Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
Vom Netzwerk:
die sich missdeuten lassen, vor allem, wenn die Ermittlungen unter Erfolgsdruck stehen.« Ich zündete mir die Zigarette an und schaute zu einem Krankenwagen hinunter, der ohne Blaulicht vorüberfuhr. »Ich wundere mich immer wieder darüber. Sie scheinen zu glauben, dass sich die Polizei, wenn sie ihr entgegenkommen, jemand anderen vorknöpfen wird. Naiv.«
    »Aber dadurch bleiben Leute wie Sie im Geschäft.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Reden Sie jetzt mit mir oder nicht?«, wollte Mills wissen. »Ich rede doch schon mit Ihnen.«
    »Kommen Sie mir nicht mit Ihren Klugscheißereien. Nicht heute. Dazu fehlt mir die Geduld.«
    »Ich habe die Zeitungen gelesen, und ich bin seit langem in diesem Geschäft. Ich weiß, unter welchem Druck Sie stehen.« Mills schaute weg, als wollte sie leugnen, was ich da sagte. »Wenn ich klug wäre, würde ich den Mund halten.«
    »Sie möchten nicht auf meiner schwarzen Liste stehen, Work, das schwöre ich Ihnen.«
    »Das hat Douglas mir auch schon gesagt.«
    Mills' Mundwinkel zuckten aufgebracht. »Douglas redet zu viel.«
    »Er hat nur gesagt, ich soll mit Ihnen kooperieren.« Mills verschränkte die Arme. »Werden wir offen zueinander sein? Keine Spielchen?«
    »Kein Problem.«
    »Ich werde so ehrlich zu Ihnen sein wie Sie zu mir. Abgemacht?« Sie nickte. »Stehe ich unter Verdacht?«
    »Nein.« Sie zögerte nicht, und ich wusste, dass sie log. Fast hätte ich gelacht, weil sie so leicht zu durchschauen war, aber es wäre ein hässliches Lachen gewesen, ein Lachen, das sagte: »Ich kann nicht fassen, was hier abläuft.«
    »Haben Sie denn Verdächtige?«
    »Ja.«
    »Jemanden, den ich kenne?«
    »Jeder ist verdächtig.« Wie ein Papagei ahmte sie den Staatsanwalt nach. Ich dachte an Jean und betete zum Himmel, dass Mills bei ihrem Gespräch mit Clarence Hambly nicht so weit gekommen war.
    »Haben Sie sich Ezras Geschäfte angesehen? Seine ehemaligen Mandanten?«
    »Ich kann über die Ermittlungen nicht reden.«
    »Ich weiß, dass Sie mit Hambly gesprochen haben«, sagte ich und wartete auf eine Reaktion, aber es kam keine; ihr Mund blieb geradlinig, und ihre Augen konnte ich nicht sehen. »Ich weiß, dass Sie über das Testament Bescheid wissen. Sieht aus, als gäbe es fünfzehn Millionen Gründe, weshalb Sie mich für den Mörder halten könnten.«
    »Dieser Hambly. Er ist ein aufgeblasener Windbeutel. Er sollte lernen, den Mund zu halten.« Als ich sie so sah, begriff ich endlich, warum ihr Anwälte so zuwider waren. Sie konnte sie nicht einschüchtern, und das brachte sie um.
    »Also«, drängte ich. »Ich stehe nicht unter Verdacht?«
    »Douglas sagt, ich soll Sie in Ruhe lassen. Er sagt, es sei ausgeschlossen, dass Sie Ihren Vater umgebracht haben. Nicht des Geldes wegen. Und ein anderes Motiv kann ich nicht entdecken.«
    »Aber gesucht haben Sie.«
    »Gesucht habe ich.«
    »Und Sie werden tun, was er sagt?«
    »Solange Sie ehrlich zu mir sind, werde ich auf Douglas hören. Bis auf weiteres. Doch letzten Endes führe ich die Ermittlungen. Verarschen Sie mich, und ich springe Ihnen so hart ins Genick, dass noch Ihre Freunde bluten. Ist das klar?«
    »Kristallklar«, sagte ich. »Was haben Sie sonst noch von Hambly erfahren?« Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie verzweifelt erpicht ich auf diese Information war.
    Mills zuckte die Achseln. »Dass Ihr Vater stinkreich war und dass Sie ein Schweineglück haben, wenn Sie ihn nicht umgebracht haben.«
    »Es ist nur Geld«, sagte ich.
    »Das ist gut«, sagte sie. »Nur Geld.«
    »Wollen wir uns darüber unterhalten?«, fragte ich.
    »Ja. Okay. Wird allmählich Zeit.«
    »Dann lassen Sie uns fahren. Barbara kommt wahrscheinlich bald nach Hause, und ich möchte nicht, dass sie da hineingezogen wird.«
    »Oh, mit Barbara werde ich noch sprechen«, sagte Mills spitz, um mir zu demonstrieren, dass sie immer noch Polizistin war. »Aber später, okay? Na los, Sie fahren.« Sie zog die Jacke aus und warf sie auf den Rücksitz. In ihrem Wagen roch es nach überreifen Pfirsichen, dem Parfüm, das ich aus dem Krankenhaus in Erinnerung hatte. Sie hatte die übliche Polizeifunkausrüstung, und unter dem Armaturenbrett war eine Schrotflinte befestigt. Stimmengewirr kam aus dem Funkgerät, und sie drehte es leiser, während sie in der Einfahrt zurücksetzte. Ich betrachtete Mills aus dem Augenwinkel — die Handschellen, die chemische Keule, den Ersatzclip am Gürtel, ihr Hemd, das an der Knopfleiste ein wenig auseinanderklaffte, so dass

Weitere Kostenlose Bücher