Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
Katze, fletschte unwillkürlich die Zähne und knurrte leise. Mit sichtlicher Anstrengung bekam sie sich wieder in die Gewalt und schlüpfte hinaus. Res f olgte i h r, die Katze im Arm.
    » W ie du lernen willst, wenn du m ir nicht zuschaust, das möchte ich schon wissen«, sagte Tantlin in gereiztem Ton, als sie wieder auf der Straße standen.
    »Eines nach dem anderen«, entgegnete Res. »Bis jetzt lerne ich das beste Eindringen in Häuser und das Gewinnen von Verbündeten. Diese Katze zum Beispiel.«
    Das W ildweibchen, das selbst katzenhafte Züge trug, schnaubte verächtlich. »Das ist ein Wand e rer. Aber jedem das seine.«
     
    Eine Straße vor der Schenke k a m ihnen Yen Tao-tzu entgegen. Als er Res erkannte, g e stikulierte er heftig.
    »Sollte d e r sich nic h t verst e cken, d a m it Linus keinen Ärg e r bekom m t ? «, fragte das W ildweibchen.
    Yen Tao-tzu winkte m it beiden Ar m en und deutete zurück zur Schenke, dann rannte er zu ihnen, ergriff Res an der Hand und zog sie in die umgekehrte Richtung.
    Hat er nun die Sprache statt des Verstandes verloren?, erkundigte sich die Katze.
    Nur zeitweilig, entgeg ne te Res. Anscheinend wartet in der Schenke Gefahr a uf mich, Yen Tao-tzu nickte heftig.
    Das W ildweibchen zuckte d i e Achseln. »Das ist deine Sache, Frischling«, sagte sie zu Res. »Ich h a be jedenfalls keinen Sinn dafür, den Abend auf der Straße zu verbringen. Ich habe m einen Auftrag erledigt, und nun habe ich Hunger.«
    »Gibt es noch einen anderen Eingang ? «, fragte Res zögernd. »Ich habe ein paar Sachen in der Schenke, die ich brauche.«
    Yen Tao-tzu schüttelte den Kopf u n d drehte sich ein m al um sich selbst. Erst jetzt be m erkte Res, was i hr bisher in der Dunkelheit entgangen war; er hatte ihr e n W eidenkorb geschultert.
    »Bis dann«, erklärte das W ildweibchen lässig und schlenderte zur Schenke weiter.
    Erneut zupfte Yen Tao-tzu an Res’ Ä r m el. Angesichts von alle m , was bisher p assiert war, brauchte er Res nicht n o ch ein m al zur Fluc h t m ahnen. Obwohl die Katze prote s tierend m aunzte, ließ sie S chnurrspitz auf den Boden fallen und lief los. Im Notfall hatte sie lieber beide Hände frei.
    Sie schlug die Richtung der Laube ein, zu welcher der Dschinn sie vor zwei Tagen gebracht hatte. A ll die Gänge durch Kading auf der Suche nach der Katze h atten sich d och geloh n t; Res fand sich auch im Dunkeln zurecht. Unterwegs beriet sie sich, so gut es im E i lschritt eben m öglich war, m it Schnurrspitz.
    Die Fürstin sagt, wer gemordet habe, um nach Kading zu gelangen, könne es ohne ihre Einwilligung nicht m ehr verlassen, erklärte sie der Katze. Aber Yen Tao-tzu ist nicht gestorben, also gilt das für dich nicht, und ich habe auch n i e m anden getötet. Yen T ao-tzu hat nie m and e m ein Haar gekrüm m t . Also m üssten wir die Schutzzauber überwinden können, aber was genau sagt und tut m an dazu?
    Der See ist der Schlüssel, so wie die Flammen für den Hinweg. Mit Einwilligung der Fürstin kann man die Stadt von überall verlassen, aber ohne Einwilligung nur von dort und nur dann, wenn man einen besti m mten Preis bezahlt.
    Der See be f and sich zie m lich weit von der Kristallaube entfernt. Res wechselte die Richtung. Nicht noch ein Leben?, fragte sie, ohne innezuhalten.
    Nein. Aber du musst dem See gestatten, das Innerste deines Herzens widerzuspiegeln, so dass du und alle an d e r en es erken n en. Nicht jeder kann das ertragen. Ich freue mich selbst nicht gerade darauf.
    Res blieb stehen, um n a ch Atem zu ringen. Zu ihrer Verwunderung schien Yen Tao-tzu die Rennerei nichts auszu m achen. Er at m ete noch nicht ein m al schneller, obwohl er genau wie sie husten m usste. Es war wirklich se h r s t a ub i g h i e r .
    Staubig…
    Auf einer S t raße aus gehäm m ertem Licht gab es keinen Staub, dachte Res, und die Kälte von Kading strö m t e tief in ihre Knochen. Vor ihr wurde die Dunkelheit dicht e r und dichter, bis sich in dem schwachen Licht der Straße, die sich in den Kristallpyra m iden widerspiegelte, zwei weibliche Gestalten abzeich n et e n.
    Zwei. Nicht drei.
    Res starrte die beiden Leonesinnen an, die sich an den Händen hielten und langsa m , aber unaufh a ltsam auf sie zusc h r itten. » W as habt ihr getan ? «, stieß sie hervor, so leise, dass die W orte nur wie ein Hauch über ihre Lippen glitten.
    Doch die Leonesinnen verstanden sie trotz d em. »Bist nic h t zurückgekehrt. Hast dich hier ver s teckt«, erwiderte die eine, und

Weitere Kostenlose Bücher