällig doch.« Schnell fügte ich hinzu: »Ich kann kräftig zupacken, den ganzen Tag, wenn’s sein muss.«
    Cipriano strahlte mich an. »Das trifft sich gut! Wir brauchen noch einen Helfer bei der Truppe. Und mich haben sie heute beauftragt, endlich jemanden anzuheuern.«
    Fast verschluckte ich mich am Rest des Schmalzgebäcks. »Du meinst – ich könnte bei den Schauspielern arbeiten?« Vor Aufregung brachte ich es kaum heraus, und als Cipriano nickte, unterdrückte ich nur mit Mühe einen Freudenschrei. Nicht zu fassen, was ich für ein Glück hatte! Dieser Cipriano war weit besser als Vergil. Er hatte nicht nur Kuchen für mich, sondern auch Arbeit! Und zwar – gab es eine größere Gnade des Himmels? – in unmittelbarer Nähe von Caterina!
    »Mir scheint, du bist geneigt, dich der Aufgabe zu stellen.«
    Darauf konnte ich nur überwältigt nicken. Cipriano wies auf den Kohlkopf. »Den nehmen wir mit. Franceschina hat ein Händchen dafür, Ungenießbares genießbar zu machen.«

    Ciprianos Auftrag lautete nicht nur, einen Bühnenarbeiter mitzubringen, sondern auch, einen Schinken zu kaufen, was er rasch an einem der Stände erledigte. Als er zu mir zurückkehrte, deutete er meine Blicke richtig und säbelte mit seinem Dolch ein Stück von dem Räuchergut ab. »Sieht so aus, als wüchsest du noch«, meinte er. »Du bist zwar schon ungewöhnlich groß, aber mit achtzehn hat so mancher Knabe noch ein paar Fingerbreit zugelegt. Ich selbst erinnere mich nur zu gut daran, was für einen gewaltigen Appetit ich in deinem Alter hatte.«
    Dankbar führte ich mir die Schinkenscheibe zu Gemüte und schlenderte mit meinem Retter über den großen Platz. Wie sich dabei herausstellte, war Cipriano noch in einer dritten Obliegenheit unterwegs, der er sich gleich darauf mit sprühendem Elan widmete. Er bat mich, den Schinken zu halten, sprang auf einen leeren Karren und breitete mit großer Geste die Arme aus.
    »Ihr braven Leute, hört mir zu!«, rief er. »Wer bisher versäumt hat, dem Lockruf der Theaterkunst zu folgen, hat nicht gelebt! Euch, die Ihr diesen Klang nicht kennt, sei gesagt: Die Zeit des Aufhorchens und des Erwachens ist gekommen! So merkt es Euch denn und vergesst es nicht: Heute Abend ist es wieder so weit! Gleich nach dem Vespergottesdienst hier auf der Piazza delle Erbe! Kommt alle her und seht, was die wundersamen Incomparabili 9 zu zeigen haben!« Seine Stimme hallte über den Platz und klang dabei dennoch sonor, kein Vergleich zum rauen Geschrei der Händler, die vorhin noch hier ihre Waren angepriesen hatten.
    Als ich Cipriano dort oben stehen sah, nahm ich eine andere Aura an ihm wahr als noch eben im Gespräch. Etwas Bezwingendes schien von ihm auszugehen, das die Leute dazu brachte, sich zusammenzuscharen und ihm zu lauschen. Mit einem Mal wirkte er größer als vorher, sein schon leicht abgewetztes Samtwams edler, und sein Gebaren verströmte fürstliche Autorität.
    »Schon der König von Frankreich und der große Kaiser persönlich haben unter donnerndem Applaus das sagenhafte Spiel der Incomparabili gewürdigt! Gold und Silber haben sie geboten, auf dass die Incomparabili für immer an den prächtigen Höfen blieben, doch nichts konnte diese davon

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