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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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verschwunden war. Dann schaute er auf mich herab. »Ich bin seit neunzehn Jahren in dieser Stadt, seit fast zwanzig Jahren. Wahrscheinlich bin ich in dieser Zeit zehntausend Meilen gelaufen. Sie sind der Einzige, der je gefragt hat, ob er mitgehen darf... der Einzige, der je mit mir reden wollte. Das ist vielleicht nicht viel für Sie... aber mir bedeutet es etwas.« Er legte seine verstümmelte Hand auf meine Schulter und sah mir fest in die Augen. »Es fällt mir nicht leicht, es zu sagen, aber auch das musste gesagt werden.«
    Ich war gerührt von seiner Aufrichtigkeit und erkannte, dass wir in dieser Stadt beide unseren eigenen schmerzhaften Weg gegangen waren. Es waren verschiedene Wege, die allerdings vielleicht beide gleich einsam waren.
    »Sie sind ein guter Mensch, Max. Ich bin froh, dass wir uns kennengelernt haben.« Ich streckte die Hand aus, und diesmal schüttelte er sie, so gut er konnte. »Kommen Sie«, sagte ich. »Gehen wir.« Ich wollte mich abwenden, aber er folgte mir nicht.
    »Hier höre ich auf«, sagte er.
    Ich sah mich auf der leeren Straße um. »Warum?«
    Er deutete auf das gelbe Cottage. »Das ist mein Haus.«
    »Aber ich dachte...« Zum Glück konnte ich mich bremsen.
    »Das ist ein hübsches Haus, Max.«
    Er betrachtete das Haus, als suchte er irgendeinen Mangel, und als er keinen fand, sah er mich wieder an. »Meine Mutter hat es mir hinterlassen, als sie starb. Seitdem bin ich hier. Kommen Sie herein. Wir holen uns ein Bier und setzen uns auf die Veranda.«
    Mit hängenden Armen stand ich da, peinlich berührt von all den Jahren, die ich ihn an unserem Haus hatte vorbeigehen sehen, und von den Vermutungen, die ich dabei gehabt hatte. In mancher Hinsicht war ich genauso schlimm wie Barbara, und diese Tatsache beschämte mich.
    »Max?«
    »Ja.« Ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht, das jetzt nicht mehr so grausig aussah.
    »Darf ich Sie um einen Gefallen bitten? Es ist wichtig.«
    »Schießen Sie los. Vielleicht sage ich sogar Ja.« Er lächelte wieder.
    »Wenn mir etwas zustoßen sollte, dann möchte ich, dass Sie meinen Hund nehmen. Sorgen Sie für ihn. Nehmen Sie ihn mit, wenn Sie spazieren gehen.«
    Es würde ein gutes Leben für ihn sein, dachte ich.
    Max betrachtete mich forschend, ehe er antwortete. »Wenn Ihnen etwas zustoßen sollte«, sagte er sehr feierlich, »dann werde ich für Ihren Hund sorgen. Wir sind Freunde, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte ich, und ich meinte es ernst.
    »Dann ist es gut. Aber Ihnen wird nichts zustoßen. Sie erzählen der Polizei von der Waffe und sorgen selbst für den Hund. Jetzt kommen Sie. Ich habe extra für Sie Bier gekauft.«
    Und so saßen wir auf seiner Veranda, schauten auf seinen gepflegten Rasen und tranken Bier aus der Flasche. Wir unterhielten uns, über nichts Wichtiges, und in dieser kurzen Zeit war ich nicht einsam, und er, dachte ich, war es auch nicht.

NEUNZEHN
    B one schlief immer noch im Truck, lag zusammengerollt in der Sonne. Ein Blick bergauf, und ich sah, dass das Haus leer war, doch ich brachte es nicht über mich hineinzugehen. Diese Leiche war noch warm. Also fuhr ich ins Büro. Das Gebäude machte immer noch den Eindruck, als gehörte es Ezra, und ich dachte mir, es wäre leichter, dort anzufangen.
    Es war kurz nach vier. Die Straße war leer, und auch auf dem Gehweg war niemand zu sehen. Ich wollte wütend sein, aber ich schlurfte daher wie ein Opfer. Ich betrat das Haus durch den Hintereingang und ging als Erstes in mein Büro. Schubladen herausgerissen, Aktenschränke geleert. Fallakten, persönliche Dokumente, alles. Meine finanziellen Unterlagen, Krankenakten, Fotos. Sogar das Tagebuch, in dem ich alle Jubeljahre etwas notierte. Mein ganzes Leben. Ich knallte die Schubladen zu, und das Geräusch hallte wie brechende Fingerknochen durch das leere Gebäude. Ich warf einen Blick ins Pausenzimmer und sah, dass sie sich mit Getränken aus meinem Kühlschrank bedient hatten. Der kleine, verschrammte Tisch war von Dosen und Süßigkeitenpapier übersät, und das Zimmer stank nach Zigaretten. Ich raffte den Müll zusammen und stopfte ihn wütend in einen Plastiksack. Die Hälfte des Drecks räumte ich ab, dann schleuderte ich den Sack zu Boden. Es hatte keinen Sinn.
    Ich stieg hinauf in Ezras Büro. Auch das war ein regelrechtes Schlachtfeld, doch ich ignorierte das Chaos und ging geradewegs zu der Ecke des Teppichs, unter der sich der Safe des Toten verbarg. Ich schlug den Teppich zurück. Alles unverändert: zwei

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