Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Belustigungauszudrücken. Sie ergaben eine merkwürdige Mischung. Dann ließ der Flame den Kopf hängen. »Ich weiß nicht, was passiert ist, Master Durham«, flüsterte er in dem seltsamen Französisch, das auch seine Frau sprach. »Ich habe überhaupt nichts getan. Aber wir waren kaum an Land gekommen …«
»Ich weiß. Ich erkläre dir ein andermal, was dahinter steckt. Aber wir haben jetzt nicht viel Zeit, also hör gut zu: Du musst dieses Zeug hier anziehen und …« Ihm ging auf, dass »Dein Reich komme, dein Wille geschehe« auf Französisch vermutlich einen vollkommen anderen Rhythmus hatte, und er tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Weidenkorb, um dem Weber das Klopfzeichen vorzumachen. »Der Wärter denkt, ich sei schwerhörig. Es macht also nichts, wenn du nicht antwortest, sollte er etwas sagen. Halte den Kopf gesenkt, nick ihm zu, und mach, dass du rauskommst. Vergiss nicht, zu hinken. Ein einbeiniger Bettlerjunge wartet draußen. Er wird dich zu meinem Haus bringen, wo deine Frau wartet.«
Der Flame nickte. Er wirkte ein bisschen benommen. »Aber … was wird aus Euch?«
Jonah streifte die Kapuze und die kratzige Rise vom Kopf und fuhr sich erleichtert mit den Fingern durch die Haare. »Es wird mich nicht umbringen, die Nacht hier auszuharren. Morgen klärt sich alles auf. Jetzt beeil dich.«
Es ging besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Niklas war ein wenig kleiner als Jonah und untersetzt, aber die weiten Lumpen der alten Frau verdeckten auch seine Statur. Mit einer widerwilligen Grimasse legte er die Rise an und warf sich den Mantel über. Doch er verlor kein Wort über den ekelerregenden Zustand des Kostüms. Als er fertig verkleidet war, ergriff er den Weidenkorb. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gestand er verlegen.
Jonah grinste verwegener, als ihm zumute war. »Zerbrich dir den Kopf darüber, wenn du draußen und in Sicherheit bist. Nun geh endlich.«
Niklas nickte. »Danke, Master Durham«, murmelte er, wandte sich ab und schlurfte zur Tür, die sich wenig später öffnete. Jonah sah Niklas über die Schwelle hinken, dann wurde dieschwere Eichentür schwungvoll geschlossen, und man hörte den Riegel rasseln. Jonah setzte sich ins unreine Stroh, verschränkte die Arme auf den angewinkelten Knien und bettete den Kopf darauf. Zu spät fiel ihm ein, dass er den Kanten Brot und das Stück Blutwurst, die er zur Vervollständigung seiner Maskerade in den Korb gelegt hatte, nicht herausgenommen hatte.
Der große Badesaal mit den wundervollen Kacheln war gut gefüllt. In dem großen Bassin, welches den Raum beherrschte, saßen nackte Männer und Frauen an den Rand gelehnt, ordentlich nebeneinander und abwechselnd aufgereiht wie an einer Tafel. Und tatsächlich war über die Mitte des Beckens ein breites Holzbrett gelegt worden, das gar mit einem Tischtuch bedeckt war, auf dem Teller und Becher standen.
Rupert nahm einen Schluck aus dem feinen Silberpokal, den er mit Lilian teilte. Der Wein war köstlich, herrlich kühl – ein äußerst angenehmer Kontrast zu dem warmen Wasser, in dem er saß. Ein Kontrast, der die Sinne anregte.
Rupert zweifelte, dass das Paradies solche Freuden zu bieten hatte, wie sie ihm hier zuteil wurden, denn im Paradies, nahm er an, ging es anständig zu. Er wusste, dass schon allein dieser Vergleich, der ihm durch den Kopf ging, eine abscheuliche Sünde war. Aber er hatte sich abgewöhnt, sich für solche Gedanken zu schämen oder sie gar zu beichten. Genau wie er sich abgewöhnt hatte, ständig daran zu denken, was ein solcher Abend kostete. Das verdarb ihm nur die Freude, und es nützte ja nichts. Er kam ja doch immer wieder her. Er konnte einfach nicht anders. Nichts, was Rupert bislang an fleischlichen Freuden erlebt hatte, war auch nur annähernd vergleichbar mit dem, was er hier fand. Von Verruchtheit ganz zu schweigen …
Lilian tauchte eine ihrer schmalen Hände ins Wasser und fuhr beiläufig über Ruperts haarigen Oberschenkel, auf und ab, jedes Mal ein bisschen höher. Er stützte die Ellbogen auf den Beckenrand, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Als sie sein pralles Glied umschloss, stöhnte er.
»Ja, das gefällt dir, was«, raunte sie.
»Oh, Lilian.« Er nahm ihren Arm, zog sie ein Stück näher, sodass sie fast auf seinem Schoß saß, und ließ Wasser über ihre Brüste laufen. Konzentriert sah er zu, wie es über die üppigen Wölbungen rann und von den Spitzen tropfte. »Ich könnte …«
»Ich weiß, ich weiß«,
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