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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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ich einen hellen Spitzen-BH sah, der nicht zum Rest passen wollte. Ihre Kiefermuskeln waren angespannt, und ich vermutete, sie würde mich viel lieber in Haft nehmen, statt mich auf Kosten der öffentlichen Hand durch die Gegend zu kutschieren. Sie ist ein guter Cop, dachte ich und ermahnte mich, darauf zu achten, was ich sagte. Sie wartete nur auf einen Vorwand.
    Auf der Straße bog sie nach rechts, am Park entlang. Schweigend fuhren wir bis zur Main Street, und dann nahm sie Kurs stadtauswärts, in Richtung der langen, unglaublich schmalen Straßen, die so typisch für das County waren. »Jetzt erzählen Sie«, sagte sie. »Und lassen Sie nichts aus. Ich will alles wissen, was an dem Abend passiert ist, als Ihr Vater verschwand. Ohne Beschönigungen, ohne Auslassungen. Erzählen Sie mir alles.«
    Wir fuhren, und ich bemühte mich, sehr sorgfältig zu berichten. »Warum waren Sie dort? Bei ihm zu Hause?«
    »Das war die Idee meiner Mutter. Abendessen. Wollte Frieden stiften, nehme ich an.« Mills drehte den Kopf kaum merklich zur Seite und nahm den Blick von der Straße. »Frieden zwischen ...?«
    »Zwischen Jean und meinem Vater.«
    »Weshalb hatten sie Streit?«
    »Streit ist zu viel gesagt. Aber es gab eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Eine von diesen Vater-Tochter-Geschichten.«
    »Was genau?«
    Ich wollte gern lügen, um Jean rundum zu schützen, aber ich fürchtete, Mills würde die Wahrheit anderswo erfahren, und eine Lüge würde dann alles nur umso wichtiger aussehen lassen. Das war das Problem, wenn man mit Cops redete. Man konnte nie wissen, was sie wussten. Genau deshalb nagelten sie einen am Ende fest.
    »Ich glaube, es ging um Alex.«
    »Die Freundin Ihrer Schwester?«
    »Ja.«
    »Ihr Vater war nicht damit einverstanden?«
    »Nein, aber das war eine alte Auseinandersetzung. Die hatten wir schon gehabt.«
    »Ihre Schwester kommt im Testament Ihres Vaters nicht vor.«
    »Das war nie anders.« Jetzt log ich. »Mein Vater hatte altmodische Ansichten über Frauen.«
    »Und warum hat Ihre Mutter sich eingeschaltet?«
    »Sie war beunruhigt. Es war eine laute Auseinandersetzung.«
    Mills schaute wieder auf die Straße. »Hat Ihr Vater Jean geschlagen ?«
    »Nein.
    Sie sah mich an. »Hat er Ihre Mutter geschlagen?«
    »Nein.«
    »Wer hat danach angerufen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber Sie waren da, als der Anruf kam.«
    »Ich habe ihn nicht entgegengenommen.«
    »Berichten Sie mir genau, was Ihr Vater sagte.«
    Ich überlegte. »>Ich bin in zehn Minuten da.< Das hat er gesagt. Er ist ans Telefon gegangen. Er hat zugehört. Dann hat er gesagt, er wäre in zehn Minuten da.«
    »Er hat nicht gesagt, wo?«
    »Nein.«
    »Und er hat Ihnen nicht gesagt, wo er hinwollte?«
    »Nein.«
    »Oder wer da angerufen hatte?«
    »Nein. Nichts. Er ist einfach gegangen.«
    »Wie lange hat das Telefonat gedauert?«
    Ich dachte nach. »Dreißig Sekunden.«
    »Dreißig Sekunden sind eine lange Zeit.«
    »Unter Umständen«, sagte ich.
    »Also hatte jemand eine Menge zu sagen.«
    »Was ist mit Telefonunterlagen?«, fragte ich. »Verbindungsnachweise, PIN-Codes und so weiter?«
    »Fehlanzeige«, erwiderte Mills, bevor sie merkte, dass sie über die Ermittlungen redete. Rasch wechselte sie das Thema. »Da muss doch noch mehr gewesen sein. Hat er was mitgenommen? Etwas gesagt? Wie sah er aus? Wütend, nachdenklich? In welche Richtung ist er gefahren?.
    Ich dachte darüber nach, dachte wirklich darüber nach. Das hatte ich noch nie getan. Wie hatte er ausgesehen? Was war da in seinem Gesicht gewesen? Etwas, ja. Tatkraft vielleicht. Entschlossenheit. Ja. Und Zorn. Aber auch noch etwas anderes. Selbstgefälligkeit, dachte ich. Der Scheißkerl hatte selbstgefällig ausgesehen.
    »Traurig sah er aus«, sagte ich zu Mills. »Seine Frau war soeben gestorben, und er sah traurig aus.«
    »Was noch?«, bohrte Mills. »Hat er etwas mitgenommen? Ist er zwischen Telefon und Tür noch einmal stehen geblieben? Denken Sie nach.«
    »Er ist stehen geblieben, um seine Schlüssel zu nehmen«, sagte ich. »Nur seine Schlüssel.« Und dann dachte ich: Mein Gott, seine Schlüssel. Ezra verwahrte seine Schlüssel an einem Schlüsselbrett neben der Küchentür. Einen Satz für sein Auto, einen für sein Büro. Ich sah es vor mir, als wäre es erst an diesem Morgen passiert. Er ging an mir vorbei in die Küche, streckte die Hand aus — und nahm beide Schlüsselbunde herunter. Ich sah es genau. Er wollte ins Büro! Aber warum? Und war er hingekommen,

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